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Die Nöte von Serbiens Waffenhandel

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Von: Thomas Roser

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Der Kreml gibt sich irritiert über die angebliche Lieferung serbischer Raketen an Kiew. Tatsächlich hat Belgrad eine lange trübe Tradition merkwürdiger-Kriegsgüter-Deals.

Nach Serbiens Außen- und Verteidigungsminister sah sich am Wochenende auch Aleksandar Vucic zu einem Dementi genötigt: „Wir haben weder Russland noch der Ukraine Waffen oder Munition verkauft“, beteuerte der Präsident. „Wir sind sauber wie eine Träne.“

Eigentlich gilt der EU-Anwärter als einer der loyalsten Verbündeten des Kreml in Europa. Mit Verweis auf die „besonderen Beziehungen“ zum slawischen Bruderstaat verweigert Serbien noch immer die Übernahme der EU-Sanktionen. Für Wirbel sorgte indes Ende Februar ein Bericht des russischen regierungsnahen Portals „mash.ru“, dass 3500 von Serbiens staatlicher Rüstungsschmiede Krusik gefertigte Raketen via Türkei und Slowakei an die Ukraine geliefert worden seien. Für Belgrad, das seinen Schlingerkurs zwischen Ost und West stets mit der eigenen Neutralität begründet, ist der Vorwurf peinlich. Reichlich angefressen hat der Kreml auf die vermutlich selbst in Umlauf gebrachten Vorwürfe reagiert. Moskau sei „tief besorgt“, so Marija Sacharowa vom russischen Außenministerium: „Wir fordern von Belgrad eine offizielle Erklärung.“

Dumpingpreise für alle

Die Echtheit der veröffentlichten Frachtpapiere für die Raketen ist laut „Radio Free Europe“ kaum zu überprüfen. Doch auffällig oft gelangt Kriegsmaterial aus Serbiens staatlichen Waffenschmieden mit Hilfe regierungsnaher Waffenhändler über Drittländer in Kriegsgebiete – manchmal auch an beide Seiten zugleich.

Für Aufsehen sorgte 2019 Krusik-Angestellter Aleksander Obradovic, der Medien Dokumente zuspielte, wie Waffenhändler Granaten zu Dumpingpreisen weit unter den Herstellungskosten aufkauften – und mit hohem Profit nach Saudi-Arabien verscherbelten. Von dort gelangten die Granaten dann in den Jemen.

Ärger mit dem „strategischen Partner“ Aserbaidschan handelte sich Belgrad 2020 ein, als Armenien im Bergkarabach-Konflikt auch mit serbischen Granaten schoss. Mit offiziellen Export-Genehmigungen Belgrads lieferte Slobodan Tesic das Kriegsgerät an Erewan. Wegen korrupter Geschäftspraktiken hat das US-Finanzministerium den Sponsor der regierenden SNS als „unerwünschte Person“ schon länger auf seine schwarze Liste gesetzt.

Für internationales Aufsehen sorgte im Juli der Absturz eines ukrainischen Transporters in Griechenland, der im serbischen Nis 11,5 Tonnen an Mörsergranaten geladen hatte. Serbiens Verteidigungsministerium versicherte damals, dass die Fracht keineswegs für die Ukraine, sondern für Bangladesch bestimmt sei.

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