Donald Trump: Verleumdungsklage kann vor Gericht verhandelt werden

Der Fall von Summer Zervos, die Donald Trump sexuelle Belästigung vorwarf und ihn nun wegen Verleumdung verklagt, wird verhandelt – mit schwerwiegenden Folgen für Trump.
New York - Die rechtlichen Probleme, mit denen der frühere Präsident Donald Trump konfrontiert ist, verschärfen sich. Summer Zervos, eine frühere Kandidatin von Trumps Reality-Show „The Apprentice“, die Trump wegen Verleumdung verklagt, kann ihre Klage fortsetzen, nachdem Trump nicht mehr Präsident der Vereinigten Staaten ist, entschied ein New Yorker Berufungsgericht am Dienstag laut „New York Times“.
Die Klage wurde 2017 von Zervos eingereicht, nachdem Trump behauptet hatte, sie habe gelogen, als sie ihn beschuldigte, sie Jahre zuvor sexuell belästigt zu haben. Zervos hatte während des Wahlkampfes 2016 öffentlich erklärt, Trump habe sie während eines Mittagessens in seinem New Yorker Büro ohne ihr Einverständnis geküsst und 2007 während eines Vorstellungsgesprächs im Beverly Hills Hotel an ihre Brust gefasst.
Berufung von Donald Trump zurückgewiesen
Trump hatte versucht, die Klage zu verhindern und argumentierte, dass er als Präsident vor rechtlichen Schritten geschützt sei. Zwei Gerichte hatten gegen ihn entschieden, bevor seine Anwälte beim State Court of Appeals, dem höchsten Gericht in New York, Berufung einlegten. Doch bevor das Gericht den Fall verhandeln konnte, war Trump nicht mehr Präsident. Die Anwältin von Zervos argumentierte daher, Trumps Berufung zurückzuweisen. Am Dienstag gab das Gericht diesem Antrag statt.
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„Das Gericht entschied gegen ihn, die Berufungsabteilung entschied gegen ihn und während die Entscheidung hier ausstand, verließ er das Amt“, begründete Gary Spencer, ein Sprecher des Gerichts laut „New York Times“ die Entscheidung. Die Verleumdungsklage von Zervos kann nun vor Gericht verhandelt werden.
Donald Trump: Erste Aussage seit Amtsantritt 2017
Der Fall könnte zur ersten Aussage von Trump seit seinem Amtsantritt im Januar 2017 führen und ihn dazu zwingen, über sein Verhalten in den Jahren 2007 und 2008, in denen er mit Zervos in Kontakt stand, auszusagen - ebenso, wie über sein Verhalten während seiner ersten Präsidentschaftskampagne.
„Jetzt als Privatperson hat der Angeklagte keine weitere Entschuldigung, um die Justiz zu verzögern und wir sind bestrebt, die Verhandlung aufzunehmen und Summer Zervos Behauptungen zu beweisen“, sagte Zervos Anwältin Beth Wilkinson.
Mehr als 10 Frauen hatten Donald Trump sexuelle Belästigung vorgeworfen
Trump könnte auch gezwungen sein, unter Eid über seine Reaktionen auf andere Anschuldigungen wegen sexueller Belästigung auszusagen. „Es gibt viele andere, ähnliche Anschuldigungen gegen den ehemaligen Präsidenten Trump, und seine Antworten darauf sind der Gegenstand vieler Fragen“, sagte Kevin Mintzer, ein Anwalt, der mehrere Frauen in Fällen wegen sexueller Belästigung vertreten hat der „New York Times“. „Ich würde erwarten, dass er diese Fragen beantworten muss.“ Zervos war eine von mehr als 10 Frauen, die Trump während der Präsidentschaftskampagne 2016 sexuelle Belästigung vorgeworfen hatten.
Als Antwort auf die Anschuldigungen von Zervos hatte Trump behauptet, dass er sie nie in einem Hotel getroffen oder unangemessen berührt habe. Später bezog er sich auf Twitter auf ihre Geschichte und andere als „erfundene Ereignisse, die nie passiert sind“. Diese und ähnliche Kommentare führten zu der Klage von Zervos.
Verleumdungsklage gegen Donald Trump: Weiterer Fall steht noch aus
Trump sieht sich auch einer Verleumdungsklage von E. Jean Carroll gegenüber, der ihn beschuldigt hat, sie in den 1990er Jahren in einem Kaufhaus in Manhattan vergewaltigt zu haben. Carroll verklagte Trump 2019 wegen Verleumdung, nachdem er die Vorwürfe zurückgewiesen hatte. Der Fall ist derzeit beim Berufungsgericht in der zweiten Instanz.
Die Anwältin von Carroll, Roberta A. Kaplan, sagte der „New York Times“, dass das einzig Überraschende an der Entscheidung vom Dienstag in Zervos‘ Fall war, dass es so lange gedauert hatte. „Ich nehme an, dass Summer Zervos sich darauf freut, ihren Fall voranzutreiben. Ich weiß, dass unser Klientin E. Jean Carroll so denkt.“
Aktuell sieht sich Trump zwei anderen strafrechtlichen Ermittlungen gegenüber. Eine davon ist in Manhattan, wo Staatsanwälte prüfen, ob Trump und sein Unternehmen den Wert seiner Immobilien manipuliert haben, um Kredite und Steuervorteile zu erhalten. Die andere befindet sich in Georgia, wo eine Untersuchung des Versuchs des ehemaligen Präsidenten durchgeführt wird, lokale Beamte davon zu überzeugen, die Wahlergebnisse im Staat bei der US-Wahl 2020 zu verändern. (Sonja Thomaser)