1. Startseite
  2. Politik

Downing Street mauert: Was wusste Sunak über die Mobbing-Vorwürfe gegen Dominic Raab?

Erstellt:

Von: Alexander Eser-Ruperti

Kommentare

Die Zweifel an der Integrität seiner Kabinettsmitglieder wirft auch die Frage nach Sunaks eigener Unbescholtenheit auf: Wusste er von den Vorwürfen gegen Raab?

London – Großbritanniens Justizminister und Vize von Premier Rishi Sunak, Dominic Raab, ist Gegenstand von Untersuchungen – wegen Mobbings. Er ist nicht das erste Kabinettsmitglied in der Regierung des amtierenden britischen Premiers, dem Mobbing-Vorwürfe zuteilwerden. Im Fall seines engen Vertrauten Dominic Raab stellt sich mit Blick auf den Regierungschef die Frage: Was wusste Sunak von den Vorwürfen? Auch seine eigene Reputation nimmt immer mehr Schaden, wie kreiszeitung.de berichtet.

Downing Street mauert: Was wusste Rishi Sunak über die Vorwürfe gegen Vize-Premier Dominic Raab?

Die Vorwürfe gegen Sunaks Stellvertreter als Premierminister, Dominic Raab, wiegen schwer: Raab soll in britischen Regierungskreisen in der Vergangenheit eine „Kultur der Angst“ verantwortet haben, heißt es von Insidern. Die Rede ist von aggressivem und unhöflichem Auftreten gegenüber Mitarbeitenden.

Eine Quelle aus dem Justizministerium erklärt laut Guardian: „Er war erniedrigend und aggressiv, sogar gegenüber leitenden Angestellten, und seine Unberechenbarkeit von Tag zu Tag bedeutete, dass wir alle ständig nervös waren.“ Als Justizminister soll sich Raab laut der Zeitung einmal so schlecht verhalten haben, dass sich der oberste Beamte seines Ministeriums anschließend persönlich entschuldigte.

Die Konsequenz: Es gibt eine Untersuchung, gegen den Justizminister. Eine entscheidende Rolle spielt in der Angelegenheit auch die Frage, was Premierminister Rishi Sunak wusste, bevor er Raab in sein Kabinett berief. Auf diese Frage gibt es bislang keine zufriedenstellenden Antworten – denn die Downing Street mauert. Ein gutes Zeichen ist das nicht unbedingt.

Dominic Raab
Was wusste Rishi Sunak über die Vorwürfe gegen Justizminister Raab? © IMAGO/Tejas Sandhu

Die Antworten, die es gibt, sind nach wie vor ausweichend. Auf die Frage was Sunak wusste, hieß es nun von einem Sprecher laut Guardian: „Der Premierminister hatte zum Zeitpunkt der Ernennung von Dominic Raab keine Kenntnis von irgendwelchen formellen Beschwerden“, und weiter „Nachdem formelle Beschwerden vorgebracht wurden, bat der Premierminister darum, die Fakten zu ermitteln.“ Ein klares Dementi der Vorwürfe, Sunak habe etwas gewusst, klingt anders, denn: Die Downing Street bezieht sich einmal mehr nur auf „formelle Beschwerden“.

Die Integrität des Kabinetts von Rishi Sunak: Längst geht es auch um Großbritanniens Premier selbst

Auch auf mehrfache Nachfrage soll der Sprecher laut Guardian nicht auf informelle Beschwerden Bezug genommen haben. Unter anderem die Times hatte zuvor berichtet, Beamte hätten vor der Ernennung auf „Probleme“ mit Raab in früheren Ämtern aufmerksam gemacht. Aus allen von ihm zuvor geleiteten Abteilungen wollen Beamtinnen und Beamten im Zuge der Ermittlungen gegen Raab aussagen, so britische Medien. Zudem sollen mehrere Personen Aussagen geplant, doch aus Angst zurückgezogen haben.

Auch die oppositionelle Labour-Partei um Keir Starmer wirft die Frage auf, warum Raab noch im Amt sei. Dabei geht es längst um viel mehr als Raabs Integrität, auch die des Premiers steht auf dem Spiel. Im Fall des aufgrund eines Steuerskandals zurückgetretenen Ministers Nadhim Zahawi hatte die Labour-Partei ebenfalls gefordert, Sunak müsse offenlegen, was er gewusst habe. Nach dem vorzeitigen Amtsende von Gavin Williamson, Nadhim Zahawi und vielleicht auch bald Dominic Raab muss sich Sunak Fragen zu seinen Personalentscheidungen gefallen lassen. Die Tories verspielen derzeit ihr letztes Vertrauen, von dem – das zeigen Umfragewerte – ohnehin kaum etwas übrig ist.

Auch interessant

Kommentare