Taiwan verliert engen Verbündeten: Honduras läuft zu China über

Honduras plant, die Beziehungen zu Taiwan abzubrechen und sich stattdessen China zuzuwenden. Derweil hat ein Pazifikstaat das Gegenteil vor – allerdings nicht zum Nulltarif.
München/Taipeh/Tegucigalpa – Auf seiner Homepage listet Taiwans Außenministerium all jene Staaten auf, die sich für Taipeh entschieden haben statt für Peking. Viele sind es nicht: Nur 14 Länder erkennen die taiwanische Regierung offiziell an, darunter einige kleine Pazifikinseln, der Vatikan – und acht Länder aus Lateinamerika und der Karibik. Bald schon könnte es allerdings eines weniger werden: Honduras will die Beziehungen zu Taiwan abbrechen und sich stattdessen China zuwenden. Das teilte Xiomara Castro, die Präsidentin des Zehn-Millionen-Einwohner-Staats, am Dienstagabend (Ortszeit) mit. Sie habe, schreibt Castro bei Twitter, ihren Außenminister „beauftragt, die Aufnahme offizieller Beziehungen zur Volksrepublik China einzuleiten“. So sollen „die Grenzen im Konzert der Nationen der Welt in Freiheit erweitert“ werden.
Für Taiwan wäre es ein herber Rückschlag. Noch Ende 2021 hatten Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen und der damalige Präsident Honduras, Juan Orlando Hernández, in Taipeh den 80. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Ländern begangen. „Honduras hat die internationale Beteiligung Taiwans vor allem in den letzten Jahren stark unterstützt“, sagte Tsai bei dem Treffen und verwies auf die engen wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Taiwan und Honduras. „Auch der honduranische Kaffee ist etwas, das ich persönlich sehr schätze“, schwärmte Tsai.
Taiwan appelliert an Honduras, seinen Schwenk zu China zu überdenken
Nun hieß aus dem taiwanischen Außenministerium, man bitte „Honduras, die Angelegenheit sorgfältig zu prüfen, um nicht in die Falle Chinas zu tappen und eine fehlerhafte Entscheidung zu treffen“. Peking habe „nicht die geringste Absicht, eine Zusammenarbeit zu fördern, die dem Wohl des honduranischen Volkes dient“. Vielmehr gehe es China nur darum, Taiwan weiter international zu isolieren.
Die Volksrepublik China betrachtet Taiwan als Teil ihres eigenen Staatsgebiets und erlaubt es anderen Staaten im Rahmen ihrer Ein-China-Politik nicht, gleichzeitig mit Peking und mit Taipeh diplomatische Beziehungen zu unterhalten. In den vergangenen Jahren haben bereits Panama, die Dominikanische Republik, El Salvador und Nicaragua, die Salomonen-Insel und Kiribati die Beziehungen zu Taiwan abgebrochen. Was genau hinter dem Kurswechsel in Honduras‘ Hauptstadt Tegucigalpa steckt, ist unklar. Allerdings hatten China und Honduras erst vor rund einem Monat Verhandlungen über den Bau eines neuen Wasserkraftwerks aufgenommen.
Mikronesien geht auf Konfrontationskurs mit China – und umwirbt Taiwan
Derweil überlegt ein anderes Land, den umgekehrten Weg zu gehen: Mikronesien, ein aus rund 600 Inseln bestehender Staat im Pazifik, will mit Peking brechen und sich stattdessen Taiwan zuwenden. Das jedenfalls erklärte David Panuelo, der Präsident des Landes, in einem Brief an mehrere Entscheidungsträger in Mikronesien. Panuelo, der nur noch zwei Monate im Amt sein wird, wirft in dem Schreiben der chinesischen Regierung einen „politischen Krieg“ im Pazifik vor. China besteche Beamte in Mikronesien, bedrohe seine persönliche Sicherheit und dränge drauf, dass sich Mikronesien im Falle eines bewaffneten Konflikts mit Taiwan „mit der Volksrepublik China und nicht mit den Vereinigten Staaten verbündet“ oder zumindest neutral bleibe.
Mikronesien ist traditionell ein enger Verbündeter der USA. Bereits im vergangenen Jahr war das Land auf Konfrontationskurs zu Peking gegangen und hatte ein Abkommen zwischen China und mehreren pazifischen Inselstaaten verhindert. Im Gegenzug zu besserem Zugang zu den Bodenschätzen der Region hatte China den Staaten millionenschwere Unterstützung sowie die Aussicht auf ein Freihandelsabkommen und den Zugang zu seinem riesigen Markt angeboten. Mikronesiens Präsident Panuelo sprach damals von einem „hinterhältigen“ Plan und warf Peking vor, die Region kontrollieren zu wollen und die „regionale Sicherheit zu bedrohen“.
In seinem Schreiben an mehrere Politiker in Mikronesien, aus dem unter anderem der Guardian zitiert, erklärte Panuelo nun, er habe bereits Taiwans Außenminister Joseph Wu zu Gesprächen getroffen und dabei klargemacht, dass eine diplomatische Unterstützung für Taipeh nicht zum Nulltarif zu haben sei: „Ich war Minister Wu gegenüber offen: Wir benötigen eine Finanzspritze von etwa 50 Millionen Dollar, um unseren künftigen Bedarf zu decken. Wir können und werden diese über einen Zeitraum von drei Jahren erhalten, wenn wir diplomatische Beziehungen zu Taiwan aufnehmen.“ Zudem würde Mikronesien ein jährliches „Hilfspaket“ in Höhe von 15 Millionen Dollar erhalten. Die taiwanische Regierung hat sich bislang nicht öffentlich zu dem Vorgang geäußert.