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Der Mutmacher

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Von: Martin Benninghoff

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Hört Rom die Signale von Bischof Bätzing? epd
Hört Rom die Signale von Bischof Bätzing? epd © Matthias Rietschel/epd

Im Porträt: Der Limburger Bischof Georg Bätzing steht wie kein anderer für den Synodalen Weg – allerdings hat er kaum Fürsprecher im Vatikan.

Der heiliggesprochene Ignatius von Loyola habe einen „wunderbaren Satz“ gesagt, meint der Limburger Bischof Georg Bätzing. Die erste Aufgabe sei, „die Aussage deines Gegenübers retten zu wollen“. Im Klartext: Welchen Wert verteidigt das Gegenüber, und gibt es Schnittmengen, die im Falle polarisierter Meinungen gemeinsames Handeln ermöglichen? Das sei eine zutiefst christliche Haltung in einer Welt voller Spaltungstendenzen, sagt er.

Für Bätzing ist der Satz in dieser Woche auch persönlich eine Herausforderung. Der 61 Jahre alte Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz steht vor der womöglich schwierigsten Bewährungsprobe seiner dreijährigen Amtszeit voller Bewährungsproben als „Klassensprecher“ der katholischen Bischöfe im Land der Reformation. Ein Scheitern des Synodalen Weges wäre eine persönliche Niederlage für den Theologen: Bätzing macht sich nicht nur als Präsident der Synodalversammlung stark für Reformen – er zeigt Mut aus Überzeugung.

Roms Gegenwind ist eisig, nicht zuletzt durch deutsche Hardliner wie den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki und den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer angefacht. Sie sind Gegner des Reformkurses und opponieren gegen die Einrichtung eines synodalen Gremiums auf Dauer, weil sie Machtverlust und eine Abkehr von Rom durch die Hintertür fürchten.

Bätzing sieht das kritisch und mahnt gebetsmühlenartig den Wandel im Amtsverständnis an, nicht zuletzt in solchen Statusfragen. Wo immer es geht, tritt er dem Vorwurf entgegen, der Synodale Weg sei die Auffahrt zu einer Abspaltung, so werde doch nur die Einheit der Weltkirche infrage gestellt. Bätzing weiß: Dieser Vorwurf aus dem Vatikan ist vergiftet, weil er die Reformbereiten zurückweist. Andererseits darf der Bischof nicht über jedes Stöckchen springen, das Rom ihm hinhält. Am Ende moderiert Bätzing eine Verständigung; ihm ist klar, dass er nicht zum Sachwalter der Sprachlosigkeit werden darf.

Dabei hat der Bischof einige Vorerfahrungen im Umgang mit beinharten Konflikten: 2016 wurde er im Hohen Dom zu Limburg zum Bischof geweiht, als Nachfolger des schaurig-legendären Franz-Peter Tebartz-van-Elst. Bätzing musste die Scherben des prasssüchtigen Priesters zur Seite räumen und das Vertrauen der Gläubigen zurückgewinnen. In der Missbrauchsdebatte setzt er auf Aufklärung, eine aktive Rolle der Betroffenen sowie die umstrittene Nennung von Täternamen. Limburg gilt als vorbildlich.

Die freundliche Art macht Bätzing zu einem guten Kommunikator auch in die größer werdende säkulare Öffentlichkeit hinein. Sein offener Umgang mit den Krisen des Katholizismus erscheint ungewöhnlich für einen Spitzenvertreter dieser verschwiegenen Kirche. Allerdings fehlt dem 1961 im siegerländischen Kirchen (!) als Sohn eines Bahnangestellten und einer Hausfrau geborenen Theologen die katholische „Street Credibility“ in Rom: Im Vatikan ist er nicht so gut vernetzt wie mancher Vorgänger - er spricht kein Italienisch, die Kurie bleibt ihm fremd. Das ist in dieser Situation ein Nachteil.

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