Musks Methoden bedeuten für Twitter den Untergang
Elon Musk und Twitter. Wirtschaftsjournalistin Linette Lopez ist sich sicher, dass das nicht funktioniert und prophezeit dem Online-Dienst ein schweres Schicksal.
San Francisco – Die US-amerikanische Wirtschaftsjournalistin Linette Lopez ist dem Milliardär und Twitter-Inhaber Elon Musk ein Dorn im Auge. Sie beobachtet Musks Geschäfte schon länger und deckte für Business Insider im November Sicherheitsmängel beim Bremssystem der Tesla-Modelle auf. Kürzlich wurde Lopez, wie auch andere Musk-kritische Journalist:innen, auf Twitter gesperrt. Der Grund für ihre vorübergehende Verbannung ist nicht bekannt. Kürzlich erschien bei Business Insider eine Kolumne von Lopez mit dem Titel „Elons fade Strategie – Bei Tesla und SpaceX war Elon Musk ein Idiot mit einer großen Vision. Bei Twitter ist er nur ein Idiot.“

In ihrem Text enttarnt Linette Lopez Elon Musks immer gleiches Geschäftsgebaren und erläutert, weshalb es bei Twitter zum Scheitern verurteilt ist und „in Flammen aufgehen“ werde. Das Handbuch Musks beschreibt Lopez wie folgt: „Man betrete ein Geschäftsfeld, auf dem sehr wenig Konkurrenz herrscht. Man behaupte, das neue Unternehmen werde ein massives, globales Problem lösen oder ein scheinbar unmögliches Ziel erreichen. Man sammle Geld von einer leidenschaftlichen Gruppe wahrer Anhänger ein und halte sie mit großspurigen, unausgegorenen Produktideen bei der Stange. Man schöpfe Milliarden vom Staat ab. Man bezahle und wertschätze seine Angestellten zu wenig und sorge für deren Arbeitsüberlastung. Man wiederhole dieses Vorgehen.“
Elon Musk: „Boss aus der Hölle“
Bei seinen Unternehmen Tesla und SpaceX sei Musk bereits als miserabler Chef bekannt, unter dem eine zermürbende Arbeitskultur herrsche:
- SpaceX zahlte 2016 eine Vergleichssumme von 4 Millionen Dollar an seine Belegschaft, nachdem diese geklagt hatten, weder Arbeitspausen noch eine angemessene Vergütung erhalten zu haben
- Angestellte in Tesla-Fabriken wurden vonseiten des Unternehmens eingeschüchtert, als sie versuchten, sich gewerkschaftlich zu organisieren
- Bereits seit Jahren werden Sicherheitsverstöße in Tesla-Produktionsstätten bemängelt und der Konzern wurde mehrfach wegen seiner Behandlung von Bauarbeitern im neuen Werk in Texas verklagt
- Auch gegen Rassismus bei Tesla weigerte sich Musk, etwas zu unternehmen. Einem schwarzen Mitarbeiter wurden vor Gericht 137 Millionen Dollar zugesprochen, die Tesla zahlen muss, weil er in einem kalifornischen Werk rassistischen Beschimpfungen ausgesetzt war
Twitter ist nicht mit Tesla und SpaceX vergleichbar
Elon Musk braucht laut Linette Lopez eine Mission, um Investor:innen und Regierungen seine vermeintlichen Lösungen verkaufen zu können und seine Jünger:innen zu begeistern. Doch dieses Prinzip funktioniere bei Twitter nicht – der Kurznachrichtendienst bestand bereits vor Elon Musk. Twitter habe stärkere Konkurrenten wie Facebook, Google und TikTok. Die Werbekunden, von denen Twitter über 90 Prozent seiner Einnahmen generiert, brauchten die Plattform nicht zwingend. Der Online-Dienst ist hoch verschuldet und Musk hat noch nie ein Unternehmen in einer solchen Situation geführt.
„In der Vergangenheit hatte er Zeit – und Geld von Investoren, das er verbrennen konnte“, schreibt Lopez. Auch die Marke Tesla leide unter Musks Verhalten auf Twitter. Er werde sich nicht plötzlich besinnen und wie ein normaler Geschäftsführer verhalten. „Der rasende, kaltschnäuzige, mit Ideen um sich werfende Boss aus der Hölle, den man auf Twitter sieht, ist derjenige, den die Leute in der Musk-Welt tatsächlich bekommen. Das war schon immer so.“ Entsprechend dem Ergebnis einer selbst initiierten Twitter-Umfrage will Musk nun als Chef des Unternehmens zurücktreten. (Johanna Soll)