50 Millionen Schadenersatz? Trump reicht saftige Klage gegen Watergate-Enthüller ein

Donald Trump behauptet, der Journalist Bob Woodward habe „nie seine Erlaubnis erhalten, diese Bänder zu veröffentlichen“.
Washington, D.C. - Donald Trump läuft wieder zur Hochform auf. Kurz nachdem er am Wochenende mit deutlichen Worten seine Wahlkampagne für die US-Wahl 2024 eingeläutet hatte, nahm sich der frühere US-Präsident am Montag (30. Januar) den bekannten Watergate-Enthüller Bob Woodward vor und verklagte den Journalisten der Washington Post auf Schadenersatz in Höhe von fast 50 Millionen Dollar.
Grund ist das Hörbuch „The Trump Tapes“. Woodward hatte die Tonbänder der Gespräche, die er mit Trump in den Jahren 2019 und 2020 geführt hatte, im Oktober 2022 als Hörbuch veröffentlicht – angeblich ohne Trumps Erlaubnis. Angeklagt sind außerdem der Verlag Simon & Schuster und dessen Muttergesellschaft Paramount Global. „Woodward hat beschlossen, die Stimme von Präsident Trump auszunutzen, an sich zu reißen und daraus Kapital zu schlagen, indem er die Tonaufnahmen der Interviews mit Präsident Trump in Form eines Hörbuchs veröffentlicht hat“, heißt es in der Klage.
Donald Trump richtet seine Wut gegen Bob Woodward
Woodward habe sein Versprechen gegenüber Trump gebrochen, indem er die Interviews, die ausschließlich für Woodwards Buch „Rage“ (deutsche Ausgabe: „Wut“) bestimmt gewesen seien, später für ein Hörbuch verwendet habe. „Präsident Trump hat Woodward zahlreiche Male gesagt, dass die Interviews von Woodward – und nur von Woodward – für den einzigen Zweck verwendet werden sollten, Präsident Trump für das ‚geschriebene Wort‘, d. h. ‚Rage‘, genau zu zitieren, und nicht für andere Zwecke, einschließlich der Bereitstellung, dem Marketing oder Verkauf der Interviews an die Öffentlichkeit, die Presse oder die Medien in irgendeiner Weise oder Form“, heißt es in Gerichtsdokumenten. In einer Erklärung am Montagabend sagte Trump, das Hörbuch sei „ein offener und eklatanter Versuch, mich so schlecht wie möglich dastehen zu lassen“.
Von Dezember 2019 bis Juli 2020 hatte Woodward eine Reihe von Interviews mit Trump im Weißen Haus, in seinem Ferienort Mar-a-Lago in Florida und per Telefon geführt. Das Resultat daraus war Woodwards Buch „Rage“, das Trumps Lügen über die Corona-Pandemie aufdeckte. Trump wusste demnach früh über die Gefahr des Virus Bescheid, spielte die Bedrohung öffentlich aber immer wieder herunter.
Woodward und sein Verlag wiesen die Anschuldigungen sofort unmissverständlich zurück. „Die Klage des ehemaligen Präsidenten Trump ist unbegründet und wir werden uns aggressiv dagegen wehren“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. „Alle diese Interviews waren aktenkundig und wurden mit dem Wissen und der Zustimmung von Präsident Trump aufgezeichnet. Darüber hinaus liegt es im öffentlichen Interesse, diese historische Aufzeichnung in Trumps eigenen Worten zu haben. Wir sind zuversichtlich, dass die Fakten und das Gesetz zu unseren Gunsten sind.“
Donald Trump klagt und wird verklagt
Für Trump sind solche Klagen nichts Neues. Er ist immer wieder schnell bei der Hand, wenn es darum geht, andere zu verklagen. Doch das geht nicht immer gut. So kam ihm zuletzt eine Klage gegen Hillary Clinton teuer zu stehen. Ein Richter in Florida verurteilte ihn und seine Anwältin zu einer Strafe von fast einer Million Dollar verurteilt. Und warum? Weil er ein „anhaltendes Muster des Missbrauchs der Gerichte“ zeige. Die Klage „hätte niemals eingereicht werden dürfen“, erklärte der US-Bezirksrichter Donald Middlebrooks. Trump sei „ein raffinierter Prozessführer, der die Gerichte immer wieder dazu benutzt, sich an politischen Gegnern zu rächen“. Das Urteil zeigte Wirkung: Kurz darauf zog Trump eine Klage gegen die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James zurück.
Auf der anderen Seite sieht sich Trump selbst immer wieder Klagen ausgesetzt. Das reicht von seinen Versuchen, die US-Wahl 2020 zu kippen, über sein Finanz- und Geschäftsgebaren oder die Aufbewahrung geheimer Dokumente bis zu den Vergewaltigungsvorwürfen der Journalistin E. Jean Carroll. (Christian Stör)