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Denkmal des Rassismus gestürzt

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Von: Peter Rutkowski

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Mythos, vom Sockel gestürzt. Durham am Sonntag.
Mythos, vom Sockel gestürzt. Durham am Sonntag. © rtr

Antifaschisten und Antirassisten stürzen in Durham, North Carolina, eine Bürgerkriegsstatue. Historisch notwendig, aber es hätte bessere Ziele gegeben.

Sie banden ein Kabel um die Figur, zerrten an ihr, wieder und wieder, endlich kippte das Monument samt Sockel von seinem Piedestal, fiel zu Boden, wo die Jubelnden die Bronze mit Fußtritten bedachten. Der Ablauf ähnelt so ikonenhaften Episoden wie dem Abriss einer Saddam-Statue 2003 in Bagdad, hat sich aber erst am 14. August dieses Jahres zugetragen. Und beteiligt waren diesmal ausschließlich Amerikaner, aus Fleisch und Blut – und aus Bronze.

Eine Gruppe junger Demonstranten versammelte sich am Sonntag in der Großstadt Durham im US-Bundesstaat North Carolina vor dem historischen Bezirksgericht, wo nostalgische Südstaatler 1924 ein Denkmal „für die Jungs, die das Grau trugen“ (so die Vorderinschrift) hatten weihen lassen. Die Menschenrechtsinitiative Southern Poverty Law Center hat gut 1500 Konföderierten-Denkmäler in den Vereinigten Staaten gezählt. In Durham steht eines dieser Symbole, die an den „heroischen“ Widerstandskampf der Sklavenhalterstaaten des Südens gegen die Industriestaaten des Nordens der USA erinnerten – und irgendwie den Mythos mitbeförderten, dass der Süden 1865 nicht so richtig besiegt wurde. Tatsächlich war der Sieg des Nordens ein totaler, der Süden überlebte nur dank der Kapitulation seines kläglichen Restheeres.

Historische Realität hat seit 1865 aber für die Rassisten, Nazis und Antisemiten der USA keine Rolle gespielt. Und so nahm die Jugend in der Universitätsstadt Durham am Wochenende das Zurechtrücken der geschichtlichen Wahrheit endlich selbst in die Hand. Woanders entfernen Stadtverwaltungen möglichst still und leise ihre Südstaaten-Monumente, um Rassisten nicht auf den Plan zu rufen.

Durham wird die Nazis sicher erzürnen. Ungeschickt an der Aktion war allein, dass die Bronzefigur einen trauernden gemeinen Soldaten zeigte, einen der hunderttausenden, die von Generälen in den Tod getrieben wurden, deren einzige Qualifikation eine gehobene soziale Stellung war. Ihre Denkmäler stehen noch in der Mehrheit unangetastet.

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