QAnon-Schamane im Hungerstreik - weil ihm das Gefängnis keine Bio-Nahrung anbietet
Der selbsternannte QAnon-Schamane geht in den Hungerstreik, weil ihm die Qualität des Essens im Gefängnis nicht zusagt.
- Donald Trump hat die Wahl 2020 gegen Joe Biden verloren. Doch die Verschwörungsbewegung QAnon glaubte weiter an einen Sieg ihres Heilsbringers.
- Jetzt fallen viele Trump-Fans vom Glauben ab. Selbst der QAnon-Schamane fühlt sich von Donald Trump „betrogen“. Im Gefängnis geht er in den Hungerstreik
- Trump-News: Alle Informationen zum abgewählten US-Präsidenten und seiner Familie auf unserer Themenseite.
Update vom Donnerstag, 04.02.2021, 10.20 Uhr: Der sogenannte „QAnon-Schamane“ Jacob Chansley, auch bekannt als „Jake Angeli“, hat seit einer Woche nichts mehr gegessen und 20 Pfund Gewicht im Gefängnis verloren, wie sein Anwalt mitteilte.
Chansley, so der Anwalt, würde aufgrund seiner religiösen Überzeugung nur Bio-Nahrung zu sich nehmen. Er forderte das Gericht auf das Gefängnis anzuweisen, ihm „lebenserhaltende Nahrung zur Verfügung zu stellen“ oder seinen Mandanten alternativ bis zu seiner Verhandlung auf freien Fuß zu setzen.
„Wegen seines schamanischen Glaubens ist Jacob Chansley der Überzeugung, nicht-organische Lebensmittel, die unnatürliche Chemikalien enthalten, würden als ‚Objekteinbruch‘ in den Körper wirken und schwere Krankheiten verursachen, wenn er sie essen würde“, schrieb Anwalt Watkins zur Begründung.

QAnon-Schamane will beim Impeachment aussagen – gegen Donald Trump
Update vom Freitag, 29.01.2021, 10.29 Uhr: Der selbsternannte QAnon-Schamane hat sich bereiterklärt, während des Amtsenthebungsverfahrens gegen Donald Trump auszusagen. Er fühle sich laut einem Bericht der Associated Press von dem Ex-Präsidenten der USA verraten, weil dieser ihn nach dem Sturm auf das Kapitol in Washington am Mittwoch (06.01.2021) nicht begnadigte.
Der QAnon-Schamane, der mit richtigem Namen Jacob Chansley heißt, wird beschuldigt, in den Senatssaal in Washington eingebrochen zu sein und eine Drohbotschaft für den ehemaligen Vizepräsidenten Mike Pence hinterlassen zu haben. Sein Rechtsanwalt Albert Watkins sagte, es sei wichtig für die Senatoren, die Stimme von jemandem zu hören, der von Donald Trump angestiftet wurde.
USA: QAnon-Anhänger lassen Gewaltfantasien im Internet freien Lauf
+++ 18:03 Uhr: In den heute von der „New York Times“ veröffentlichten Tonaufnahmen aus einem QAnon-Chatroom finden sich schockierende Aussagen von Anhänger:innen der Bewegung. So äußerte eine Frau zum Sturm auf das Kapitol ihre Gewaltfantasien: „Sie sind schuldig. Verrat. Köpft sie alle“. Eine andere Person wünscht sich, dass den Demonstranten gestattet sein sollte, die „Hurensöhne“ (gemeint sind die Abgeordneten, Anm. d. Red.) aus dem Gebäude zu zerren und vor Ort zu hinzurichten.
QAnon: Republikanerin unterstützte Pläne zur Hinrichtung von hochrangigen Demokraten
+++ 15.05 Uhr: Die Republikanerin Marjorie Taylor Greene aus Georgia hat ihre Unterstützung für die Hinrichtung führender Demokraten in den Jahren 2018 und 2019 auf Facebook-Posts bekundet. Die Kongressabgeordnete, die der QAnon-Bewegung zugetan ist, veröffentlichte laut „CNN“ auch eine Reihe rechtsextremer Verschwörungstheorien. Im Januar 2019 gefiel Taylor Greene ein Kommentar, der besagte, dass „eine Kugel in den Kopf schneller wäre“, um die Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi zu beseitigen. Der Republikanerin gefielen auch andere Beiträge in den sozialen Netzwerken, in denen es um die Exekution von FBI-Agenten ging.
USA: Debatte über Exekution von Obama und Clinton auf Facebook
In einem Facebook-Post vom April 2018 schrieb Taylor Greene über Barack Obamas Iran-Deal, woraufhin ein User sie fragte, ob man Barack Obama und Hillary Clinton nun hängen könne. „Die Bühne wird vorbereitet. Die Spieler werden eingesetzt. Wir müssen Geduld haben. Das muss perfekt gemacht werden, sonst würden liberale Richter sie laufen lassen“, erwiderte Taylor Green..
Die Kongressabgeordnete ist der Meinung, dass die Demokraten und ihre Sprecher in den „Fake-News-Medien“ vor nichts zurückschrecken werden, um konservative Republikaner zu besiegen. „Sie sind hinter mir her, weil ich eine Bedrohung für ihr Ziel bin. Sie sind hinter mir her, weil sie wissen, dass ich das Volk vertrete, nicht die Politiker. Sie sind hinter mir her, weil ich, wie Präsident Trump, immer unsere Werte verteidigen werde“, so Taylor Greene.
Der Twitter-Account der Republikanerin wurde nach der Sturm auf das Kapitol in Washington für 12 Stunden gesperrt, weil sie sich in ihren Äußerungen nicht an die Regeln des Social-Media-Giganten gehalten hatte. Donald Trump hält die Kongressabgeordnete für einen „zukünftigen republikanischen Star“.
USA: Tonbandaufnahmen von Trump-Fans veröffentlicht
Update, Mittwoch, 27.01.2021, 11.00 Uhr: Fans von Donald Trump sind erst einmal sprachlos geworden. Dass jetzt auf einmal Joe Biden im Weißen Haus sitzt, ist für viele von ihnen geradezu unerklärlich. Denn sie waren ja fest davon überzeugt, dass Trump gerade noch rechtzeitig das Kriegsrecht ausrufen, das Militär einsetzen und in den USA ein für allemal für Klarheit sorgen würde. Dies geht aus Tonbandaufnahmen hervor, die die New York Times in den vergangenen Wochen aus öffentlichen Audio-Chatroom-Apps gesammelt und jetzt veröffentlicht hat.
QAnon und Fans von Donald Trump glauben an den Umsturz
Tatsächlich glaubten die Trump-Fans offenbar an die endgültige Wende hin zum Faschismus. Sie waren fest davon überzeugt, dass Donald Trump die von dem Oberverschwörer Q skizzierte Krise mit einem Schlag beenden werde. Wie das aber? Indem Donald Trump seine Kundgebung am 6. Januar in Washington während der offiziellen Zertifizierung des Wahlergebnisses im Kongress dazu nutzen würde, um Massenverhaftungen zu veranlassen und lang erwartete Beweise für die Theorien der QAnon-Verschwörungsbewegung zu veröffentlichen. Die komplette Opposition, die Linken, Antifas und all die Beamt:innen des sogenannten tiefen Staates sollten danach vor Gericht gestellt und dort verurteilt werden.
Die Urteile sollten natürlich drakonisch ausfallen. „Wir müssen darauf vertrauen, dass es Militärgerichte geben wird“, sagte ein Trump-Fan in den Chatrooms. „Und wir werden uns viele Hinrichtungen angucken können.“ Tatsächlich schien es für die Fans von Donald Trump eine ausgemachte Sache, dass es „brutale Exekutionen“ geben würde, die live im TV übertragen werden würden.
Donald Trump will von Florida aus „eine neue Ära“ einleiten
Dass aber nichts von dem geschah, dass Donald Trump am 20. Januar 2021 einfach das Weiße Haus verließ und in sein Golfresort nach Mar-A-Lago flog, ist für die QAnons kaum zu verstehen. Sie bleiben aber optimistisch: „Es lief nicht so, wie wir es wollten, aber es hat gezeigt, dass wir es können - wir sind mächtig, wenn wir zusammen sind“, sagte einer. „Es hat eine ganz neue Ära eingeleitet. Es ist nicht fertig. Es ist noch lange nicht vorbei.“

QAnon-Schamane fühlte sich von Donald Trump zum Sturm aufs Kapitol eingeladen
Update vom Samstag, 23.01.2021, 11.35 Uhr: Donald Trump scheint QAnon mit in den Abgrund zu ziehen. Seit der Abwahl des US-Präsidenten und dem ausgebliebenen Coup ist die Verschwörungsgemeinschaft bitter enttäuscht von ihrem einstigen Heilsbringer. Sogar einer der Rädelsführer fühlt sich von Trump „betrogen“.
Jacob Chansley, besser bekannt als QAnon-Schamane und weltweit berühmt seit seinem Auftritt mit Wikingerhörnern und Fell beim Sturm auf das Kapitol in Washington D.C., fühle sich von Donald Trump betrogen. Das teilte der Anwalt Chansleys, Al Watkins, laut dem US-Sender NBC News mit. Sein Klient „bereue sehr, vom Präsidenten betrogen worden zu sein“, sagte Watkins über seinen Klienten, den er als „den Typ mit Hörnern und Fell“ bezeichnete.
Chansley hatte sich kurz nach dem Sturm auf das Kapitol den Behörden gestellt. Er befindet sich zurzeit in Untersuchungshaft in Arizona und erwartet dort seine Anklage. Im Vorfeld hatte Chansley angegeben, Donald Trump habe ihn und den restlichen Mob zum Sturm aufs Kapitol eingeladen.
QAnon-Bewegung: Wird aus den Fans von Donald Trump nun eine Religion?
Update vom Freitag, 22.01.2021, 13.22 Uhr: Die QAnon-Bewegung hatte noch auf ein Wunder gewartet, doch das blieb aus. Donald Trump musste das Weiße Haus verlassen, Joe Biden wurde nicht verhaftet. Dabei waren sich die Anhänger:innen der Bewegung noch am Tag der Amtsübergabe sicher gewesen: Es wird sich alles noch drehen. Biden wird nicht Präsident, Trump hat noch ein Ass im Ärmel. Dabei hatten die Anhänger:innen der anonymen Internet-Figur „QAnon“ schon vorher falschen Vorhersagen aufgesessen. Hilary Clinton hätte demnach schon 2018 verhaftet werden müssen, was bekanntlich nicht geschehen ist.
Sich aber dem offensichtlichen zuzuwenden und zu akzeptieren, dass es sich bei den mysteriösen Nachrichten von „QAnon“ womöglich um schlechte Scherze von Internet-Trollen handelte, diesem Schritt verweigerten sich die meisten der Anhänger:innen der losen Bewegung. Vielmehr halten sie weiter an der Idee fest, dass geheime Eliten die Welt regieren und aus Kleinkindern Drogen herstellen.
QAnon hat das Potenzial zu einer eigenen Religion zu werden
Warum das so ist, darauf könnte eine Studie aus den 50er-Jahren Antwort geben. Damals untersuchten die Sozialpsychologen Leon Festinger, Henry Riecken und Stanley Schachter eine UFO-Sekte in Chicago. Auch deren Anhänger:innen waren fest davon überzeugt, dass das Leben auf der Erde am 21. Dezember 1954 durch eine Flut sein Ende finden würde. Das Ereignis blieb genauso aus, wie die Verhaftung von Hilary Clinton und diverse andere Weltuntergangswarnungen. Dennoch zerfiel die Sekte nicht ohne weiteres und Festinger, Riecken und Schachter konnten festhalten, woran das liegt. Denn je mehr Platz im Leben eines Menschen ein bestimmter Glauben eingenommen hat, desto schwieriger wird es für die Person, sich von diesem Glauben zu trennen.
Einige der Anhänger:innen von QAnon haben, wenn nicht ihr Leben, dann doch ihre körperliche Unversehrtheit und ihre Freiheit aufs Spiel gesetzt, weil sie so überzeugt von den Verschwörungserzählungen sind, die QAnon repräsentiert. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass sich die Bewegung verselbstständigt und zu einer eigenen Religion entwickelt. Genug Anhänger:innen hat sie inzwischen alle mal, daran ändert wohl auch nichts, dass sich nach der Wahl unter den QAnon-Anhänger:innen Enttäuschung breit machte.
QAnon am Ende? Fans von Donald Trump bitter enttäuscht nach Amtsübernahme von Joe Biden
Erstmeldung vom Donnerstag, 21.01.2021, 15.14 Uhr: Washington, D. C. – Rund 25.000 Nationalgardisten waren am 20. Januar in Washington zugegen, als Joe Biden vor dem Kapitol seinen Amtseid ablegte. Mehr als genug, um die US-Hauptstadt einzunehmen, das designierte Präsidentschaftsduo festzunehmen und Donald Trump gleich wieder ins Oval Office zu lotsen, welches er just in Richtung Mar-a-Lago verlassen hatte. Warum sie das hätten tun sollen? Natürlich um den großen „Sturm“ zu entfesseln, auf den Anhänger:innen der verschwörungstheoretischen „QAnon“-Bewegung seit der Wahl Trumps gehofft hatten. Als Biden dann seine Hand auf eine Bibel legte und den Schwur aufsagte, ohne dabei unterbrochen, verhaftet, oder gleich liquidiert zu werden, wollten zahlreiche „QAnon“-Anhänger:innen offenbar kaum ihren Augen trauen. Das suggerieren Nachrichten, die Anhänger:innen nach der Vereidigung online verbreiteten.

Donald Trump und „QAnon“ – Eine Allianz geknüpft an hohe Erwartungen
Dabei ist die USA doch von einem „Deep State“, einem Staat im Staate unterwandert, der massenhaft Kinder für einen riesigen satanischen Pädophilenring entführt – davon ist man zumindest bei „QAnon“ überzeugt. Die Gruppierung verbreitet diese Verschwörungstheorie sowie zahlreiche damit zusammenhängende Lügen systematisch etwa seit 2017. Sie standen von Anfang an hinter dem Ex-Präsidenten Donald Trump und sahen in ihm so etwas wie einen Erlöser, jemand, der die „Verschwörung“ aufdecken und Beteiligte bestrafen werde.
Trump ließ sich die Unterstützung gefallen, verurteilte die Gruppierung nie öffentlich. Dabei setzt sich ihr Weltbild nicht nur aus verschwörungstheoretischem, sondern auch minderheitenfeindlichem Gedankengut zusammen. „QAnon“ gilt als Sammelbecken für rassistisches, antisemitisches, rechtsextremes Gedankengut. Bei der Erstürmung des Kapitols am 6. Januar hätten sie sich laut dem TV-Sender CNN und anderer Medien offenbar an der Krawalle beteiligt und sich kurz vor dem Staatsstreich gewähnt – bis Sicherheitskräfte dem antidemokratischen Treiben ein Ende bereiteten.
Doch kein „Sturm“ auf „Deep State – Für QAnon unbegreiflich
Am 20. Januar bestand demnach für „QAnon“-Anhänger:innen die letzte Gelegenheit für Donald Trump, den Behauptungen der Bewegung mit Taten gerecht zu werden. Dass es dazu nicht kam und stattdessen auch noch ein Kandidat der politischen Gegner, der Demokraten, das Weiße Haus übernahm, sorgte für Irritationen, wie mehre Aussagen von Anhänger:innen in den Sozialen Medien nahelegen, wie CNN sowie das US-Medium „The Daily Beast“ dokumentiert haben. Aus ihnen sprechen auch ganz unterschiedliche Strategien des Umgangs mit der Enttäuschung
CNN zitiert aus einem Telegram-Kanal der Bewegung, den knapp 128 Tausend Accounts abonniert hätten: „Uns wurden Verhaftungen, Enthüllungen, Militärregime und geheime Dokumente versprochen. Wo ist [all] das????????“ Woanders machten sich „The Daily Beast“ zufolge Anhänger:innen gegenseitig Mut, „Stellung halten“ sei jetzt angesagt. Der Kampf von Donald Trump gegen den „Deep State“ habe gerade erst begonnen. Andere Nutzer:innen brachten laut CNN die These auf, Trump halte immer noch die Fäden in der Hand und hätte Biden nur formell das Amt überlassen. Besser noch: Biden sei selbst auf der Seite des Ex-Präsidenten und werde diesem bald zu Hilfe kommen gegen die Kinder entführende Elite, die „QAnon“ am Werke wähnt.
Betreiber von Social-Media-Plattformen erhöhen Druck auf QAnon
Andere wollen sich offenbar geschlagen geben: So habe Ron Watkins, ein führender Kopf der Bewegung, in einem Telegram-Post von „vielen Freunde und guten Erinnerungen“ gesprochen, welche in den vergangenen Jahren im Kontext der Bewegung entstanden seien. Der „Kampf“ sei jetzt vorbei. Ein weiterer Nutzer schrieb: „Biden ist unser Präsident. Es ist Zeit, von unseren Geräten [gemeint sind Handys und Computer, Anm. d. Red.] abzulassen und zurück zur Realität zu kommen.“
Wie gut „QAnon“ überhaupt noch via Social Media kommunizieren kann, ist fraglich. Denn die Betreiberfirmen großer Netzwerke wie Facebook oder Twitter erhöhen nach Jahren der Duldung spätestens seit den Ausschreitungen in Washington den Druck auf die Bewegung. Wenige Tage nach der Erstürmung des Kapitols gab Twitter bekannt, mehr als 70.000 Accounts gesperrt zu haben, die Inhalte der Bewegung verbreitet haben sollen. (Matthis Pechtold)