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Krasse Benachteiligung: Erdogan lässt Ex-Beamte von Hilfen für Erdbebenopfer ausschließen

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Von: Erkan Pehlivan

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Erdogan schließt Erdbebenopfer von staatlichen Hilfen ausschließen, wenn sie Ex-Beamte (KHK´li) sind.
Eine Frau sitzt nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei zwischen den Trümmern und beobachtet die Bergung von Opfern. © Boris Roessler/dpa

Wer nach dem Putschversuch 2016 vom Staatsdienst entlassen wurde, hat es auch schwer, wenn er zu den Erdbebenopfern zählt. Die Ex-Beamten werden von Hilfen ausgeschlossen.

Ankara - Nach dem Putschversuch in der Türkei 2016 wurden über 150.000 Beamte aus dem Staatsdienst entlassen. Viele der Betroffenen wurden im Anschluss verhaftet, weil man ihnen Terrordelikte und Umsturzversuch vorwarf. In der Türkei nennt man sie „KHK’li“, was so viel heißt wie „per Dekret Entlassene“. Auch wenn die Betroffenen in zwielichtigen Prozessen freigesprochen wurden. Die Betroffenen werden dem „sozialen Tod“ ausgesetzt, beschweren sich die Betroffenen.

Sie dürfen oft nicht wieder zu ihrer Arbeit zurückkehren und bekommen auch sonst im Staatsdienst keine Arbeit mehr, auch wenn ihre Unschuld bewiesen wurde. Viele müssen daher als Tagelöhner arbeiten oder gehen ins Ausland. Auch werden die KHK´li in der Erdbebenregion weiterhin diskriminiert, in dem sie etwa von Hilfen ausgeschlossen werden.

KHK´li werden nach Erdbeben nicht registriert

Nach Informationen der „Erdbeben-Solidaritäts-Plattform in Ankara“ ADDP (Türkisch: Ankara Deprem Dayanisma Platformu) sind 249.244 Menschen aus der Erdbebenregion nach Ankara gekommen. „Wir gehen davon aus, dass diese Zahl viel höher ist. Viele werden nicht registriert“, sagte Mete Elci von der ADDP in dem TV-Sender Halk TV. „Die KHK´li bekommen nirgendwo Hilfen. Sie bekommen keine Erdbebenhilfen, sie bekommen keinen Mietzuschuss oder dürfen in staatliche Einrichtungen oder Heimen unterkommen.“

Keine Staatlichen Hilfskredite nach dem Erdbeben - auch für Ehepartner

Auch werden die betroffenen Erdbebenopfer von den staatlichen Hilfskrediten ausgeschlossen – das gilt auch für ihre Angehörige. „Auch der Ehepartner bekommt keine Hilfskredite, weil der andere Partner ein KHK´li ist“, so Elci in der TV-Sendung von Halk TV. Das bestätigt auch der Abgeordnete Ömer Faruk Gergerlioglu: „Du bist Ehepartnerin eines KHK´li, wir geben dir keinen Kredit, wird ihnen gesagt, wenn sie zur Bank gehen“, berichtete er kürzlich bei einer Konferenz zu der Lage der KHK´li in Ankara.

Hoffnungsschimmer für die KHK´li kommt dagegen von Kemal Kilicdaroglu, der ebenfalls auf Halk TV berichtete, warum er als Präsidentschaftskandidat bei der Türkei-Wahl gewählt werden will. Man solle für ihn stimmen, wenn man wolle, „dass die Benachteiligung der KHK´li aufhören“.

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