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COP26 auf der Zielgeraden: In Glasgow wird um jedes Wort gerungen

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Von: Christian Mihatsch

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Eine Demonstration während der Klimakonfernez in Glasgow. Foto: ANDY BUCHANAN / AFP.
Eine Demonstration während der Klimakonfernez in Glasgow. © AFP

Zum Abschluss der UN-Klimakonferenz geht es um Details im Vertragstext: Ob die geringfügigen Änderungen im Textentwurf vom Freitagmorgen dazu ausreichen, ist allerdings unklar.

Offenbar hatten die Delegationen der Länder und die britische Konferenzpräsidentschaft die ganze Nacht durchgearbeitet. Am Freitagmorgen um kurz nach sieben wurde ein neuer Textentwurf für das Verhandlungsergebnis der UN-Klimakonferenz in Glasgow publik. Die Veränderungen im Vergleich zur vorigen Version sind relativ bescheiden. So stehen die Begriffe „Kohle“ und „fossile Energien“ immer noch im Text.

Erkennbar ist aber, dass in der Nacht hart darum gerungen wurde. Russland, Saudi Arabien, Australien und Indien wollten die erstmalige Erwähnung dieser Begriffe in einem offiziellen Text der UN-Klimakonvention unbedingt verhindern. Das ist ihnen nicht gelungen. Die vier Länder konnten allerdings eine marginale Abschwächung durchsetzen: Jetzt sollen nur noch die Kohleverstromung ohne CO2-Abscheidung und ineffiziente Subventionen für fossile Energien auslaufen. Ob das als effiziente Nutzung der Zeit hochqualifizierter Diplomaten gelten kann, möge Leserin oder Leser entscheiden.

Wichtiger ist, dass die Länder im Vertragstext weiterhin dazu angehalten werden, nächstes Jahr anspruchsvollere Klimaziele einzureichen. Da sich die dazu benutzten Begriffe auch hier geändert hatten, diskutierten unter anderem Journalist:innen auf Twitter, ob die Formulierung nun stärker oder schwächer sei.

Konkret geht es um die beiden Verben „to urge“ und „to request“, die beide mit „bitten“ oder „auffordern“ übersetzt werden können. Ed King von der European Climate Foundation konnte die Frage klären. Er lud auf Twitter einen Auszug aus der Stilfibel der UN hoch. Und siehe da: „To request“ ist eine stärkere Formulierung. Die Aufforderung an die Länder ihre Klimaziele nächstes Jahr nachzuschärfen, wurde über Nacht also noch etwas deutlicher.

Ob dieses ausreicht, um die Konferenz über die Ziellinie zu bringen, ließ sich am Freitagnachmittag noch nicht abschätzen. Der vorherige Textentwurf der britischen Konferenzpräsidentschaft war als „unausgewogen“ kritisiert worden, weil dieser zwar hinsichtlich der Klimaziele und damit der Emissionen der Länder relativ deutliche Formulierungen enthielt aber bei den Klimahilfen – nicht zuletzt für Verluste und Schäden – relativ vage Formulierungen.

Dies sind allerdings nicht die einzigen Vertragselemente, die in Glasgow noch verhandelt wurden. Ausstehend waren auch noch die letzten Kapitel der Bedienungsanleitung für das Paris Abkommen insbesondere die Regeln für den Handel mit Emissionsreduktionen. Damit Glasgow ein Erfolg wird, müssen alle diese Elemente zu einem kohärenten Gesamtpaket zusammengeschnürt werden. Dazu könnten ein, zwei oder vielleicht sogar drei weitere Iterationen des Texts erforderlich sein. Im Hinblick auf die Version von Freitagmorgen, lässt sich allerdings mit Jan Kowalzig von der Hilfsorganisation Oxfam sagen: „Als echte Kehrtwende im Kampf gegen die Klimakrise lässt sich der jetzige Entwurf nicht bezeichnen.“

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