1. Startseite
  2. Politik

Estlands Präsident warnt vorm „verzweifelten Putin“

Erstellt:

Von: Moritz Serif

Kommentare

Droht im Ukraine-Krieg ein Atomwaffeneinsatz? Das hängt laut Alar Karis vor allem an der Person Wladimir Putin.

Tallinn – Der estnische Präsident Alar Karis hält es für unwahrscheinlich, dass der russische Präsident Wladimir Putin im Krieg gegen die Ukraine Nuklearwaffen einsetzen wird. Er könnte jedoch erneut mit dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen liebäugeln, wenn sich der Kreml in einer „sehr verzweifelten“ Situation befindet.

In einem Gespräch mit Newsweek sagte Karis, dass man sich auf diese Situation einstellen müsse. „Es gibt nur sehr wenige Menschen, die Putin nahe stehen, die es wirklich wissen. Aber er ist definitiv nicht geisteskrank, zumindest nicht im medizinischen Sinne. Das bedeutet, dass er genau weiß, was er tut“, sagte Karis über den russischen Diktator. „Aber es gibt nicht viele Informationen, man kann spekulieren, wenn Putin anfängt, Generäle auszutauschen, dass etwas nicht so läuft, wie er will“, so der Präsident Estlands.

Russlands Präsident Wladimir Putin bei einer Besprechung im Kreml in Moskau.
Russlands Präsident Wladimir Putin bei einer Besprechung im Kreml in Moskau. © MIKHAIL KLIMENTYEV/AFP

Putin könnte Atomwaffen einsetzen

„Wenn Russland sehr verzweifelt ist, dann - und ich würde nicht sagen, zufällig, sondern vielleicht sogar absichtlich – könnten sie einen Knopf drücken“, warnte der estnische Präsident und bezog sich dabei auf Moskaus Atomwaffenarsenal. „Aber so einfach ist das nicht. Es ist nicht so, dass man einen Knopf in der Ecke hat und ihn dann einfach drückt. Es gibt immer noch bestimmte Schritte zu befolgen.“

Jüngere nukleare Drohungen - wie Putins angekündigte Absicht, taktische Nuklearsprengköpfe in Belarus zu stationieren – haben bislang zumindest kaum etwas bewirkt. Außerdem ist unklar, in welchem Zustand sich die russischen Atomwaffen befinden. Die stellvertretende US-Außenministerin Wendy Sherman sagte, dies sei „sein Versuch, diese Bedrohung auf kontrollierte Weise einzusetzen“.

Putin-Nachfolger: Unklar, wie Russland darüber denkt

Estlands Präsident spricht auch über einen etwaigen Nachfolger des Kreml-Herrschers. „Selbst wenn Putin nicht mehr da ist, wird es vielleicht für eine Weile einen anderen geben, und dann könnte es einige Zeit dauern, bis wir einen Führer bekommen, der bereit ist, mit dem Rest der Welt zusammenzuarbeiten“, sagte Karis.

Unklar sei, wie das russische Volk über Putin denke. „Man bekommt keine richtigen Informationen darüber, was das russische Volk wirklich denkt, weil es zum Schweigen gebracht wurde, wie unter dem Sowjetregime“, sagte er.

Putin will Moskau und St. Petersburg nicht zu sehr belasten

Der Präsident fügte hinzu, dass Putin und seine Beamten offenbar darauf geachtet haben, Moskau und St. Petersburg, die beiden Säulen der russischen Politik und Wirtschaft, nicht zu sehr zu belasten. „In abgelegenen und ländlichen Gebieten ist die Situation anders“, sagte Karis. „Sie sind sehr arm, und sie schicken ihre Söhne in den Krieg. In der Hauptstadt und vielleicht in St. Petersburg merken die Menschen nicht einmal, dass ein Krieg im Gange ist.

Ein Palastputsch oder ein Massenaufstand, der Putin stürzen und einen neuen, russischen Weg einleiten würde, scheint daher nicht unmittelbar bevorzustehen. Dennoch gibt es immer wieder Berichte darüber, dass Putins Reich bei einer Niederlage in der Ukraine auseinanderfallen könnte. (mse)

Auch interessant

Kommentare