US-Geheimdienste vermuten: Ukrainische Spezialeinheit steckt hinter Drohnen-Angriff auf Putin

Neue Erkenntnisse nach dem Drohnen-Angriff: Die USA gehen von einer Spezialoperation der Ukraine aus. War die Attacke doch keine Inszenierung des Kreml?
Moskau - Spurensuche in Moskau: Nach der vermeintlichen Drohnen-Attacke auf den Kreml geht das Rätselraten um den Urheber weiter. So sollen die US-Geheimdienste jetzt doch hinter dem Angriff ukrainische Spezialeinheiten vermuten. Das berichtet die New York Times unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen in der US-Regierung. Dadurch bekommen die bisherigen Darstellungen tiefe Risse. Denn viele Militärbeobachter gingen bislang eher von einer Inszenierung des Kreml aus.
Der Vorfall hatte in den vergangenen Wochen viel Wirbel ausgelöst. Anfang Mai hatte der Kreml erklärt, dass man erfolgreich einen Angriff mit zwei Drohnen abgewehrt habe. Moskau warf Kiew einen versuchten Anschlag auf Präsident Wladimir Putin vor, der sich zu diesem Zeitpunkt im Kreml aufgehalten habe. Während ein Kremlsprecher den USA eine Mitverantwortung zuschob, drohten Sicherheitsberater und russische Minister dem Westen mit Gegenmaßnahmen. Kiew und Washington wiesen aber jegliche Beteiligung an dem Vorfall zurück.
Drohnen-Angriff auf den Kreml: USA vermuten Ukraine hinter dem Anschlag auf Putin
Dennoch können die US-Geheimdienste nicht ausschließen, dass die Operation von ukrainischen Einheiten oder Partisanen durchgeführt worden sein könnte. Abgefangene Nachrichten sollen diese Einschätzung untermauern. In den abgehörten Nachrichten sollen unter anderem ukrainische Politiker sagen, dass sie an einen Angriff durch ihr Land glaubten. Konkrete Hinweise, welche Regierungsbeamten, Einheiten oder Agenten an dem Anschlag beteiligt sein könnten, liegen den USA aber laut dem Bericht der New York Times nicht vor. Unklar sei auch, ob Präsident Wolodymyr Selenskyj von einer Operation gewusst haben könnte. Deshalb gebe es vorläufig auch nur einen „niedrigen Grad der Gewissheit“, hieß es.
Unabhängig überprüfen lässt sich der Bericht nicht. Bislang gibt es in dem Fall vor allem viele Spekulationen. Mehrere internationale Militärexperten sprachen bislang immer eher von einer Inszenierung Russlands. Es galt als unwahrscheinlich, dass Drohnen so lange unbemerkt auf den Kreml zufliegen können. Mit der Inszenierung des Vorfalls, so der einhellige Tenor, wolle Putin etwa weitere Kriegshandlungen rechtfertigen.
Sabotage im Ukraine-Krieg erschwert Russland die Angriffe
Jedoch hatte die Ukraine zuletzt immer wieder mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen im Ukraine-Krieg Aufmerksamkeit erregt. Erst vor wenigen Tagen gelang zwei anti-russischen Partisanen-Gruppen der Angriff auf militärische Anlagen auf russischem Boden. Davor hatte es auch immer wieder Sabotageaktionen auf Straßen, Schienen und Brücken gegeben, mit denen der russische Nachschub im Angriffskrieg auf die Ukraine gestoppt werden soll. Die gezielten Nadelstiche hinter der Frontlinie gelten als Teil einer groß angelegten Gegenoffensive. (jkf/mit Material der dpa)