Kuriose Chatbot-Schlacht zwischen deutschem EU-Abgeordneten und Orban-Sprecher

Der deutsche Europa-Abgeordnete Daniel Freund und der ungarische Regierungssprecher Zsoltan Kovacs liefern sich eine Redeschlacht mithilfe des Chatbots ChatGPT.
Brüssel - Der deutsche Europa-Abgeordnete Daniel Freund (Grüne) und der ungarische Regierungssprecher Zsoltan Kovacs haben sich eine kuriose Redeschlacht mithilfe des Chatbots ChatGPT geliefert. Eigenen Angaben zufolge bat Freund, der im EU-Parlament als einer der schärfsten Kritiker von Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban gilt, ChatGPT zunächst, einen Rap-Song über Korruption zu schreiben. Kovacs reagierte hierauf mit einer Bitte an ChatGPT, Textzeilen über Freund zu generieren - mit einem für Kovacs unbefriedigendem Ergebnis.
ChatGPT erstellt mithilfe von künstlicher Intelligenz Texte. Nutzer:innen können einzelne Befehle oder Sätze vorgeben, die das System dann mithilfe von Unmengen von Daten aus dem Internet eigenständig ergänzt.
Einem von Freund am Montag im Online-Dienst Twitter veröffentlichten Screenshot zufolge dichtete ChatGPT über Korruption in Ungarn gereimte Zeilen auf Englisch. Ins Deutsche übertragen hieß es sinngemäß: „Von Fußballclubs bis zu Luxusschlössern; Orbans Imperium ist auf Betrug und Abzocke aufgebaut; es ist Zeit, aufzuräumen, es ist Zeit zu kämpfen; wir werden nicht nachgeben, bis Orban außer Sichtweite ist.“
Weniger Geld für Ungarn von EU wegen Korruption
Ungarn liegt auf dem Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International zufolge auf dem letzten Platz der 27 EU-Staaten. Im vergangenen Dezember entzog die EU Ungarn 6,3 Milliarden Euro Fördergeld wegen Korruption und anderer Probleme im Land. Freund, der im EU-Parlament unter anderem Mitglied des Haushaltskontrollausschusses ist, tritt seit Längerem für ein schärferes Vorgehen gegen Ungarn ein.
Ungarns Regierungssprecher Kovacs veröffentlichte als Antwort auf Freunds Tweet einen Screenshot mit einem von ChatGPT verfassten Rap über Freund - in dem der Abgeordnete als „Kämpfer für die Demokratie“ beschrieben wird, dessen „Agenda hell leuchtet“. Kovacs kommentierte, dieser Text beweise, dass ChatGPT „nicht mehr als ein Generator von Blödsinn“ sei.
Freund sagte der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag (21. März), er sei „ehrlicherweise ziemlich beeindruckt“ von der Fähigkeit von ChatGPT, aus den „weithin bekannten Vorwürfen“ gegen Orban einen Rap-Text zu machen. Kovacs ließ eine AFP-Anfrage hingegen unbeantwortet.
Orban bringt Medien in Ungarn unter Kontrolle
Auch in Sachen Pressefreiheit liegt das Land weit hinten. Ungarn kommt auf dem Pressefreiheitsindex von „Reporter ohne Grenzen“ RoG auf Platz 85. „Seit Viktor Orbán und seine Fidesz-Partei 2010 an die Regierung kamen, haben sie die Medien Schritt für Schritt unter ihre Kontrolle gebracht. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk und Ungarns einzige Nachrichtenagentur MTI wurde in der staatlichen Medienholding MTVA zentralisiert“, schreibt RoG auf ihrer Internetseite. Zudem sei die regionale Presse seit Sommer 2017 vollständig im Besitz Orbán-freundlicher Unternehmer.“ 2018 wurden fast 500 regierungsnahe Medienunternehmen in einer Holding mit zentral koordinierter Berichterstattung zusammengefasst“, so die Journalistenorganisation. (afp/ep)