Corona-Sommerwelle: Virologe Stöhr kritisiert Lauterbach scharf

Die Corona-Pandemie ist weiter in vollem Gange. Gesundheitsminister Lauterbach spricht von einer Sommerwelle. Virologe Stör kritisiert das auf Twitter scharf.
Berlin – Aufgrund steigender Corona-Zahlen hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach von einer Sommerwelle gesprochen und gesagt, dass der Sommer-Effekt verpufft sei. Er sieht die Gründe für die steigenden Zahlen in den fehlenden Schutzmaßnahmen und der neuen Virus-Variante der Omikron-Mutation. Lauterbach fürchtet daher eine Überlastung der Krankenhäuser.
Anderer Meinung ist der Epidemiologe und Virologe Klaus Stör, der in den Aussagen des Gesundheitsministers unnötige Panikmache sieht. Seiner Auffassung nach ist die aktuelle Entwicklung mit der Welle im März zu vergleichen, bei der das Gesundheitssystem nicht überlastet wurde.
Wieso jetzt bereits Panik schlagen und nach Masken und Booster rufen?
Lauterbach warnt vor Corona-Sommerwelle: Stör sieht keine Überlastung des Gesundheitssystems
Anders als Karl Lauterbachs Warnung vermuten lässt, sehe man laut Stör derzeit, dass die Anzahl der gemeldeten Corona-Fälle nur ein Viertel der damals gemeldeten Zahlen im März betrage, die der Krankenhauseinweisungen sogar nur ein Fünftel. Da es im März keine Überlastung gegeben hat, sei auch aktuell nicht von einer solchen auszugehen.
Hauptargument von Störs Kritik an Lauterbach ist, dass durch übermäßige und unbegründete Warnungen die Menschen vor echten Gefahren abgehärtet werden und auf berechtigte Warnungen und Empfehlungen nicht mehr hören.
Corona-Sommerwelle: Stöhr fordert andere Empfehlung für Impfungen
Eine weitere Kritik hat Epidemiologe Stör an Lauterbachs Empfehlung zur vierten Impfung. Diese sollten vorerst den vulnerablen Gruppen vorbehalten bleiben. Eine zu frühe Impfung in der Breite der Bevölkerung bei vergleichsweise niedrigen Infektionszahlen könne einen negativen Effekt haben.
„Mehrfache Booster erhöhen den Impfschutz nur wenig und kurzfristig: die Nebenwirkungen bleiben aber gleich.“ Sinnvoll wäre Stöhr zur Folge, vulnerable Gruppen im Herbst zu impfen, sodass der Schutz zum Winter hin frisch sei. Bei anderen Gruppen sieht er die Notwendigkeit deutlich geringer an. (stru)
Die beiden Wissenschaftler Lauterbach und Stöhr sind schon häufiger aneinander geraten. Ende März sorgte Karl Lauterbach mit einer Aussage für Aufsehen, in der er Stöhr als Fußball-Zweitligisten bezeichnete.