„Sie haben uns dreist getäuscht“: Wagner-Chef Prigoschin wirft dem Kreml Drohungen vor
Die Fehde zwischen dem Kreml und den Wagner-Söldnern geht weiter. Deren Anführer Jewgeni Prigoschin fühlt sich bedroht - und schimpft.
Moskau/Bachmut - Der Streit zwischen dem Kreml und den Söldnern der Wagner-Gruppe im Ukraine-Krieg geht in die nächste Runde. Erst am Sonntag (7. Mai) meldete deren Anführer Jewgeni Prigoschin, dass seine Männer für die Kämpfe in Bachmut doch frische Waffen von der russischen Militärführung erhalten. Zwei Tage später folgte die Ernüchterung.
Wagner-Chef Prigoschin macht dem Kreml schwere Vorwürfe
Am Dienstag, als Russland den „Tag des Sieges“ beging, soll Prigoschin einen Brief vom russischen Verteidigungsministerium bekommen haben. Doch statt einer Zusage für Munition hat er eigenen Angaben zufolge eine Drohung erhalten: Sollte er seine Drohung wahrmachen und sich tatsächlich aus Bachmut zurückziehen, könnten die Wagner-Söldner wegen Hochverrats angeklagt werden. Das sagte Prigoschin in einem Video bei Telegram.

Zudem warf er dem Kreml um Machthaber Wladimir Putin vor, sich nicht an Absprachen zu halten. Die vom russischen Militär in Aussicht gestellten Waffen habe er bislang nicht erhalten. „Sie haben uns dreist getäuscht“, sagte Prigoschin. Er wolle dennoch vorerst in Bachmut bleiben.
Prigoschin beobachtet Abzug ukrainischer Truppen in Richtung Saporischschja
Der Wagner-Chef, der mit seinen Leuten seit Monaten an der Seite Russlands um Bachmut kämpft, griff in dem Video auch erneut die Militärführung scharf an. Russische Einheiten seien wegen „krimineller“ Befehle hochrangiger Kommandanten aus ihren Stellungen geflohen, behauptete Prigoschin. „Soldaten sollten nicht aufgrund der absoluten Dummheit ihrer Führung sterben.“
Der Militärunternehmer und Oligarch äußerte ferner den Verdacht, dass Streitkräfte der Ukraine die lange erwartete Gegenoffensive vorbereiten. Truppen würden derzeit „Flanken in Bachmut aufreißen“ und sich nahe Saporischschja neu formieren. Fachleuten zufolge gilt die Region als mögliche Stoßrichtung der Gegenoffensive. (mt)