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Möglicher Erdogan-Sieg: Lira fällt auf Rekordtief - Börse setzt Handel aus

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Von: Moritz Serif

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Recep Tayyip Erdogan und die türkische Lira. Eine nicht enden wollende Geschichte. Seine unorthodoxen Methoden machen der Währung zu schaffen.

Ankara - Falls Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, wiedergewählt werden sollte, droht der türkischen Lira ein weiterer Währungsverfall. Schon jetzt ist die Lira auf ein neues Rekordtief gegenüber dem US-Dollar gefallen. So sank der türkische Leitindex BIST-100 im vorbörslichen Handel um bis zu 6,4 Prozent bereits nach der Wahl vom Sonntag. Erdogan hatte jedoch deutlich besser abgeschnitten, als von Umfragen angenommen und könnte bei der Türkei-Wahl erneut triumphieren. Konkurrent Kemal Kilicdaroglu konnte den Präsidenten allerdings zumindest in die Stichwahl zwingen.

„Ein Sieg der Opposition scheint unwahrscheinlicher geworden zu sein, und dies wird die Anleger enttäuschen, die auf eine Rückkehr zu einer orthodoxen Wirtschaftspolitik und ein glaubwürdigeres Engagement zur Bekämpfung des Inflationsproblems in der Türkei gehofft hatten“, so Liam Peach, „Senior Economist“ für Schwellenländer bei Capital Economics, gegenüber CNN.

Möglicher Erdogan-Sieg: Türkische Lira fällt auf Rekordtief

Der starke Rückgang des Aktienmarktes veranlasste die Istanbuler Börse, den Handel kurzzeitig auszusetzen. Der BIST-100 schloss mit einem Minus von 6,1 Prozent, während sein Banken-Subindex den Tag mit einem Minus von 9,2 Prozent beendete. Insgesamt sank die türkische Lira sank um 0,5 Prozent auf 19,70 gegenüber dem US-Dollar und erreichte damit ein Rekordtief. Der Wert der Währung ist im vergangenen Jahr um mehr als 40 Prozent eingebrochen, da Erdogans unorthodoxe Wirtschaftspolitik die Inflation in ungeahnte Höhen getrieben hat.

Laut der Rating-Agentur Moodys‘s könnte ein Sieg der Opposition „die Aussichten auf eine Rückkehr zu einer orthodoxen Wirtschaftspolitik verbessern, die sich - wenn sie effektiv umgesetzt wird - langfristig positiv auf das Kreditprofil des Landes auswirken würde“.

Recep Tayyip Erdogan
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hält nach der Präsidentenwahl eine Rede in der Parteizentrale in Ankara. © Ali Unal/AP/dpa

Erdogan schuld an hoher Inflation und schwacher Lira

Dennoch „wird es eine Herausforderung sein, die verzerrenden Maßnahmen der letzten zwei Jahre rückgängig zu machen“, erklärte die Agentur. Die türkische Wirtschaft sei sehr volatil. Erdogan ist es trotz gegenseitiger Bekundungen nicht gelungen, die Inflation auf ein normales Niveau zu drücken. Im Oktober hatte sie mit 85 Prozent den höchsten Stand seit einem Vierteljahrhundert erreicht, die tatsächlichen Werte könnten allerdings noch deutlich höher sein.

Seit 2018 leiden die Menschen in der Türkei unter dem Währungsverfall. Betroffen sind weite Teile der Gesellschaft. Von der Arbeiterklasse bis hin zur Bourgeoisie. Fachleute wie Eissenstat machen für die Krise Erdogans Überzeugung verantwortlich. Laut wirtschaftlich vorherrschender Meinung können niedrige Zinssätze eine Inflation weiter anheizen. Recep Tayyip Erdogan ist ein Freund von niedrigen Zinsen, das befeuert allerdings laut Experten den Währungsverfall. Nötig wären hingegen hohe Zinsen. (Moritz Serif)

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