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Zugunglück mit Chemikalien in Ohio: Trump inszeniert sich als Wohltäter

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Von: Christian Stör

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Der Auftritt des früheren US-Präsidenten Donald Trump in dem von einer Umweltkatastrophe heimgesuchten Städtchen East Palestine verkommt zur Show.

East Palestine, Ohio – Donald Trump war bester Laune. Er plauderte über Frittenbuden, inszenierte sich als Wohltäter und teilte nebenher noch kräftig gegen Joe Biden aus. Der Besuch in dem von einer Umweltkatastrophe heimgesuchten Städtchen East Palestine im US-Bundesstaat Ohio war für Trump offenbar im Grunde nichts anderes als ein großes Fest.

So ging er gleich einmal mit einer Gruppe von Kameraleuten und Hilfskräften in eine McDonald’s-Filiale, um eine „schöne Auswahl“ an Essen zu bestellen – und zwar für die Feuerwehr und alle anderen Anwesenden. „Hallo zusammen“, wandte sich Trump an einen Mitarbeiter. „Was ist heute eure Spezialität?“

Trump verspricht Menschen Tausende Flaschen Trinkwasser – mit seinem Namen darauf

Die Frage war eigentlich unnötig, da Trump offenbar ohnehin genauestens Bescheid zu wissen schien: „Also ich kenne diese Speisekarte wohl besser als du, ich kenne sie wahrscheinlich besser als alle anderen hier drin“, scherzte er ausgelassen. „Haut es einfach schnell raus für uns, wir werden es dann im Flugzeug essen.“

Donald Trump hält am 22. Februar 2023 eine Rede in der Feuerwache in East Palestine.
Donald Trump nutzte seinen Besuch in dem von einer Umweltkatastrophe betroffenen Städtchen East Palestine (Ohio) für einen Wahlkampfauftritt. © Michael Swensen / AFP

Damit nicht genug. Flankiert von seinem Sohn Donald Trump Jr. inszenierte sich Trump bei seinem Besuch in Präsidentenmanier auch als Wohltäter. Er habe tausende Flaschen Trinkwasser nach East Palestine liefern lassen, verkündete er vom Rednerpult in der örtlichen Feuerwache, auf dem Kopf seine markante rote Baseballmütze, auf der in weißen Lettern der Wahlkampfslogan „Make America Great Again“ geschrieben stand. Die Menschen sollten aber aufpassen, dass sie eine der Flaschen bekämen, auf der sein Name stehe, „Trump-Wasser“, sagte er. Das sei besser.

Trump greift Nachfolger Biden scharf an

Trump nutzte die Gelegenheit aber auch, um seinen Nachfolger Joe Biden scharf anzugreifen. Die Menschen in East Palestine seien Opfer von „Gleichgültigkeit und in manchen Fällen Verrat“ geworden. „Was diese Gemeinde jetzt braucht, sind keine Ausreden, sondern Antworten und Resultate.“ Er hoffe, dass Biden nach seiner Reise in die Ukraine noch etwas Geld übrig habe, wenn er nach East Palestine komme, so Trump. Erst auf seine Besuchsankündigung hin habe die Regierung dem kleinen Ort ihre Aufmerksamkeit geschenkt, behauptete Trump.

Nach dem Güterzugunglück vom 3. Februar, bei dem unter anderem die als krebserregend eingestufte Chemikalie Vinylchlorid in die Umwelt gelangt war, haben Trump und andere Vertreter der Republikaner wiederholt die Biden-Regierung kritisiert. Sie werfen dem Präsidenten unter anderem vor, die Bevölkerung vor Ort nicht ausreichend zu unterstützen. Vor allem Bidens überraschende Reise nach Kiew stößt den Republikanern sauer auf. Als Beispiel sei nur der Tweet des rechten Abgeordneten Andy Biggs genannt: „Sie sollten an der Seite von East Palestine stehen – einer amerikanischen Stadt in Ihrem eigenen Land, die Ihre Hilfe braucht.“

Ohio ist für Trump ein wichtiger Bundesstaat

Die Demokraten nutzten Trumps Besuch am Unglücksort aber ihrerseits für Kritik an dessen Bilanz als Präsident – und warfen ihm vor, in seiner Zeit im Weißen Haus Sicherheitsvorgaben für Güterzüge geschwächt zu haben. Verkehrsminister Pete Buttigieg sagte dem Sender CBS, die Trump-Regierung sei durchgehend „Anti-Regulierung und Pro-Industrie“ gewesen.

Ohio ist für Trump, der bei der US-Wahl 2024 wieder antreten will, ein wichtiger Bundesstaat. Zwar gewann der von ihm unterstützte Kandidat für den Senat, J. D. Vance, bei den Zwischenwahlen in den USA im vergangenen November. Die republikanische Partei musste aber härter um den Sieg kämpfen als ursprünglich erwartet. In den Umfragen gilt Trump als heißester Kandidat der Republikaner. (Christian Stör)

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