Trump vor Gericht: Zivilprozess wegen Vergewaltigungsvorwurf startet
In New York startet ein Zivilprozess gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump. Es geht um einen Vergewaltigungsvorwurf.
- Prozess in New York: Donald Trump wird wohl nicht persönlich erscheinen
- Vergewaltigungsvorwurf gegen Donald Trump: Jean Carroll sollte Trump „beraten“
- Über die Entwicklung im Prozess gegen Donald Trump in New York berichten wir im News-Ticker.
Dieser Ticker ist beendet. Die aktuellen Entwicklungen im Prozess gegen Donald Trump können Sie in unserem neuen News-Ticker verfolgen.
Update vom 25. April, 5.00 Uhr: Gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump beginnt am heutigen diesem Dienstag (25. April) in New York ein Zivilprozess wegen eines Vergewaltigungsvorwurfs. Zunächst sollen bei dem Verfahren (ab 15.30 Uhr/MESZ) in Manhattan die zwölf Geschworenen ausgewählt werden. Die US-Autorin Jean Carroll wirft dem Republikaner vor, er habe sie Mitte der 1990er Jahre in einem New Yorker Kaufhaus vergewaltigt. Trump weist die Anschuldigung zurück.
Die Stimmung in den USA bezüglich der rechtlichen Verfolgung Trumps ist aufgeheizt. Gegen ihn wird wegen einer Reihe möglicher Verbrechen ermittelt. Trump selbst weist alle Fälle als politisch motiviertes Vorgehen zurück. Er will die Nominierung der Republikaner für die Präsidentenwahl 2024 gewinnen.

Anfang April wurde Trump als erster ehemaliger US-Präsident strafrechtlich angeklagt. Der Manhattaner Bezirksstaatsanwalt Alvin Bragg wirft ihm vor, mit Schweigegeldzahlungen an zwei Frauen versucht zu haben, seine Chancen bei der Präsidentenwahl 2016 zu erhöhen und damit gegen Wahlgesetze verstoßen zu haben.
Prozess wegen Vergewaltigung: Trump schwänzt Gerichtstermin
Erstmeldung: New York – Donald Trump wird zwar aller Voraussicht nach nicht dabei sein, aber der stark angeschlagene Ruf des ehemaligen Präsidenten der USA könnte ab Dienstag (25. April) noch mehr Schaden nehmen. Dann nämlich entscheidet eine New Yorker Jury, ob sie Trump als Vergewaltiger sieht.
Die Autorin Jean Carroll wirft dem Republikaner vor, er habe sie Mitte der 1990er Jahre in einem New Yorker Kaufhaus vergewaltigt. Trump weist die Anschuldigung zurück. In New York startet nun der Zivilprozess gegen Trump wegen des Vergewaltigungsvorwurfs. Carroll verlangt Schadenersatz im Rahmen eines neuen Gesetzes des Bundesstaates New York, das erwachsenen Opfern sexueller Übergriffe ein einjähriges Zeitfenster zur Einreichung von Zivilklagen einräumt. Strafrechtlich gilt der Vorwurf als verjährt.
Vergewaltigungsvorwurf gegen Donald Trump: Ex-Präsident will nicht persönlich erscheinen
Zunächst sollen bei dem Verfahren in Manhattan die zwölf Geschworenen ausgewählt werden. Ob der 76-jährige Donald Trump zu dem Prozess erscheinen wird, ist fraglich. Sein Anwalt Joseph Tacopina sagte, der ehemalige Präsident würde zwar gerne nach New York kommen, wolle der Stadt aber den großen logistischen Aufwand ersparen, die mit einer Reise in die Großstadt und durch Manhattan verbunden wären.
In der MSNBC-Sendung „The Katie Phang Show“ erklärte die ehemalige US-Staatsanwältin Barbara McQuade, dass ein Nichterscheinen Trumps bei den Geschworenen in New York City nicht gut ankommen würde. Diese würden ohnehin nicht gerade dazu neigen, ihn zu mögen. „Wenn ich ein Anwalt von Donald Trump wäre, würde ich ihm sicherlich raten, dort zu sein“, so McQuade weiter. „Ich denke, es ist ein schlechtes Bild für die Geschworenen, die sich fragen, wo ist er? Gibt es etwas Wichtigeres, als hier zu sein?“
Donald Trump: Mehrere Prozesse gegen den ehemaligen Präsidenten
Trump ist bereits mit einer Anklage wegen Betrugs im Zusammenhang mit der Zahlung von Schweigegeld an die Pornodarstellerin Stormy Daniels konfrontiert. Außerdem droht ihm eine strafrechtliche Verfolgung auf Bundes- und Staatsebene wegen der Versuche, die Wahlen im Jahr 2020 zu manipulieren, der Erstürmung des Kapitols am 6. Januar und der Hortung von Geheimdokumenten.
Es wird geschätzt, dass der Prozess eine Woche dauern könnte. Carroll hatte den Vergewaltigungsvorwurf 2019 in einem Buchauszug öffentlich gemacht. Trump reagierte damals unter anderem mit den Worten, Carroll sei nicht sein Typ. Er warf ihr auch vor, nur ihr Buch verkaufen zu wollen.
Vergewaltigungsvorwurf gegen Donald Trump: „Da bekam ich Ärger“
Carroll beschuldigt Trump, sie Ende 1995 in einer Umkleidekabine des New Yorker Kaufhauses Bergdorf Goodman vergewaltigt zu haben. Sie behauptet, der damalige New Yorker Geschäftsmann habe sie beim Einkaufen erkannt und um Hilfe bei der Auswahl eines Geschenks für eine Frau gebeten, die in dem Rechtsstreit nicht genannt wird. Carroll sagte dem National Public Radio, dass sie es „einfach charmant“ fand, dass sie Trump beim Kauf eines Geschenks beraten sollte. Doch dann, so Carroll, wies er ihr den Weg in die Dessous-Abteilung.

„Er hatte sich einen kleinen durchsichtigen Body von der Theke geholt und mir gesagt, ich solle ihn anprobieren“, sagte Carroll. „Und da bekam ich Ärger, denn wir gingen in die Umkleidekabine und er schloss die Tür und das war‘s.“ Carroll behauptet, dass Trump sie gegen eine Wand drückte und sie gewaltsam küsste, bis sie ihn wegstieß.
„Dann drückte er sie erneut gegen die Wand, zog ihr die Strumpfhose herunter und vergewaltigte sie mehrere Minuten lang, bis es ihr gelang, ihn wegzustoßen und aus dem Laden zu fliehen“, heißt es jetzt in der Klageschrift. Carroll gab an, dass sie sofort einer Freundin von dem Übergriff erzählte und einer zweiten in den folgenden Tagen. Beide Frauen haben die Aussagen Carrolls inzwischen bestätigt.
Carroll erstattete ihren Angaben zufolge damals keine Anzeige bei der Polizei, weil sie „unter Schock stand und sich nicht als Vergewaltigungsopfer sehen wollte“. Erst als Trump zum Präsidenten gewählt wurde, änderte sie ihre Meinung. Ein weiterer Faktor seien die Anschuldigungen gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein gewesen, die zur #MeToo-Bewegung führten. Carroll schrieb ein Buch mit dem Titel „What Do We Need Men For? A Modest Proposal“ (Ein bescheidener Vorschlag), in dem sie Missbrauch der einen oder anderen Art durch eine Reihe von Männern, darunter auch Trump, detailliert beschreibt. Auszüge daraus veröffentlichte das New York Magazine.
Trump will Carroll nie getroffen haben
Trump reagierte auf die Vorwürfe und behauptete, Carroll nie getroffen zu haben. Allerdings existiert ein Foto, das die beiden mit ihren jeweiligen Ehepartnern einige Jahre vor dem angeblichen Übergriff zeigt. Er bezeichnete ihre Behauptungen als „kompletten Schwindel“ und sagte, Carrolls Buch „sollte in der Belletristik-Abteilung verkauft werden“. „Sie hat sich die Geschichte ausgedacht, dass ich sie an der Tür dieses überfüllten Kaufhauses in New York City getroffen habe. Das ist ein Hoax und eine Lüge“, schrieb Trump auf seiner Social-Media-Seite Truth Social.
Nach einer Einschätzung von Debbie Walsh, Direktorin des Zentrums für amerikanische Frauen und Politik an der Rutgers University, sticht der Fall Carroll sogar „inmitten von Trumps unzähligen anderen rechtlichen Problemen“ hervor. „Die Wahl Trumps im Jahr 2016 führte unter anderem zu einer kollektiven Empörung von Frauen im ganzen Land. Dies aus einer ganzen Reihe von Gründen, aber in vielerlei Hinsicht zusammengefasst durch das Video, in dem er davon spricht, Frauen an ihren Genitalien zu packen“, so Walsh in einem Statement gegenüber dem Guardian. „Ihm wurde diese Art von Verhalten schon oft vorgeworfen und er wurde nie belangt. Dieses Mal sieht es so aus, als ob er tatsächlich zur Rechenschaft gezogen werden könnte.“ (Stefan Krieger)