Nach Anschlag auf Kriegsblogger: Putins FSB-Schergen beschuldigen zweiten Verdächtigen

Jagd auf die Attentäter: Der Kreml fahndet nach einem zweiten Verdächtigen im Mordfall des Militärbloggers Wladlen Tatarski. Er soll aus der Ukraine stammen.
Moskau – Der Mordanschlag auf den prorussischen Kriegsblogger Wladlen Tatarski hat Russlands Machtapparat aufgewühlt. Nach der Explosion in St. Petersburg lässt der Kreml die möglichen Täter jagen. Jetzt soll es in den Ermittlungen eine neue Spur geben. So hat der Inlandsgeheimdienst FSB einem zweiten Verdächtigen eine Tatbeteiligung vorgeworfen. Demnach soll der ukrainische Staatsbürger Yuri Denisov den Anschlag gemeinsam mit der bereits festgenommenen Daria Trepova durchgeführt haben, wie die russische Nachrichtenagentur Tass am Donnerstag (13. April) berichtete.
Nach Attentat auf Kriegsblogger: FSB jagt zweiten Verdächtigen
Dem Bericht zufolge reiste Denisov angeblich bereits im Februar von Kiew über Lettland nach Moskau, wo er anschließend Informationen über den „Lebensstil und die besuchten Orte“ des Militärbloggers Tatarski gesammelt haben soll. Denisov, geboren 1987, habe seiner Komplizin Trepova dann einen als Gipsbüste des Militärkorrespondenten getarnten Sprengsatz per „Expresslieferung“ über einen Vermittler in Moskau übergeben lassen, teilte der FSB der russischen Nachrichtenagentur mit. Am Tag nach dem Attentat in St. Petersburg floh Denisov laut FSB dann über Armenien in die Türkei.
Explosion in St. Petersburg: Trepova soll Tatarski in Prigoschins Café umgebracht haben – aber nicht allein?
Der Anschlag hatte sich am Sonntag (2. April) in einem Café in St. Petersburg ereignet. Bei der Explosion war der unter dem Namen Wladlen Tatarski bekannte russische Militärblogger (bürgerlich Maxim Fomin) ums Leben gekommen. Mehr als 30 Menschen wurden durch einen Sprengsatz verletzt, der offenbar in einer Skulptur versteckt gewesen war. Veröffentlichte Videos zeigten eine Frau, die dem Blogger eine Büste überreichte, die kurz darauf explodierte. Bei der Frau soll es sich um die 26-jährige Trepova handeln, die im Anschluss von den Sicherheitsbehörden verhaftet worden ist.
Das Café, in dem sich der Anschlag ereignet hatte, gehört Medienberichten zufolge dem Chef der Söldnergruppe-Wagner, Jewgeni Prigoschin. Dieser hatte das Attentat im Anschluss auf sich bezogen und den Tätern Rache geschworen. In der russischen Militärelite hatte die Explosion sehr viel Unruhe ausgelöst. Mittlerweile gibt es sehr viele Spekulationen über die möglichen Täter, Motive und Hintergründe. Auch innerrussische Machtkonflikte werden nicht ausgeschlossen. Unabhängig überprüfen lassen sich viele Angaben derzeit nicht.
Toter Militärblogger: FSB verdächtigt auch Oppositionelle um Nawalny
Laut einem Bericht der Moscow Times beschuldigte der FSB die ukrainischen Sonderdienste und ihre „Agenten“ unter der russischen Exilopposition, den tödlichen Angriff organisiert zu haben. Der FSB identifizierte Trepova auch als „Unterstützerin“ der „Ideologie“ des inhaftierten Kremlkritikers Alexej Nawalny. Nawalnys enge Mitarbeiter Leonid Wolkow und Iwan Schdanow hätten seit Kriegsbeginn „wiederholt zu subversiven Aktivitäten in Russland aufgerufen, um die verfassungsmäßige Ordnung zu ändern“, zitierte die Zeitung eine Stimme aus dem FSB.
Nawalnys Mitarbeiter haben den Vorwurf aber zurückgewiesen. In Wahrheit, so ließen sie mitteilten, wollten die russischen Behörden mit dem Hinweis auf eine Verbindung zwischen ihrem Team und Trepova den Grundstein für weitere Strafanzeigen gegen den inhaftierten Oppositionsführer legten. (jkf)