Finnlands Nato-Beitritt: Ex-Oberst hält Putins Drohungen für unglaubwürdig – „Passiert ist nie was“
Finnland gehört zur Nato, und Russland droht mit „Gegenmaßnahmen“. Ex-Oberst Kiesewetter sieht das Gegenteil kommen: Putin werde an den Verhandlungstisch zurückkehren.
Brüssel/Moskau - Finnland gehört jetzt zur Nato: Das ist eine der bislang wohl weitreichendsten geopolitischen Folgen von Wladimir Putins Einmarsch in die Ukraine. Mit dem offiziellen Beitritt des baltischen Staates am Dienstag (4. April) wächst die Nato-Außengrenze zu Russland auf mehr als das Doppelte an.
Nato-Beitritt Finnlands: Russland zu „Gegenmaßnahmen“ gezwungen?
Es dauerte nicht lange, da drohte Putin mit Gegenmaßnahmen: „Die Erweiterung der Nato ist ein Angriff auf unsere Sicherheit und die nationalen Interessen Russlands“, ließ er seinen Sprecher Dmitri Peskow noch am selben Tag der Welt ausrichten. Russland sei „zu Gegenmaßnahmen“ gezwungen. Im russischen Staats-TV heißt es schon, Russland solle nach seinem Angriff auf die Ukraine nun auch noch das finnische „Brudervolk“ befreien.
Wie ernst sind solche Drohungen zu nehmen? Für den Bundeswehroberst a.D. Roderich Kiesewetter sind es altbekannte Strategien des Kreml, auf die Putin jetzt wieder zurückgreift: „Putin arbeitet immer mit Angst“, sagt der heutige CDU-Bundestagsabgeordnete im Gespräch mit IPPEN.MEDIA. „Er hat immer wieder gedroht, aber passiert ist nie etwas.“ Auch nach dem Nato-Beitritt Finnlands sei von Russlands Drohung „gar nichts zu halten“.

Kiesewetter zu Drohung des Kreml: „Deutschland hat es endlich verstanden“
Auch die deutsche Regierung habe langsam verstanden, dass Putins Drohungen keinem Glauben zu schenken seien, „auch nicht seinen ständigen nuklearen Drohungen“, so Kiesewetter, der früher Präsident des deutschen Reservistenverbands war.
Nach Meinung des Ex-Obersts, der unter anderem sechs Jahre lang bei der Nato tätig war, ist Putins größte Sorge nicht die Nato, sondern die Entwicklungen in seinem eigenen Land: „Putin hat keine Angst vor der Nato, sondern vor den freiheitlichen und demokratischen Bewegungen in Russland und den Nachbarstaaten.“
Ukraine-Krieg: Putin werde an Verhandlungstisch zurückkehren
Die Nato sei derzeit stärker denn je, erklärt Kiesewetter zudem, und dies sei auch der richtige Weg im Umgang mit Russland: „Putin versteht nur die Sprache der Stärke. Und er sieht nach und nach, dass seine Strategie der Drohungen nicht aufgeht und er es mit einer starken Ukraine, von EU und Nato-Staaten geschlossen unterstützt, zu tun hat.“ Dies werde Russland früher oder später in Sachen Ukraine-Krieg zurück an den Verhandlungstisch bringen, ist sich der CDU-Politiker sicher. (smu)