1. Startseite
  2. Politik

Erdogan besucht Saudi-Arabien – und hofft auf Milliardengeschäfte

Erstellt:

Kommentare

Mit seinem Besuch in Saudi-Arabien will der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eine diplomatische Offensive starten.

Riad – Die Türkei will sich weiter an Saudi-Arabien annähern. Zum Auftakt seiner Reise nach Riad verkündete der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eine „neue Ära der Zusammenarbeit“ zwischen den beiden „Bruderstaaten“.

„Wir arbeiten daran, dass wir mehr im politischen, militärischen und wirtschaftlichen Bereich zusammenarbeiten“, schrieb der Präsident auf Twitter. Die Türkei lege zudem genauso viel Wert auf die Stabilität und Sicherheit in der Region, wie auf die eigene.

Erdogan in Saudi-Arabien: Mord an Khashoggi war „niederträchtig“

Bei dem Besuch kam es unter anderem zu einem Treffen mit dem saudischen Kronprinzen Mohammad bin Salman, den Erdogan einst als Drahtzieher hinter dem Mord an dem Journalisten Jamal Khasoggi beschuldigte. „Wir werden die Wahrheit über den Mord an Khashoggi offenlegen“, versprach der türkische Präsident im Oktober 2018 bei einer Rede. Der Mord an dem Journalisten in Istanbul sei „niederträchtig“ gewesen.

Opposition kritisiert Erdogan-Besuch in Saudi-Arabien

Erst vor wenigen Wochen hatte die Türkei die Akte Khashoggi geschlossen und final an Saudi-Arabien abgegeben. Zum Hintergrund: Der Journalist Jamal Khashoggi wurde im Jahr 2018 im saudi-arabischen Generalkonsulat in Istanbul ermordet. Seitdem fordert die türkische Opposition Aufklärung im Fall – erst recht, nachdem Erdogan den Fall an bin Salman abtrat.

In einer Rede vor dem türkischen Parlament hatte der türkische Abgeordnete Ali Mahir Basarir die Frage gestellt, was die saudische Regierung Erdogan im Gegenzug zum Stopp der Ermittlungen im Fall Khashoggi gegeben habe. Die Regierung würde die 84 Millionen Einwohner des Landes für dumm verkaufen. Ähnlich sah es auch der Abgeordnete Ömer Faruk Gergerlioglu (HDP). „Khashoggi.Mord off, Handel on,“ kommentierte Gergerlioglu auf Twitter.

Besuch in Saudi-Arabien kann Image von Erdogan aufpolieren

Die Türkei hat wirtschaftliche Probleme und braucht dringend Geld aus dem Ausland. Eine Inflation von über 60 Prozent und Währungsverfall haben dem Land schwer zugesetzt. Außerdem konnte die Türkei seit dem Mord an Khashoggi kaum Waren an Saudi-Arabien verkaufen. Wegen der Spannungen zwischen beiden Ländern gab es einen Boykott von türkischen Waren.

bin Salman und Erdogan
Auf diesem Foto empfängt Mohammed bin Salman (r), Kronprinz von Saudi-Arabien, Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei. © Saudi Press Agency/dpa

Das zahlungskräftige Saudi-Arabien ist vor allem für die Militärindustrie in der Türkei interessant. Mit einem jährlichen Militäretat von rund 55 Milliarden Dollar ist das Land sehr attraktiv, etwa für türkische Drohnenhersteller.

Erdogan in Saudi-Arabien
Khalid bin Faisal Al Saud (2.v.r), begrüßt Recep Tayyip Erdogan (Mitte l), Staatspräsident der Türkei, und dessen Frau Emine (l) bei ihrer Ankunft auf dem King Abdulaziz International Airport. © Saudi Press Agency/dpa

Während des Aufenthalts besuchte Erdogan zudem die heiligen Stätten in Mekka. Ein Bild, das ihm bei den im Jahr 2023 anstehenden Wahlen in der Türkei wohl zugutekommen wird. Schließlich sind derzeit die Umfragewerte für Erdogan wieder gefallen. Zudem kann das Land auf Milliarden-Investition aus Saudi-Arabien hoffen – Devisen, die das Land dringend benötigt. (Erkan Pehlivan)

Auch interessant

Kommentare