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Rechtsaußenpartei unterstützt Kilicdaroglu bei Stichwahl – „Alle Flüchtlinge nach Hause schicken“

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Von: Stephanie Munk

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Erdogan-Herausforderer Kilicdaroglu bekommt vor der Stichwahl in der Türkei Unterstützung: Die Rechtsaußenpartei Zafer Parisi stellt sich hinter den Sozialdemokraten.

Istanbul - Erdogan-Herausforderer Kemal Kilicdaroglu bekommt auf den letzten Metern vor der Stichwahl in der Türkei Schützenhilfe: Die Rechtsaußenpartei Zafer Partisi (zu Deutsch: Sieges-Partei) hat ihre Unterstützung für den Oppositionspolitiker erklärt. Vorsitzender Ümit Özdag gab bekannt, dass er sich hinter den CHP-Führer Kilicdaroglu stelle.

Offenbar spielt bei der Entscheidung von Zafer Partisi die zuletzt ungewohnt scharfen Töne Kilicdaroglus in der Flüchtlingsfrage eine Rolle. Während der eigentlich als besonnen geltende 74-Jährige bisher vor allem die Wiederherstellung der Demokratie in den Mittelpunkt gestellt hatte, will er vor der Stichwahl offenbar im rechtsnationalistischen Lager punkten. Mit Blick auf Syrien kündigt er an, dieser werde „alle Flüchtlinge nach Hause schicken“, sobald er an die Macht komme.

Will Erdogan ablösen: Kemal Kilicdaroglu bekommt vor der Stichwahl in der Türkei Unterstützung von Rechtsaußen.
Will Erdogan ablösen: Kemal Kilicdaroglu bekommt vor der Stichwahl in der Türkei Unterstützung von Rechtsaußen. © Murat Kocabas/Imago

Kilicdaroglu vor Stichwahl gegen Erdogan: Alle Asylbewerber innerhalb eines Jahres zurückführen

Zafer-Partisi-Führer Özdag sagte nun laut Hürriyet vor seinen Anhängern: „Unterstützen Sie die Politiker, die nach der Wahl am 28. Mai 13 Millionen Flüchtlinge in ihre Heimat schicken werden und stimmen Sie für Kemal Kılıcdaroglu.“ In einer gemeinsamen Erklärung hieß es, man habe sich auf die Rücksendung „aller Flüchtlinge und Illegalen“ innerhalb eines Jahres geeinigt.

Özdags Partei war in der ersten Runde mit dem parteilosen Ultranationalisten Sinan Ogan als Kandidat eines Zusammenschlusses mehrerer Parteien angetreten. Der hatte am Dienstag (23. Mai) seine Unterstützung für den amtierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdogan erklärt. Die Zafer-Partei war die stimmenstärkste Partei des Zusammenschlusses. Bei den Parlamentswahlen am 14. Mai erhielt sie vorläufigen Zahlen zufolge 2,2 Prozent der Stimmen.

Erdogan muss erstmals in Stichwahl – seine Chancen stehen gut

Kilicdargolu sagte laut Hürriyet bei der Pressekonferenz mit Zafer Partisi-Chef Özdag, man habe „gute Ergebnisse erzielt“. Er hoffe, man sehe sich nach der Stichwahl in „einer viel angenehmeren Atmosphäre“ wieder.

Ob es aber wirklich so kommen wird, ist fraglich: Zwar ist dem 74-jährigen Kilicdaroglu etwas gelungen, was vor ihm noch keiner geschafft hat: Langzeit-Herrscher Erdogan muss in die erste Stichwahl in der Geschichte der Türkei. Vor dem ersten Wahldurchgang wurden ihm auch noch gute Siegeschancen zugesprochen – bei der Stichwahl am Sonntag gibt es nun aber nur noch wenig Hoffnung, dass sich der sozialdemokratische Präsidentschaftskandidat durchsetzt.

Amtsinhaber Erdogan geht als klarer Favorit ins Rennen. Er verfehlte bei der Türkei-Wahl im ersten Wahldurchgang am 14. Mai mit 49,5 Prozent der Stimmen die erforderliche Mehrheit nur knapp – während Kilicdaroglu nur 44,9 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte.

Feindliche Stimmung gegen Flüchtlinge vor Stichwahl in der Türkei

Erdogan und Kilicdaroglu treten am Sonntag, 28. Mai treten in einer Stichwahl um das Präsidentenamt gegeneinander an. Das Thema Migration hatte vor dem Hintergrund einer zunehmend feindlichen Stimmung gegen Flüchtlinge großen Stellenwert im Wahlkampf. In der Türkei leben nach offiziellen Angaben rund 3,4 Millionen syrische Flüchtlinge. Kilicdaroglu hatte bisher damit geworben, sie auf freiwilliger Basis innerhalb von zwei Jahren nach Syrien zurückzuschicken.

Auch im Ausland sind 3,4 Millionen türkische Wahlberechtigte im Ausland zur Stimmabgabe aufgerufen. 1,5 Millionen haben bereits gewählt. (smu)

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