Trotz Milliarden-Spenden: Erdogans Minister bittet um Frühstück für Erdbebenopfer
Alleine eine TV-Spendengala erbrachte 5,7 Milliarden Euro Spenden für die Erdbebenopfer in der Türkei. Doch Innenminister Soylu bittet um Frühstücksutensilien.
Ankara - Obwohl mehr als fünf Wochen seit dem verheerenden Erdbeben in der Türkei vergangen sind, ist die Lage im Erdbebengebiet weiterhin unübersichtlich. Viele Menschen haben noch immer kein festes Dach über dem Kopf. Immer wieder tauchen Bilder in den sozialen Medien auf, die durch Regenwasser überflutete Zeltdörfer zeigen. Auch fehlt es an Heizungen sowie Hygieneartikel für Frauen und Babys.
Innenminister Süleyman Soylu rief bei seinem Besuch im Erdbebengebiet am Montag (13. März) zu Lebensmittelspenden auf. „Wir fordern unsere Bürger auf, Frühstücksutensilien zu spenden“, sagte er. Auch solle man an Tee und Zucker denken, merkte Soylu an. In den sozialen Medien führte das zu Ärger.
5,7 Milliarden Euro für Erdbebenopfer bei Spendengala eingesammelt
Immer wieder wird auf Twitter der Verbleib der vielen Spendengelder gefragt. Was ist aus den Gaben geworden, die nach dem Erdbeben eingesammelt wurden? Alleine umgerechnet 5,7 Milliarden Euro wurden bei der türkischen TV-Spendengala „Türkiye Tek Yürek“ (Deutsch: Die Türkei ist ein Herz) am 15. Februar gesammelt. Auch viele Länder spendeten Gelder für die Erdbebenopfer.

„Ich dachte, die Menschen dort hätten keine Probleme“, bemerkte der Abgeordnete Veli Agbaba. Damit spielte Agbaba auf die Aussagen Soylus und anderer Regierungsmitglieder kurz nach dem Erdbeben an. Dort hatten sie versichert, dass alles unter Kontrolle sei und es den Erdbebenopfern an nichts fehle. Der Verbleib der Spendengelder bleibt aber weiterhin unklar.
Verbleib von 37 Milliarden Dollar Erdbebensteuer unklar
Der Fall ruft Erinnerungen an die sogenannte „Erdbebensteuer“ wach, die seit 1999 erhoben wird. 37 Milliarden US-Dollar hat die Türkei auf diesem Wege eingenommen. Das Geld ging wohl teils auch in die Taschen regierungsnaher Unternehmer.
In der Bevölkerung ist das Misstrauen in Präsident Recep Tayyip Erdogan und seine AKP sehr groß. Das zeigen auch Umfragen. Nur 25 Prozent der Bürger glauben nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „Metropoll“, dass die Erdbebensteuer angemessen verwendet wurde. Auch in den aktuellen Umfragen zur Türkei-Wahl liegt der Kandidat der Opposition, Kemal Kilicdaroglu, vor Amtsinhaber Erdogan.