Geschäftsmann erklärt, wie Erdogan eine Milliarde Dollar eingesackt haben soll - Fraport dementiert
Ein Ex-Partner der deutschen Fraport AG soll eine Milliarde Dollar Schmiergeld an Erdogan gezahlt haben. Der Konzern sieht das anders.
Frankfurt - Immer wieder dringen brisante Informationen über illegale Regierungs-Machenschaften in der Türkei an die Öffentlichkeit. Zunächst war es der ehemalige Mafiapate Sedat Peker, der nach seiner Flucht ins Exil in seinen Videos über illegale Geschäfte mehrerer Minister und Waffenlieferungen an Terrorgruppen in Syrien sprach. Seit einigen Wochen berichtet Muhammed Yakut, ebenfalls eine Untergrundfigur, aus seinem Exil in Deutschland ebenfalls über illegale Machenschaften von Regierungsmitgliedern in der Türkei.
Erdogan verdient kräftig an Ausschreibungen mit
Doch jetzt ist auch ein ehemaliger enger Weggefährte von Recep Tayyip Erdogan ins Ausland geflüchtet und belastet kurz vor der Türkei-Wahl den Präsidenten. Dabei handelt es sich um Ali Yesildag. In mehreren Videos hat der Geschäftsmann erklärt, wie Erdogan angeblich bei staatlichen Ausschreibungen mitverdient. Auch bei der Vergabe der Lizenz zum Betreiben des Flughafens in Antalya soll Erdogan kräftig kassiert haben, erklärte Yesildag.
„Drei Firmen sind in die Ausschreibung reingegangen. TAV Airports Holding, Cecen Holding (ICIbrahim Cecen Yatirim Holding A.S) gemeinsam mit Fraport und Celebi Holding“. Den Zuschlag bekam allerdings die Cecen Holding und damit auch ihr deutscher Partner. Celebi sei wegen „nicht vollständiger“ Unterlagen ausgeschlossen worden, obwohl der türkische Konzern vier Milliarden Dollar geboten und damit das höchste Angebot abgegeben habe.

„Erdogan hat eine Milliarde Dollar in die Tasche gesteckt“
„Danach ist Erdogan vor die Kameras gegangen und hat seine Show abgezogen“. Dort habe er verkündet, die Betreiberlizenz für drei Milliarden Dollar verkauft zu haben, allerdings nur für 15 Jahre. „Die eine Milliarde hat er sich dabei in die Tasche gesteckt“, sagte Yesildag in seinem Video. Celebi Holding soll ebenfalls vier Milliarden gezahlt haben, drei offiziell und eine Milliarde als Schmiergeld an Erdogan. „Tayyips größte Eigenschaft ist das: Er klaut euer Geld und lässt sich von euch applaudieren“.
Exiljournalisten Güven und Dündar glauben Aussagen von Yesildag
Der im deutschen Exil lebende Investigativjournalist Cevheri Güven schenkt auf Anfrage von FR.de den Aussagen Yesildags Glauben. „Es ist offensichtlich, dass es Korruption bei der Ausschreibung zum Flughafen von Antalya gab. Das Unternehmen, das vier Milliarden Dollar bietet, wird wegen geringfügiger Gründe ausgeschlossen und jemandem zugeschlagen, der drei Milliarden Dollar geboten hat“.
Die Unterschiede zwischen den gebotenen Summen seien sehr groß, gab Güven zu bedenken. Ob Fraport von einem möglichen Deal zwischen Cecen Holding und Erdogan gewusst habe, könne er nicht sagen. Schließlich habe Yesildag nur über die Beziehungen zwischen Konzernchef Ibrahim Cecen und Erdogan gesprochen.
Auch der ebenfalls im Exil lebende Investigativjournalist Can Dündar scheint den Aussagen von Ali Yesildag zu vertrauen: „Der erste Teil der seit langem erwarteten Aussagen von Ali Yesildag... gerade wenn das Schiff sinkt... bereitet schon mal die Eimer vor: Ihr werden brechen“, schreibt Dündar auf Twitter. Gegen Güven und Dündar laufen in der Türkei mehrere Prozesse wegen angeblicher Terrordelikte. Beide leben in Deutschland unter Polizeischutz, da sie auch hier vor allem von Anhängern des türkischen Präsidenten bedroht werden.
Fraport dementiert Schmiergeld-Vorwürfe gegen seine Partner
Die Fraport AG will von möglichen Schmiergeldzahlung durch den ehemaligen Partner nichts wissen: „Dem Fraport/IC-Konsortium wurde die Konzession zugesprochen, da das finanzielle Angebot (Konzessionszahlung an DHMI über die gesamte Konzessionsdauer) oberhalb der Angebote der Wettbewerber lag“, teilte der deutsche Konzern FR.de mit. Die DHMI ist die türkische Luftfahrbehörde.
Yesildag veröffentlicht weitere Videos mit brisantem Material
Inzwischen hat Yesildag Güven weitere Videos zugespielt, die der Exiljournalist auf seinem Youtubekanal veröffentlicht. Auch dort geht es um Enthüllungen, die aufzeigen sollen, wie Erdogan und Oligarchen aus seinem Umfeld riesige Summen durch Korruption und Schmiergeldzahlungen verdienen. Innerhalb von drei Tagen wurde das Video über die Schmiergeldzahlungen an Erdogan über 1,4 Millionen Mal angeschaut. (erpe)