Corona-Lockdown: Christian Drosten warnt – 2G wird nicht reichen
1G, 2G, 3G, Impfen, Boostern, Testen: Welche Regeln helfen gegen den aktuellen Anstieg der Corona-Neuinfektionen? Virologe Drosten ist pessimistisch.
Berlin/Hamburg - Momentan erreichen die Corona-Neuinfektionen täglich* einen neuen Höchststand. So meldete das Robert Koch-Institut 39.676 neue Corona*-Fälle binnen eines Tages, wie aus den Zahlen vom Mittwochmorgen hervorgeht. Wie auf die vierte Welle zu reagieren ist, da sind sich die Experten uneinig. Der Virologe Christian Drosten hat sich diesbezüglich jetzt in seinem NDR-Podcast „Das Coronavirus-Update“ geäußert.
Er erwartet in der Corona-Pandemie „einen sehr anstrengenden Winter“ und hält auch wieder Kontaktbeschränkungen für denkbar. „Wir haben jetzt im Moment eine echte Notfallsituation“, sagte der Leiter der Virologie in der Berliner Charité angesichts der Lage auf den Intensivstationen: „Wir müssen jetzt sofort etwas machen.“
Corona-Lage in Deutschland: Ob 3G für das Berechen der vierten Welle reicht?
Es müssten in dieser Situation auch Maßnahmen diskutiert werden, „die wir eigentlich hofften, hinter uns zu haben“, führte Christian Drosten* aus. „Wir müssen also jetzt die Infektionstätigkeit durch Kontaktmaßnahmen wahrscheinlich wieder kontrollieren - nicht wahrscheinlich, sondern sicher.“ Er schränkte allerdings auch ein, dass es in diesem Winter juristisch schwer sein könnte, breite allgemeine Kontaktmaßnahmen durchzusetzen.

„Man könnte statt auf Kontaktbegrenzungen auf die Boosterimpfungen setzen“, sagte Drosten. „Das ist etwas, woran ich auch wirklich glaube.“ Allerdings gehe das nicht so schnell. Zuerst müsse man die Ältesten zum dritten Mal impfen, um Todesfälle zu verhindern. Bei jüngeren Menschen sei der Corona-Booster „ein Rettungsanker für den Übertragungsschutz“. Langfristig müsse das „ideelle Ziel“ sein: „eine dreifach komplett durchgeimpfte Bevölkerung“.
Corona-Lage: Ungeimpfte können sich trotz test anstecken
Die 3G-Regel - also Zugang für Geimpfte, Genesene und Getestete - reicht nach Drostens Einschätzung nicht aus, um die Zahl der Corona-Infektionen ausreichend zu reduzieren. Vielmehr laute der Merksatz: „Testung schützt vor Ansteckung nicht.“ Wer nicht geimpft sei und mit einem negativen Test zu einer Veranstaltung oder zur Arbeit gehe, könne sich dort anstecken, weil auch Geimpfte das Virus weitergeben können.
Durch 2G* werde zwar die „Hintertür“ der Testmöglichkeit geschlossen, habe aber den Nachteil, dass sich die Kontakte ins Private verlagerten. Da auch Geimpfte den Erreger weitergeben können, „wird das Virus zu denen einfach nach Hause kommen“.
Impflücken müssen geschlossen werden, um Corona-Welle wieder zu stoppen
Virologe Christian Drosten ist der Ansicht, „dass die Vorschläge, die politisch auf dem Tisch liegen, genau da nicht wirken, wo unsere Sorgenzonen in der Gesellschaft sind“. Die jüngsten Beschlüsse in Bayern oder Sachsen* sind seiner Einschätzung nach „keine Garantie, dass das wirklich dazu führt, dass dieser Inzidenzanstieg durchbrochen wird“.
Der Vorschlag, Geimpfte wie Ungeimpfte regelmäßig zu testen, sei „logistisch gar nicht zu bewerkstelligen“. Tests wieder kostenlos anzubieten sei prinzipiell nicht falsch, es werde aber „als Notbremse hingestellt, und das wird es in keinem Fall sein“.
Man müsse der Bevölkerung klarmachen, „dass es sehr ernst ist im Moment“, sagte Drosten. „Wir sind in einer schlechten Situation: Wir haben 15 Millionen Leute, die eigentlich hätten geimpft sein könnten und die geimpft sein müssten.“ Insofern müssten Impflücken geschlossen werden. (ktho/dpa) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA