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Strenge Corona-Politik in China: Infizierte Kinder werden von Eltern getrennt

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Von: Sandra Kathe

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Mit über 20.000 Neuinfektionen am Tag, die meisten in der Millionenstadt Shanghai, verzeichnet China die höchsten Corona-Zahlen seit Beginn der Pandemie.

Shanghai – Noch nie seit Ausbruch der Corona-Pandemie waren die Fallzahlen in China so hoch wie aktuell, erneut sitzen Millionen Chines:innen im Lockdown fest. Derzeit vor allem betroffen ist die 26,3 Millionen-Einwohner-Metropole Shanghai, über die bereits seit über einer Woche ein strenger Lockdown verhängt ist. Mit rund 20.000 gemeldeten Neuinfektionen täglich ist die Inzidenz in der Millionenmetropole zwar nach wie vor verschwindend gering, dennoch stehen Millionen Menschen teils seit Wochen unter Hausarrest.

Zahlreichen Medienberichten zufolge werden die Maßnahmen, die zu Chinas landesübergreifender „Zero-Covid-Politik“ gehören, streng kontrolliert und durchgesetzt, so streng dass trotz heftiger Zensurmaßnahmen immer wieder schockierende Videos in westlichen Medien und auf Social-Media-Plattformen auftauchen. Wie ein China-Korrespondent des Nachrichtenportals Spiegel berichtet, beginne das bereits innerhalb von Wohnhäusern, in denen so genannte „Nachbarschaftskomitees“ die Einhaltung der Regeln überwachten.

In einigen Teilen der chinesischen Millionenstadt Shanghai harren die Bewohner:innen teils seit Wochen im Lockdown aus.
In einigen Teilen der chinesischen Millionenstadt Shanghai harren die Bewohner:innen teils seit Wochen im Lockdown aus. Wegen rund 20.000 neuer Fälle täglich sind über 25 Millionen Menschen derzeit unter Hausarrest. (Archivfoto) © Hector Retamal/AFP

Corona-Pandemie in China: Schockierende Videos, Unmut in der Bevölkerung

Besonders schockierende Videos, deren Herkunft nicht eindeutig belegbar ist, zeigen auch Menschen in Seuchenschutzanzügen, die einen Mann auf der Straße angreifen und verprügeln, und andere, die offensichtlich gerade dabei sind Haustüren zuzuschweißen, um mit weniger Ein- und Ausgängen besser die Bewohner:innen der entsprechenden Gebäude kontrollieren zu können.

Trotz der immer lauter werdenden Kritik an Chinas strengem Umgang mit der Pandemie und wachsender Verärgerung in der Bevölkerung hat Chinas Staatschef Xi Jinping die Null-Covid-Strategie seines Landes im Kampf gegen die Pandemie verteidigt, zuletzt bei einer Ehrung von Teilnehmer:innen der Olympischen Spiele 2022 in Peking: „Ausländische Sportler haben uns gesagt, wenn es eine Goldmedaille für Epidemie-Bekämpfung gäbe, würde China sie bekommen“, behauptete Xi. Die staatliche „Volkszeitung“ schrieb am Freitag, die Null-Covid-Strategie sei weiterhin „die beste Wahl“ für China und das Land solle „niemals abgestumpft, niemals müde im Kampf“ gegen die Corona-Pandemie werden.

Corona-Maßnahmen in China: Infizierte Kinder wurden ihren Eltern weggenommen

Der Ausbruch in Shanghai setzt die chinesischen Behörden jedoch mehr und mehr unter Druck. Wegen der steigenden Zahlen hat die chinesische Regierung 38.000 medizinische Fachkräfte sowie 2000 Soldaten aus dem Rest des Landes nach Shanghai entsandt. Die Stadtverwaltung teilte am Freitag mit, dass in Übergangsunterkünften wie Messehallen 130.000 Betten für Corona-Infizierte zur Verfügung stünden oder noch bereitgestellt würden. Gleichzeitig warnen Wirtschafts-Expert:innen vor wirtschaftlicher Schwächung des Landes, da wegen der Maßnahmen Fabriken geschlossen wurden und Millionen Verbraucher ihre Häuser nicht verlassen können.

Dass der Unmut in der Bevölkerung wächst, was sich vor allem in Äußerungen in Online-Netzwerken zeigt, dafür sorgen auch dramatische Berichte über Isolationsmaßnahmen in Shanghai. Demnach seien in den ersten Tagen nach Beginn des Ausbruchs Corona-positive Kinder, darunter auch Säuglinge, von ihren negativ getesteten Eltern getrennt worden. Nach lautstarker Kritik wurde diese Maßnahme inzwischen revidiert.

Corona-Ausbruch in China: US-Behörde warnt vor Reisen nach Shanghai

Für Besorgnis sorgen die aktuellen Entwicklungen in China Berichten zufolge vor allem auch bei ausländischen Staatsangehörigen, die in der Volksrepublik leben. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichteten, hat etwa das US-Außenministerium am Freitag (08.04.2022) angekündigt, die „freiwillige Ausreise“ von nicht notwendigem Personal aus Shanghai zu genehmigen. Gleichzeitig warnte die Behörde US-Bürger vor der Ausreise nach Shanghai. (ska mit dpa/AFP)

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