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„Phantom-Einkommen“: Trumps Finanzen sind noch schlechter als vermutet

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Von: Nail Akkoyun

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Seit der Veröffentlichung seiner Steuererklärungen ist mehr über das Vermögen von Donald Trump bekannt. Das ist jedoch deutlich geringer als bisher gedacht.

Palm Beach – Das tatsächliche Vermögen von Donald Trump bleibt noch immer ein Mysterium. Als der ehemalige US-Präsident Anfang 2021 aus dem Amt schied, schien er sich aber auf viel dünnerem finanziellen Eis bewegt zu haben, als bislang angenommen.

Wie aus neuen Dokumenten hervorgeht, die vergangene Woche von der New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James angelegt wurden, ist Trump, wie er stets gerne betont, ein Milliardär – wenn auch nur auf Papier. Denn bei seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus soll er die Kontrolle über „nur“ etwa 65 Millionen Dollar an liquiden Mitteln gehabt haben. Sein restliches Vermögen soll sich auf Hunderte von Unternehmen verteilen, wie Daily Beast unter Berufung auf Expert:innen berichtet.

Mark Gottlieb, Wirtschaftsprüfer und Steuerrechtsexperte in Manhattan, sagte der US-Zeitung, dass die Trump zugeschriebenen Beträge einem „Phantom-Einkommen“ gleichkommen – zumindest, wenn die Prämisse der Generalstaatsanwältin stimmt und Trump keinen Zugang zu Teilen seines Einkommens aus dem Jahr 2020 hatte. „Als Phantom-Einkommen kann er es nicht anfassen, fühlen, riechen oder verwenden“, sagte Gottlieb.

Vermögen von Donald Trump: Ex-Präsident soll kaum eigenes Einkommen gehabt haben

Gottlieb ging sogar noch weiter und erklärte, dass Trumps „einziges substanzielles Einkommen“ aus seinem Präsidentengehalt von 400.000 US-Dollar stammte. Die New York Times berichtete darüber hinaus, dass der Ex-Präsident sein Gehalt möglicherweise behalten und damit sein Versprechen gebrochen hat, seine Bundesgehälter für wohltätige Zwecke zu spenden. Die von Gottlieb angesprochenen Phantomeinkünfte, die hauptsächlich aus Trumps Bewirtungsunternehmen hervorgegangen sein sollen, könnten während des Pandemiejahres 2020 hingegen bis zu 90 Prozent des restlichen Einkommens ausgemacht haben.

Donald Trump spricht bei einer Wahlkampfveranstaltung im South Carolina Statehouse. South Carolinas Gouverneur Henry McMaster hört ihm zu.
Donald Trump spricht bei einer Wahlkampfveranstaltung im South Carolina Statehouse. South Carolinas Gouverneur Henry McMaster hört ihm zu. © Alex Brandon/dpa

Francine Lipman, Expertin für Steuerrecht an der Universität von Las Vegas, begutachtete zudem die Steuererklärung von Donald Trump aus demselben Jahr. „Wenn man sich diese Steuererklärung ansieht, ist der erste Eindruck: Junge, das sind eine Menge Zinserträge! Aber wenn man dann genauer hinsieht, stellt man fest, dass die überwiegende Mehrheit aus Durchgangsgesellschaften stammt, und einige dieser Partnerschaften sind eher Partnerschaften zweiten oder dritten Grades, bei denen er nicht einfach Geld von der linken in die rechte Tasche stecken kann“, sagte Lipman.

Der Wirtschaftsprüfer Bruce Dubinsky warnte davor, anhand einer Steuererklärung Vermutungen über das Vermögen Trumps anzustellen, stimmte jedoch der Einschätzung zu, dass der einschränkte Zugang des Ex-Präsidenten auf sein Kapital vielsagend sei.

Donald Trump und sein Geld: „Er hasst es, seine Rechnungen zu bezahlen“

Wie aus den Dokumenten hervorgeht, wandte sich das ehemalige US-Staatsoberhaupt auch an die Politik, um finanzielle Hilfe zu erhalten. Rund 100 Millionen US-Dollar soll er in sein „Save America Leadership PAC“-Komitee gesteckt haben, welches laut Daily Beast berüchtigt dafür ist, „persönliche Schmiergelder“ zu verwalten. Weiterhin sollen Spendengelder einbehalten und republikanische Komitee-Gelder für Anwaltskosten angezapft worden sein.

„Wenn man sich die Geschichte von Trump ansieht, ist das Einzige, was er noch mehr hasst als Steuern zu zahlen, seine Rechnungen zu bezahlen“, sagte Jordan Libowitz, Kommunikationsdirektor der staatlichen Überwachungsorganisation Citizens for Responsibility and Ethics, im Gespräch mit Daily Beast. „Als er für seinen riesigen Fahnenmast in Mar-a-Lago eine Geldstrafe bekam, hat er sie mit gemeinnützigen Spenden beglichen. Wenn er also das Geld von jemand anderem verwenden kann, wird er es tun.“

2020 zahlte Donald Trump keinen Cent Einkommenssteuer, dafür nutzte der 76-Jährige zahlreiche Schlupflöcher, wie etwa den Besitz von und die Beteiligung an Immobilienunternehmen. Sein Sprecher Stephen Cheung dementierte diese Erkenntnisse allerdings und bezeichnete „Präsident Trump“ als „erfolgreichen Selfmade-Geschäftsmann“.

Im Dezember sagte Trump der New York Times nach der Veröffentlichung seiner Steuererklärungen, dass die Dokumente „einmal mehr zeigen, wie stolz ich auf meinen Erfolg bin“. Nur er sei in der Lage gewesen, „Abschreibungen und verschiedene andere Steuerabzüge als Anreiz für die Schaffung von Tausenden von Arbeitsplätzen und großartigen Strukturen und Unternehmen zu nutzen“. (nak)

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