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Weltgesundheitsorganisation
Corona-Pandemie: WHO lehnt EU-Impfpass ab – „ernste Bedenken“
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Der WHO-Regionaldirektor Hans Kluge kritisiert den digitalen Corona-Impfpass. Es sei unsicher, wie lange die Immunität nach der Impfung anhalte.
- Kritik am angekündigten EU-weiten digitalen Corona-Impfpass kommt von der Weltgesundheitsorganisation.
- Regionaldirektor Hans Kluge führt neben wissenschaftlichen Gründen auch an, dass ein solcher Pass die Ungleichheit verschärfe.
- Seiner Einschätzung nach könnte die Coronavirus-Pandemie Anfang 2022 enden – aber nur, wenn der Impfstoff solidarisch verteilt wird.
Genf – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den von der EU geplanten Corona-Impfpass kritisiert. So sei unsicher, wie lange die Immunität nach einer Corona-Impfung anhalte, sagte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge der Zeitung „Die Welt“ in einem Interview. Auch könne die Impfung nicht unbedingt verhindern, dass der Empfänger oder die Empfängerin andere Menschen anstecke. Er habe „ernste Bedenken“, so Kluge.
Außerdem kritisiert er, dass ein solcher Impfpass die Ungleichheit verschärfe. „Wer geimpft ist, bekommt den Pass, wer keine Impfung hat, bekommt keinen.“ Er zweifelt zudem die Sinnhaftigkeit an, zumindest wohl für diesen Sommer: „Wer braucht denn den Impfpass? Das sind vor allem jüngere Leute, die irgendwo den Sommer genießen wollen. Die aber gar nicht zuerst mit dem Impfen an der Reihe sind.“
WHO-Experte über Corona-Impfung: Impfpass keine Empfehlung
Die EU-Staats- und Regierungschef:innen hatten bei ihrem Gipfeltreffen vergangene Woche die Einführung eines europaweit gültigen Corona-Impfausweises bis zum Sommer beschlossen. Dieser soll das Reisen erleichtern. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte daraufhin angekündigt, die Kommission werde noch in diesem Monat einen entsprechenden Gesetzesentwurf vorlegen.
Die für den Sommer angekündigte Einführung sei vermutlich unvermeidlich, aber keine Empfehlung der WHO, sagte hingegen WHO-Regionaldirektor Hans Kluge. Er warnte auch davor, Mutanten des Coronavirus nicht ernst genug zu nehmen, weil sich manche sehr schnell verbreiten könnten und schwere Krankheitsverläufe auslösten. „Wenn dies nun zusammenfällt mit einer nur langsamen Impfkampagne, dann verlieren wir Momentum. Dann kann das Virus wieder die Oberhand gewinnen.“
WHO-Experte über Corona-Impfung: „Niemand ist sicher, solange nicht alle sicher sind“
Jetzt sei noch nicht die Zeit für die Menschen in Europa, sich zurückzulehnen. Er geht davon aus, dass die Corona-Pandemie Anfang 2022 vorbei ist. „Was nicht heißt, dass das Virus weg ist.“ Allerdings brauche es dann hoffentlich keine störenden Interventionen mehr. Als Bedingung dafür nennt er aber Solidarität innerhalb Europas. „Es darf nicht sein, dass die reicheren Regionen geimpft sind und andere nicht. Niemand ist sicher, solange nicht alle sicher sind.“ (Friederike Meier mit afp)