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Mike Pence erläutert, warum er sich beim Kapitol-Sturm gegen Donald Trump stellte

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Von: Tim Vincent Dicke

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Mike Pence und Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung Ende 2020.
Am Ende seiner Amtszeit fand die bedingungslose Loyalität von Mike Pence gegenüber Donald Trump ein Ende. © Brendan Smialowski/AFP

Mike Pence stellt sich am Ende seiner Amtszeit gegen Donald Trump – bei Rechten wird er damit zum Hassobjekt. Nun erklärt er seine Entscheidung.

Washington D.C./Iowa City – Lange galt Mike Pence als engster Verbündeter des früheren US-Präsidenten Donald Trump. Doch nach der Niederlage bei den Präsidentschaftswahlen 2020 widersetzte er sich dem Republikaner und bestätigte Joe Biden als rechtmäßigen Gewinner. Nun hat der Ex-Vizepräsident seine Entscheidung erläutert.

Auf einer konservativen Veranstaltung an der Universität Iowa wurde Pence von einem Studenten gefragt, wer im Weißen Haus ihm gesagt habe, er solle sich gegen Trump stellen. Daraufhin antwortete der Politiker: „James Madison“. Madison war der vierte Präsident und einer der Gründerväter der USA. Die Werte des sogenannten „Vater der Verfassung“ hätten ihn davon überzeugt, nicht an dem Versuch teilzunehmen, die Wahl zugunsten von Donald Trump umzumünzen.

Mike Pence rückt nicht gänzlich von Donald Trumps Betrugsvorwürfen ab

Der Republikaner bestritt, dass ihm geraten worden sei, es würde seine Chancen auf eine Präsidentschaftskandidatur schmälern, wenn er Donald Trump folge. „Alles, was Sie über mich gesagt haben, ist falsch“, sagte er dem Fragesteller. Neben den Überzeugungen der Gründungsväter hätte auch die Bibel zu seiner Entscheidung beigetragen.

Konkret nannte der überzeugte evangelikale Christ den Psalm 15. Dort heißt es: „Jeder, der aufrichtig seinen Weg geht, der Gerechtigkeit übt und von ganzem Herzen die Wahrheit sagt“, dürfe Gott nahe sein. „Er hält sich treu an jeden Eid, den er geschworen hat, selbst wenn er dadurch einen Nachteil befürchten muss.“ Beim Amtsantritt als Vizepräsident hatte Pence einen Eid auf die US-Verfassung geschworen.

Gänzlich abrücken von Wahlbetrugsvorwürfen will der frühere Vizepräsident nicht. Mike Pence sagte auf der Veranstaltung, er habe einen Brief an den US-Kongress geschrieben, in dem er seine Besorgnis über angebliche Unregelmäßigkeiten bei der Stimmabgabe in mehreren Bundesstaaten zum Ausdruck gebracht habe.

Donald Trumps Vize Pence: „Ich verstehe die Enttäuschung über die Wahl“

„Ich teile diese Bedenken nach wie vor und unterstütze die Bemühungen der Bundesstaaten, die Integrität der Wähler zu verbessern, wie es in Georgia, Arizona und anderswo geschehen ist“, sagte Pence. Beweise für größere Unregelmäßigkeiten oder gar einen weit verbreiteten Wahlbetrug bei der US-Wahl 2020 gibt es bis heute nicht. Donald Trump und sein Team scheiterten mit zahlreichen Klagen vor Gericht.

„Ich verstehe die Enttäuschung über die Wahl. Sie erinnern sich vielleicht, dass ich auf dem Stimmzettel stand“, sagte der langjährige Vertraute von Donald Trump zu den etwa 500 Anwesenden und fügte hinzu: „Aber Sie müssen bereit sein, Ihre Pflicht zu erfüllen. Und es könnte die Zeit kommen, in der einige von Ihnen in dieser oder einer ähnlichen Position sind.“

Mike Pence wurde für Fans von Donald Trump zum Feindbild

Für viele Rechtskonservative wurde Mike Pence zum Hassobjekt, nachdem er sich gegen Donald Trump gewandt hatte. Beim Sturm des Kapitols am 6. Januar 2021 brüllten Teile des wütenden Mobs unter anderem „Hängt Mike Pence!“, auch behelfsmäßige Galgen aus Holz wurden errichtet. Trump selbst schrieb während der Erstürmung des Parlamentsgebäudes, dass Pence „nicht den Mut hatte, das zu tun, was getan werden sollte“ – ihn mit allen Mitteln im Amt zu halten.

Hunderte Menschen stürmten am 6. Januar 2021 das Kapitol, um die Parlamentarier:innen daran zu hindern, Joe Biden im Amt zu bestätigen.
Hunderte Menschen stürmten am 6. Januar 2021 das Kapitol, um die Parlamentarier:innen daran zu hindern, Joe Biden im Amt zu bestätigen. © Samuel Corum/AFP

Mike Pence hatte im Juni gesagt, dass er und Donald Trump seit seinem Ausscheiden aus dem Amt „viele Male“ miteinander gesprochen hätten, aber dass er „nicht weiß, ob wir jemals einer Meinung sein werden“ über die Geschehnisse am 6. Januar. (tvd)

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