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Christian Lindner irritiert mit Aussagen zu Corona-Maßnahmen - alles nicht so gemeint

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Von: Max Schäfer

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FDP-Chef Christian Lindner: Spät rudert er zurück.
FDP-Chef Christian Lindner: Spät rudert er zurück. © Britta Pedersen/dpa

Nach einem Auftritt in den ARD-Tagesthemen zur Corona-Lage erntet Christian Lindner scharfe Kritik. Der Vorwurf der Wissenschaftsfeindlichkeit steht im Raum.

Frankfurt/Berlin – Die Corona-Zahlen in Deutschland steigen und die geschäftsführende Bundesregierung sowie die Parteien einer möglichen Ampel-Koalition ringen um die passenden Maßnahmen bei der Pandemiebekämpfung. In den ARD-Tagesthemen am Freitagabend (12.11.2021) befragte Moderator Ingo Zamperoni den FDP-Vorsitzenden Christian Lindner zum neuen Gesetzentwurf.

Christian Lindner bezeichnete die Corona-Lage als dramatisch. Es gehe um schnelle, wirksame Maßnahmen, erklärte der FDP-Chef und forderte eine Testpflicht in Alten- und Pflegeheimen. Mehr Tempo beim Impfen und Boostern sei ebenso nötig. Lindner kann sich auch regionale 2G-Modelle vorstellen. Lindner begrüßte in diesem Zusammenhang auch, dass es unter der geschäftsführenden Bundesregierung wieder kostenlose Corona-Tests gebe.

Christian Lindner fordert in den Tagesthemen schnelle, wirksame Maßnahmen gegen Corona

ARD-Moderator Ingo Zamperoni nahm das Stichwort „wirksame Maßnahmen“ auf und fragte Lindner im Tagesthemen-Interview, warum im Gesetzesentwurf bestimmte Maßnahmen vorauseilend ausgeschlossen würden, und sprach dabei Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen an.

„Weil diese Maßnahmen nach wissenschaftlichen Untersuchungen keine Wirksamkeit haben und weil auch deutsche Gerichte solche Ausgangsbeschränkungen bereits verworfen haben“, erklärte Christian Lindner in den Tagesthemen. Damit überraschte er Zamperoni, der schließlich nachhakte: „Verstehe ich Sie richtig: Sie sagen, Kontaktbeschränkungen und Ausgehverbote sind nicht wirksam? Sie sind ein scharfes Schwert, ein Eingriff, aber das würde ich bezweifeln, dass es nichts bringt.“

„Sie sagen, Sie glauben oder Sie würden, aber es gibt wissenschaftliche Untersuchungen zur tatsächlichen Wirksamkeit von Ausgangsbeschränkungen, zum Beispiel für geimpfte Menschen, die eben nicht das Infektionsgeschehen eindämmen“, antwortete Christian Lindner. Es gehe darum, Dinge zu tun, die wirklich einen Beitrag leisteten, erklärte der FDP-Politiker. Er verstehe nicht, dass sich die Debatte auf unwirksame und Ultima-Ratio-Maßnahmen konzentriere, sagte Lindner.

Nach Tagesthemen-Interview: Christian Lindner wird Wissenschaftsfeindlichkeit vorgeworfen

Christian Lindner sagte im Tagesthemen-Interview jedoch nicht, auf welche wissenschaftlichen Untersuchungen er sich bezieht. Es gibt jedoch Studien, beispielsweise eine im Frühjahr veröffentliche Studie von Forschenden der Universität Oxford, die Kontaktbeschränkungen zu den wirksamsten Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus zählen. Auch Wissenschaftler:innen der Helmholtz-Initiative stellten in einer Stellungnahme im April 2021 den Einfluss der Kontaktbeschränkungen auf die Ausbreitung des Coronavirus fest.

In den sozialen Medien wurde Christian Lindner vorgeworfen, wissenschaftliche Erkenntnisse zu ignorieren. Andere Nutzer:innen warfen dem FDP-Politiker Wissenschaftsfeindlichkeit vor. Lindner selbst reagierte auf die Vorwürfe und fühlte sich missverstanden. „Wenn ich in den #tagesthemen missverständlich war, bedauere ich das. Denn ich werbe für konsequente und wirksame Maßnahmen“, erklärte Lindner am Samstag (13.11.2021) auf Twitter. „An Kontaktbeschränkungen zweifele ich nicht, sondern nur zum Beispiel an der Verhältnismäßigkeit von Ausgangssperren für Geimpfte.“ (Max Schäfer)

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