Team Trump kassiert ab: Sidney Powell verdiente zig Millionen mit Lügen

Die Anwältin Sidney Powell sammelte Spenden in Millionenhöhe, um Donald Trump rechtlich zu unterstützen. Doch geführt hat das Geld zu nichts.
Washington, D.C. – Die US-Wahl liegt mehr als ein Jahr zurück. Doch wirklich verkraftet haben Donald Trump und seine Entourage das Ergebnis nicht. Trump unterlag Joe Biden, sodass er im darauffolgenden Januar das Weiße Haus verlassen musste. Er hatte die Legitimität der Wahl immer wieder angezweifelt. Nach Trumps Meinung haben die Demokraten die Wahl glatt gestohlen. Trump und seine Verbündeten stachelten seine Fans zu Protesten und Spenden an.
Die Unterstützer:innen des 45. Präsidenten der USA griffen dann auch teils tief in die Tasche, damit dieser die Wahl noch rechtlich anfechten konnte – jedoch erfolglos. Nun wurde bekannt, wie viel Geld eine ehemalige Anwältin der Trump-Kampagne nach dem 3. November 2020 aufgetrieben hat.
Donald Trump: Sidney Powell sammelte fast 15 Millionen Dollar Spenden nach US-Wahl
„Defending the Republic“ („Die Republik verteidigen“) heißt die Non-Profit-Organisation, die Sidney Powell nach der US-Wahl ins Leben gerufen hat. Sie soll dazu dienen, die Integrität von Wahlen zu schützen und Bürgerrechte zu sichern – zumindest nach eigenen Angaben. Denn Beweise für eine „gestohlene Wahl“ hatten weder Powell, andere Anwälte noch Donald Trump selbst vorlegen können.
Unterlagen zeigen, dass die Organisation dennoch 14,9 Millionen Dollar an Spenden gesammelt hat. Das geht aus einer Recherche der US-Zeitung Washington Post hervor. 5,9 Millionen Dollar davon hat „Defending the Republic“ bereits an Rechts- und weiteren Kosten zahlen müssen. Mehr als eine halbe Million Dollar wurde in die Überprüfung der Wahl in Arizona investiert, die nicht das von Donald Trump und Republikanern erhoffte Ergebnis einbrachte. Zu einem Zeitpunkt im Sommer soll Sidney Powell persönlich die Kontrolle über neun Millionen Dollar gehabt haben.
Trump-Anwältin Sidney Powell: Selbst Mitarbeiter wissen nicht, wo Spenden geblieben sind
Die Spendenbeiträge in Millionenhöhe an Trump haben zu nichts geführt – und nun steht „Defending the Republic“ auch noch im Mittelpunkt der Ermittlungen. Die Organisation soll Unterlagen falsch eingereicht haben. Weitere Dokumente zeigen laut der Washington Post, dass Sidney Powell die Finanzen der Gruppe wie ihre eigenen behandelte. Geld, das vor dem 1. Dezember 2020 gespendet wurde, ging direkt an ihre Anwaltskanzlei. Denn „Defending the Republic“ gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Was aus dem Geld genau geworden ist, bleibt unklar.
Selbst ein Anwalt, der „Defending the Republic“ vertritt, konnte bei einer Anhörung nicht sagen, wo das Geld, das vor dem Dezember 2020 gespendet wurde, hingeflossen ist. „Wir existierten nicht. Wir hatten kein Bankkonto“, sagte Brandon Johnson. „Ich weiß nicht, wo die Spenden hin sind, aber sie sind nicht an ‚Defending the Republic‘ gegangen.“
Wirklich bekannt war Sidney Powell auch erst ab dem 3. November geworden. Am Abend der US-Wahl erschien sie in der Sendung „Lou Dobbs Tonight“ auf Fox News. Sie bat die Zuschauer:innen, für „Defending the Republic“ zu spenden und Donald Trump in der „gestohlenen Wahl“ zu unterstützen. Eine Internetsuche des Namens führte auf die Seite des „Legal Defense Fund for the American Republic“. Diese Organisation wurde erst am selben Tag offiziell Behörden angemeldet. Später im November war ihre Website schließlich online. Spender:innen sollten Schecks an ihre Kanzlei ausstellen. Es hieß auf der Seite, dass das Geld an eine Non-Profit-Organisation und die Deckung von Rechtskosten gehe.
Donald Trump: Sidney Powells Klagen gegen Ausgang der US-Wahl blieben erfolglos
Wenige Wochen später reichte Sidney Powell die ersten Klagen gegen das Wahlergebnis ein, jedoch ohne Erfolg. Sie blieb weiter medial präsent und hielt an den Wahlbetrugs-Vorwürfen Trumps fest. Nach den Ausschreitungen im Kapitol am 6. Januar verklagte der Wahlmaschinen-Hersteller Dominion sie und „Defending the Republic“ auf 1,3 Milliarden Dollar. Powell hätte falsche Behauptungen über Dominion verbreitet. Zum Beispiel, dass die Maschinen so manipuliert seien, dass sie für Joe Biden stimmen. Nun sammelt Sidney Powell mit ihrer Organisation also nicht nur Geld, um weitere Klagen gegen die Wahl voranzubringen, sondern auch, um sich im Rechtsstreit mit Dominion verteidigen zu können.
Am 9. April 2021 zogen viele Mitarbeiter:innen und Vorstandsmitglieder von „Defending the Republic“ ab. Grund war die fehlende Transparenz, was die Finanzen der Organisation anging. Robert Weaver war nur einige Tage lang Chief Financial Officer der NPO. In einer Notiz, die der Washington Post vorliegt, schrieb er, dass er überhaupt nicht wissen könne, über wie viel Geld die Organisation wirklich verfügt. Denn einige Bankkonten waren selbst für den Finanzdirektor tabu. Es kam zum Bruch mit Sidney Powell, der sie weitgehend von anderen einflussreichen Persönlichkeiten der Wahlskeptiker-Bewegung isolierte. Auch der damalige Geschäftsführer Patrick Byrne kündigte nach kurzer Zeit.
Selbst der Trump-Verbündete und Anwalt Lin Wood beschuldigte Powell, nicht ehrlich mit dem gesammelten Geld umzugehen. „Ich weiß nicht, wohin dieses ganze Geld geht“, sagte er in einem aufgezeichneten Telefongespräch mit Patrick Byrne. „Aber ich glaube, dass jemand der amerikanischen Öffentlichkeit Rechenschaft schuldig ist.“
USA: Ein Drittel hält an Wahlbetrugs-Vorwürfen von Donald Trump fest
Nach wie vor glaubt ein Drittel der US-Amerikaner:innen, dass Donald Trump die Wahl aufgrund von Betrug und Manipulation verloren hat. Das zeigen Umfragen der Monmouth University. Der Fall Powell zeige, dass Lügen über Wahlbetrug ein gutes Geschäftsmodell sind, findet Matt Masterson. Der Cybersecurity-Experte sagte der Washington Post: „Das Geschäft läuft gut und es gibt kaum Rechenschaftspflicht. Das heißt, wir werden diese Strategie auch in Zukunft sehen können. Leute, die es gut meinen und denen erzählt wurde, dass die Wahl gestohlen sei, geben nun Geld her, das sie normalerweise nicht einfach geben könnten.“
Seitdem Donald Trump das Weiße Haus im Januar 2021 verließ, hat er sich nicht mehr mit Sidney Powell getroffen. Er beschwert sich regelmäßig, dass das Geld, das sie in seinem Namen gesammelt hatte, nicht dazu führte, ihn im Amt zu behalten. (lrg)
Kürzlich hat Donald Trump sich in Sachen Wahlbetrugs-Vorwürfen selbst entlarvt und versehentlich zugegeben, entweder „sehr dumm“ oder „sehr korrupt“ zu sein.