F-16-Kampfjets für die Ukraine: Republikaner und Demokraten erhöhen Druck auf Pentagon-Chef Austin

Wie kann die Ukraine bei der Verteidigung gegen Russland am besten unterstützt werden? In den USA nimmt das Thema Lieferung von Kampfjets Fahrt auf.
Frankfurt – In keinem anderen Land ist die Hilfsbereitschaft im Ukraine-Krieg so ausgeprägt wie in den USA. Die Nordamerikaner haben bis Mitte Januar 73,1 Milliarden Euro für die Unterstützung des von Russland überfallenen Staates vorgesehen, wie das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IFW) auflistet. Immer wieder heißt es, ohne die Vereinigten Staaten wäre die Ukraine längst verloren gewesen, also vermutlich von der Landkarte verschwunden.
Der Großteil der Lieferungen aus Washington fällt dabei mit 44,3 Milliarden Euro auf militärische Hilfe. Gerade wenn es um Waffen und Munition geht, sind die USA lange nicht so zögerlich wie die meisten europäischen Staaten. Da verwundert es nicht, dass nun bereits hinter den Kulissen intensiv über die Möglichkeit, die Ukrainer auch mit F-16-Kampfjets auszustatten, debattiert werden soll.
F-16-Kampfjets für die Ukraine? US Air Force nutzt Flieger seit mehr als 40 Jahren
Das US-Portal Politico berichtet von einem Schreiben von acht Senatoren – fünf Demokraten und drei Republikanern –, in dem Verteidigungsminister Lloyd Austin aufgefordert wird, mehr Informationen darüber bereitzustellen, welchen Einfluss die Bomber in dem Krieg haben könnten. Die seit 1978 von der US Air Force genutzten Flieger gelten als meistverkauftes Jagdflugzeug weltweit, wie das Flugzeug-Lexikon schreibt.
Der sogenannte Fighting Falcon – auch als „Viper“ bezeichnet – kann mit Kanonen, Luft-Luft- und Luft-Boden-Raketen bestückt werden. Das Modell ist gut 15 Meter lang, etwa fünf Meter hoch und hat eine Spannweite von zehn Metern. Der Einsatzradius wird mit bis zu 1600 Kilometern angegeben, die maximale Startmasse beträgt mit Außenlast 19.000 Kilogramm.

Ukraine-Krieg an „kritischem Punkt“: Demokraten und Republikaner wollen F-16-Lieferung prüfen lassen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und seine Mitstreiter fordern bereits seit Wochen bei vielen Gelegenheiten, dass die Truppen, die das Land verteidigen, mit Kampfjets wie dem F-16 ausgestattet werden. Doch US-Präsident Joe Biden, der sich zuletzt schon bei Lieferungen von Kampfpanzern der Marke Abrams geziert hatte, lehnt bislang ab.
Nun wird offenbar der Druck auch aus der eigenen Partei erhöht, bei diesem Thema umzudenken. Als führende Kraft hinter dem Schreiben an Pentagon-Chef Austin nennt Politico den demokratischen Senator von Arizona, Mark Kelly. Die Senatoren stellen fest, dass sich der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland „an einem kritischen Punkt“ befinde.
Nach Gesprächen mit Führungskräften aus den USA, der Ukraine und anderen das Land unterstützenden Nationen seien die Senatoren zu dem Schluss gekommen, dass die F-16-Jets zu einem „Game Changer“ werden könnten. Deshalb sollte eine Bereitstellung gründlich geprüft werden.
USA debattieren über F-16-Lieferungen: Senatoren wollen Antworten von Pentagon-Chef Austin
Bis Ende dieser Woche wollen die acht Senatoren Antworten von Austin. Und zwar auf die Fragen, welchen Stellenwert die ukrainischen Beamten Lieferungen von F-16-Jets beimessen, ob diese aus bisherigen Beständen beschafft werden könnten oder neu produziert werden müssten, wie das US-Militär die Auswirkungen der Flieger auf den Konflikt einschätzt und wie schnell Ukrainer an ihnen ausgebildet werden könnten.
Positiv erwähnt wurde, dass bereits zwei ukrainische Piloten auf einem Luftwaffenstützpunkt in den USA – der Morris Air National Guard Base in Tucson – ihre Fähigkeiten an US-Kampfflugzeugen testen durften. Dies sei ein „entscheidender Schritt“.
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Schicken die USA Kampfjets in die Ukraine? Schreiben von fünf Demokraten und drei Republikanern
Neben dem ehemaligen Astronauten Kelly haben dem Bericht zufolge auch seine Parteifreunde Tammy Duckworth aus Illinois, Tim Kaine aus Virginia, Martin Heinrich aus New Mexico und Jacky Rosen aus Nevada sowie die Republikaner Lisa Murkowski aus Alaska, Tommy Tuberville aus Alabama und Ted Budd aus North Carolina unterzeichnet.
Sie stützen sich wohl auch auf die Angaben von General Christopher Cavoli, Kommandeur der Nato in Europa. Er soll auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar Gesetzgeber hinter verschlossenen Türen darauf hingewiesen haben, dass moderne Waffen wie F-16-Jets und Langstreckenraketen die ukrainische Verteidigung stärken könnten.
Biden und die F-16-Kampfjets: US-Präsident wiegelt bei Debatte um Lieferung an Ukraine noch ab
Bei dem Schreiben der Senatoren handelt es sich nicht um den ersten Vorstoß, der Biden hinsichtlich der Jagdbomber ins Grübeln bringen soll. Im Repräsentantenhaus, der anderen Kammer des US-Kongresses, gab es demnach bereits einen vom Demokraten Jared Golden aus Maine angeführten parteiübergreifenden Versuch, das Staatsoberhaupt davon zu überzeugen, dass die Ukraine die F-16-Flieger brauche.
Dem entgegen steht etwa die Ansicht von Bidens nationalem Sicherheitsberater Jake Sullivan, der den Kampfjets angesichts der Kriegsentwicklung nicht die höchste Priorität einräumt. Colin Kahl, Unterstaatssekretär für die Verteidigungspolitik, soll derweil dem Ausschuss für Streitkräfte im Repräsentantenhaus erklärt haben, dass eine Lieferung mindestens 18 Monate in Anspruch nehmen würde, für die Herstellung neuer Modelle veranschlagte er sogar drei bis sechs Jahre. Ihm zufolge benötige die Ukraine vor allem Verteidigungssysteme und Munition. (mg)