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Coronavirus-Epidemie überschattet Wahlkampf in den USA – Trump verharmlost Sars-CoV-2

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Von: Christian Stör

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Wen wird Herausforderer von Donald Trump? Im Augenblick deutet alles auf Joe Biden hin. Auch das Coronavirus dürfte im Wahlkampf ein großes Thema werden.

Washington - Für Joe Biden läuft derzeit fast alles nach Maß. Nach einem schwachen Start in die Vorwahlen der US-Demokraten eilt der frühere Vizepräsident derzeit von Sieg zu Sieg. Auch am gestrigen Dienstag (10.03.) gewann der 77-Jährige wieder vier von sechs Wahlen, darunter vor allem die besonders wichtige Primary von Michigan, die er mit mehr als 16 Prozentpunkte überraschend klar für sich entscheiden konnte. Bidens Vorsprung auf seinen Rivalen Bernie Sanders ist somit noch einmal deutlich größer geworden.

Noch ist zwar nichts entscheiden, doch die noch ausstehenden Wahlen sprechen ganz eindeutig für Biden, der am kommenden Dienstag (17.03.) in Florida, Illinois, Ohio und Arizona klar favorisiert ist. Die US-amerikanische Nachrichten-Website Fivethirtyeight beziffert die Chancen des 77-Jährigen, von den Demokraten gegen Donald Trump ins Rennen um die Präsidentschaft geschickt zu werden, mittlerweile auf mehr als 99 Prozent.

Joe Biden tritt selbstbewusst auf: „Wir werden Donald Trump besiegen“

Dementsprechend selbstbewusst trat Biden am Wahlabend vor die Kameras: Er versprach ein „Comeback für die Seele dieser Nation“ - und bot Sanders eine Zusammenarbeit an. „Wir haben ein gemeinsames Ziel. Zusammen werden wir Donald Trump besiegen.“ Sanders und seinen Anhängern dankte Biden für ihre „unermüdliche Energie und Leidenschaft“.

Das klang fast ein wenig so, als hätte Sanders schon das Handtuch geworfen. Doch dem ist noch nicht so. Seine Anhänger hoffen wahrscheinlich auf die TV-Debatte am Sonntag, bei der sich die beiden Bewerber ein erstes Duell liefern werden - und bei dem der wortgewaltige Sanders seinen Kontrahenten in die Ecke zu drängen hofft.

Coronavirus Sars-CoV-2 wirkt sich auf Wahlkampf in den USA aus

Nicht ganz so gut stehen die Chancen für Sanders, mit charismatischen Wahlkampfauftritten noch mal Punkte im Rennen gegen Joe Biden gutzumachen. Denn die Coronavirus-Epidemie hat auch Konsequenzen für den Präsidentschaftswahlkampf in den USA. Um die Verbreitung von Sars-CoV-2 zu verlangsamen, erscheint es ähnlich wie auch bei Sportveranstaltungen in Europa und im Rest der Welt sinnvoll, große Zusammenkünfte zu vermeiden.

Schon gestern (10.03.) haben Biden und Sanders geplante Auftritte im US-Bundesstaat Ohio abgesagt. Damit würden Warnungen des Bundesstaates vor Großveranstaltung in geschlossenen Räumen beherzigt, teilte Sanders' Wahlkampfteam mit, künftig solle von Fall zu Fall entschieden werden. In Ohio wurden laut dortigem Gesundheitsministerium drei Menschen positiv auf den Erreger Sars-CoV-2 getestet, der die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann. Nach Angaben der Johns Hopkins University sind mehr als 1000 Coronavirus-Fälle in den USA bestätigt.

Donald Trump verharmlost Coronavirus Sars-CoV-2

Und was macht Donald Trump? Vor kurzem noch hatte der Präsident ja das Thema Coronavirus bereits für beendet erklärt. Die Lage sei im Griff, sagte er, die Zahl der Infizierten tendiere gegen null. Und da seine Fans alles glauben, was Trump so den lieben langen Tag erzählt, wurde das Thema Coronavirus in den USA zumindest von den Republikanern lange Zeit gar nicht richtig wahrgenommen. So sagte eine Trump-Anhängerin beispielsweise bei CNN, dass sie nicht an die Existenz des Coronavirus glaube, es sei vielmehr eine Lüge der Demokraten, Fake News halt.

Dass sich dann aber mehrere republikanische Politiker nach einem Parteitreffen freiwillig in Quarantäne begeben haben, passte da nichts ins Bild. Darunter war übrigens auch Matt Gaetz, der sich kurz zuvor noch lustig gemacht hatte über die Corona-Panik und mit einer Gasmaske im Kongress erschienen war.  Zudem schien nun plötzlich Trump selbst gefährdet, da Gaetz und Trump Zeit zusammen in Mar-a-Lago verbracht hatten. Doch inzwischen gibt es Entwarnung, Gaetz ist negativ auf Sars-CoV-2 getestet worden. 

Coronavirus Sars CoV-2 wird in den USA ein immer wichtigeres Thema im US-Wahlkampf

Noch schlimmer war für Trump aber, dass plötzlich die Börsen einbrachen. Das war dann endlich Anlass für ihn, ein Rettungspaket mit Steuernachlässen und Finanzspritzen zu schnüren. trotzdem muss sich Trump natürlich zu Recht die Frage gefallen lassen, warum er sich bisher nicht selbst hat testen lassen. 

Der Präsident tritt ja immer wieder vor großen Mengen seiner Fans auf und schüttelt gerne und oft deren Hände. Noch am Samstag (07.03.) sagte er, er wolle weiterhin „gewaltige“ Wahlkampfveranstaltungen abhalten. Termine in den kommenden Wochen gibt es allerdings bislang keine.

So könnte das Coronavirus einen erheblichen Einfluss auf den Kampf ums Weiße Haus nehmen. Biden, von Trump regelmäßig als „schläfriger Joe“ verspottet, hat sich schon mal auf Trump eingeschossen: „Wir sind unserem Ziel einen Schritt nähergekommen, Anstand, Würde und Ehre im Weißen Haus wieder herzustellen."

Von Christian Stör

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