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Stiko-Chef würde eigene Kinder nicht gegen Corona impfen lassen

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Von: Lukas Rogalla

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Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (Stiko)
Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (Stiko), würde sein eigenes Kind derzeit nicht gegen Corona impfen lassen. (Archivfoto) © Kay Nietfeld/dpa

Wenige Daten und kaum Gewissheit: Die Stiko berät über die Corona-Impfung für Kinder und muss zwischen Nutzen und Risiko abwägen.

Frankfurt/Berlin – Die Corona-Impfung für Kinder ist in Deutschland ein kontroverses Thema. Etwa ein Jahr nachdem die Impfungen gegen das Coronavirus begonnen haben, erscheint nun auch ein Vakzin für Fünf- bis Elfjährige. Die Ständige Impfkommission (Stiko) will bald eine entsprechende Empfehlung herausgeben.

Doch für viele Eltern kommt eine Schutzimpfung für ihre Kinder nicht infrage. Ein Grund dafür ist, dass Corona-Infektionen bei Kindern in den meisten Fällen harmlos verlaufen. Selbst Thomas Mertens, Vorsitzender der Stiko, würde seine eigenes Kinder nicht impfen lassen – zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt.

Corona-Impfung: Stiko-Chef würde eigenes Kind nicht impfen lassen

Es gebe „keinerlei Daten“ über die Verträglichkeit des Impfstoffs bei Kindern zwischen fünf und elf Jahren, sagte Thomas Mertens im „FAZ-Podcast für Deutschland“. Gerade wenn das Risiko einer schweren Erkrankung mit Covid-19 für Kinder „außerordentlich gering“ ausfällt, müsse man umso sicherer sein, dass die Impfung auf Dauer gut verträglich ist. Sein sieben Jahre altes Kind will Mertens daher nicht gegen Corona impfen lassen. Aussagen über Langzeitschäden zu treffen, sei aktuellen Publikationen zufolge kaum möglich.

Die Stiko stehe derzeit vor genau dieser Nutzen-Risiko-Abwägung. Mertens verneint im FAZ-Podcast aber, dass die Stiko absichtlich mit der Herausgabe einer Empfehlung warte. „Sie wird sicher fertig sein, bevor der Kinder-Impfstoff in Deutschland verfügbar ist“, erklärte er. Die Lieferung an EU-Mitgliedsstaaten soll am 13. Dezember erfolgen. Die Stiko-Empfehlung diene der größtmöglichen Sicherheit für die Kinder.

Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut (Stiko)

Die Stiko ist eine ehrenamtliche, politisch und weltanschaulich unabhängige Expertengruppe in Deutschland. Sie ist beim Robert-Koch-Institut in Berlin angesiedelt und zählt derzeit 18 Mitglieder. Die Stiko trifft sich zweimal im Jahr, um sich mit den gesundheitspolitisch wichtigen Fragen zu Schutzimpfungen und Infektionskrankheiten sowohl in Forschung als auch Praxis zu beschäftigen. Dabei gibt die Stiko entsprechende Empfehlungen heraus, die den Bundesländern als Vorlage für ihre öffentlichen Impfempfehlungen dienen. (Quelle: Wikipedia)

Von der Öffentlichkeit und der Politik wolle sich die Stiko nicht beeinflussen lassen. „Falsche politische Entscheidungen können nicht durch eine Impfung korrigiert werden“, sagte Mertens. Er kritisiert, dass die Kinder-Impfungen nun die fehlende Impfbereitschaft in der Altersgruppe von 18 bis 59 Jahren ausgleichen sollen.

Corona: Stiko-Chef Mertens kritisiert „falsche politische Entscheidungen“

Die Stiko ermittle derzeit noch, was die Corona-Impfung in der jungen Altersgruppe für das Fortschreiten der Pandemie bedeute. Eine Empfehlung für die Kinder-Impfung wäre zunächst eingeschränkt und kann dann zu einem späteren Zeitpunkt angepasst werden. Ob es auf eine generelle Empfehlung für Kinder von fünf bis elf Jahren hinausläuft, könne Mertens noch nicht sagen. Beispielsweise spreche die noch fehlende Datenlage dagegen. In den USA und Israel haben die Kinder-Impfungen zwar bereits begonnen, doch genauere Informationen, auf die sich die Stiko berufen würde, beispielsweise zum zusätzlichen Risiko von Herzmuskelentzündungen, liegen noch nicht vor.

Mitte November hat die Europäische Arzeimittel-Agentur (Ema) einen mRNA-Impfstoff für Kinder von fünf bis elf Jahren von Biontech zugelassen, der anders zubereitet und verdünnt wird als das Mittel für Erwachsene. Auch die Flasche sieht anders aus. Der Corona-Impfstoff für Jugendliche ab zwölf Jahren ist bereits sei Mai zugelassen. (lrg)

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