Donald Trumps QAnon-Schamane ist wieder auf freiem Fuß

Mehr als drei Jahre sollte Jacob Chansley wegen des Sturms auf das Kapitol hinter Gittern verbringen. Doch schon jetzt ist der QAnon-Schamane wieder frei.
Phoenix – Der sogenannte QAnon-Schamane ist wieder ein freier Mann. Knapp zweieinhalb Jahre nach dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021, an dem die Wahl von Joe Biden zum US-Präsidenten formalisiert werden sollte, wurde Jacob Chansley – so sein bürgerlicher Name – aus der Haft entlassen. Das berichtet das Portal Law & Crime unter Bezugnahme auf das Bureau of Prisons, das für die Verwaltung der Bundesgefängnisse in den USA Sorge trägt.
Ursprünglich war Chansley, der wegen seines Kostüms als einer der bekanntesten Anhänger von Donald Trump gilt, zu 41 Monaten Haft verurteilt worden. Der Richter warf ihm damals auch vor, sich zum Inbegriff des Aufruhrs gemacht zu haben. Bereits seit Ende März befand sich der 35-Jährige in einer Resozialisierungseinrichtung in Phoenix, ehe nun der letzte Schritt in Richtung Freiheit folgte.
Anwalt vom Trump-Schamanen: „Hat fleißig daran gearbeitet, die zu verbüßende Zeit zu verkürzen“
Sein Anwalt Albert Watkins bejubelte die Nachricht. „Chansley hat während seiner Haftzeit fleißig daran gearbeitet, die Möglichkeiten zu ergreifen, die ihm durch sein Geständnis eingeräumt wurden, um die zu verbüßende Zeit zu verkürzen“, heißt es in einem Statement. Chansley, in Deutschland eher unter dem Namen Jake Angeli bekannt, hatte in seiner Gerichtsverhandlung zugegeben, das Kongressverfahren behindert zu haben.
Watkins ergänzte: „Das Gericht und das Bureau of Prisons haben diese Bemühungen anerkannt. Ich wünsche Jake für seinen Lebensweg aufrichtig das Beste.“ Noch vor dem Gerichtsurteil soll sich Chansley von QAnon losgesagt haben.
Video: 18 Jahre Haft für Gründer von rechter US-Miliz wegen Kapitol-Sturms
QAnon-Schamane im Senatssaal gefilmt: „Verräter in unserer Regierung loswerden“
Beim in der Geschichte der USA beispiellosen Sturm auf das Kapitol im Anschluss an eine Rede des abgewählten und verbitterten Trump unweit des Kongress-Sitzes gehörte er jedoch nicht nur wegen seines eigenwilligen Äußeren zu den Eindringlingen, die besonders viel Aufmerksamkeit auf sich zogen. So wurde Chansley im Senatssaal am Pult vom damaligen Vizepräsidenten Mike Pence stehend gefilmt. Von dort dankte er „dem Heiligen Vater“, dass er „all diesen Tyrannen, den Kommunisten, den Globalisten“ eine Nachricht senden könne: „Dies ist unsere Nation, nicht ihre.“
Chansley wollte demnach verhindern, „dass Amerika, der amerikanische Weg der Vereinigten Staaten von Amerika, untergeht“. Und weiter: „Danke, dass du die Vereinigten Staaten von Amerika wiedergeboren hast. Danke, dass du uns erlaubst, die Kommunisten, die Globalisten und die Verräter in unserer Regierung loszuwerden.“
Carlson und Musk verteidigen Trumps Schamanen: „Gewaltfreie und von Polizisten geführte Tour“
Es war nicht das erste Mal, dass er zumindest mit Worten eine Eskalation heraufbeschwor, wie Wortmeldungen via Social Media offenbaren. Dagegen stehen die vom langjährigen Fox-Moderator Tucker Carlson, der in seiner politischen Talkshow regelmäßig Verschwörungstheorien verbreitete, veröffentlichten Aufnahmen aus dem Kapitol. Diese zeigten einen scheinbar friedlich an der Seite von Polizisten durch die Gänge schlendernden Chansley, der sich demnach sogar überzeugen ließ, dass manche Türen sich nicht für ihn öffnen würden.
Elon Musk kommentierte den Clip auf Twitter sogar mit der Frage: „Chansley hat vier Jahre Haft für eine gewaltfreie und von Polizisten geführte Tour bekommen?“ Zu einem weiteren Videoausschnitt, auf dem sich der Verkleidungskünstler anscheinend vor dem Gebäude an die Menge wendet und empfiehlt, nach Hause zu gehen, schrieb der Milliardär: „Freiheit für Jacob Chansley.“
Dieser Wunsch ging nun in Erfüllung. Ob der Trump-Fan mit Kopf- und Gesichtsschmuck seine Lehren aus seinem Vergehen gezogen hat, muss er nun erst noch beweisen.