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Rücktritt: Erdogans Schwiegersohn Albayrak legt überraschend Ministeramt nieder

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Von: Joel Schmidt

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Berat Albayrak am Rednerpult
Berat Albayrak ist überraschend vom Amt des türkischen Finanzministers zurückgetreten. (Archivfoto) © Ozan Kose/AFP

Der türkische Finanzminister Berat Albayrak hat überraschend seinen Rücktritt erklärt. Unklar ist noch, ob Präsident Recep Tayyip Erdogan dies anerkennen wird.

Ankara - Überraschend hat der Schwiegersohn des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Sonntag (08.11.2020) seinen Rücktritt als Finanzminister erklärt. Wegen gesundheitlicher Probleme und weil er mehr Zeit mit seiner „vernachlässigten“ Familie verbringen wolle, trete er von seinem Amt zurück, gab Berat Albayrak auf seinem Instagram-Account bekannt. Die Türkei befindet sich inmitten einer schweren Währungskrise.*

Finanzminister der Türkei tritt zurück: Albayrak ist Schwiegersohn von Präsident Erdogan

„Nachdem ich fast fünf Jahre auf Ministerposten gedient habe, habe ich die Entscheidung getroffen, mein Amt wegen gesundheitlicher Probleme nicht weiter auszuüben“, heißt es in Albayraks Posting. Der 42-Jährige hatte das Amt des Finanzministers 2018 übernommen, nachdem er zuvor drei Jahre Energieminister war. Albayrak ist mit Erdogans älterer Tochter Esra verheiratet.

Nach Rücktritt von Finanzminister Albayrak: Noch keine Reaktion von Präsident Erdogan

Unklar ist noch, ob Erdogan den Rücktritt seines Schwiegersohnes annehmen wird. Als Anfang des Jahres Innenminister Süleyman Soylu seinen Rücktritt ankündigte, nahm Erdogan diesen nicht an. Daraufhin zog Soylu seinen Rücktritt zurück - er ist bis heute Innenminister der Türkei. Albayraks Rückzug folgte nur einen Tag auf die Entlassung des Chefs der türkischen Zentralbank, Murat Uysal. Laut einem am Samstag veröffentlichten Präsidialdekret wurde Uysal durch den ehemaligen Finanzminister Naci Agbal ersetzt. Uysal hatte das Amt erst im Juli 2019 angetreten.

Wirtschaftskrise in der Türkei: Erdogans Finanzminister unter Druck

Uysals Entlassung und Albayraks Rücktritt fallen in eine Zeit, in der sich die türkische Lira inmitten einer Talfahrt befindet. Die Lira verlor in den vergangenen Monaten dramatisch an Wert. Am Freitagabend wurden 8,52 türkische Lira für einen Dollar gehandelt. Seit Beginn des Jahres hat die türkische Währung damit fast 30 Prozent gegenüber dem US-Dollar verloren.
Die Märkte zeigten sich besorgt über die anhaltend hohe Inflation und den starken Rückgang der Devisenreserven in der Türkei. Zudem steckt das Land in einer Wirtschaftskrise.

Die politische Karriere von Berat Albayrak:

Wirtschaftkrise in der Türkei: Erdogan kämpft gegen steigende Inflation

Trotz der wirtschaftlichen Lage ist der türkische Präsident jedoch gegen eine Zinserhöhung. Erst vergangenes Wochenende erklärte Erdogan, die Türkei kämpfe gegen ein „Teufelsdreieck von Zinsen, Wechselkursen und Inflation“. Erdogan glaubt, dass Zinserhöhungen die Inflation verstärken - statt sie zu verlangsamen, wie die herrschende Ökonomenansicht ist.
Im September 2018 hatte der türkische Leitzins auf einem Rekordhoch von 24 Prozent gelegen; die Zentralbank wollte damit die Rekordinflation und den sinkenden Kurs der Lira dämpfen. Seitdem senkte die Bank den Zins schrittweise. Im Oktober jedoch war gehofft worden, dass die Zentralbank den Hauptzinssatz anheben würde, doch die Entscheidung blieb aus. (Joel Schmidt mit afp) *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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