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Bundesweite Razzia gegen Nazi-Netzwerke

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Von: Pitt von Bebenburg

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Polizei
„Polizei“ steht auf der Uniform eines Polizisten. © Jens Büttner/dpa

Die Polizei geht in Hessen, Thüringen und weiteren Bundesländern gegen mutmaßliche Mitglieder von „Combat 18“ und anderen Gruppen vor.

Mit der größten bundesweiten Razzia seit Jahren ist die Polizei am frühen Mittwochmorgen gegen Neonazi-Gruppierungen vorgegangen.

Die Durchsuchungen richteten sich unter anderem gegen 21 Beschuldigte, die das rechte Terrornetzwerk „Combat 18“ trotz eines Verbots „im Geheimen als Rädelsführer aufrechterhalten“ haben sollen, wie der Generalbundesanwalt in Karlsruhe mitteilte. Die 18 steht als Neonazi-Code für den ersten und den achten Buchstaben des Alphabets, die Anfangsbuchstaben von Adolf Hitler.

Nach Angaben von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) waren mehr als 1000 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz. Der Verdacht, rechtsextreme Straftaten begangen zu haben, richte sich gegen insgesamt 50 Beschuldigte. Vier Männer seien festgenommen worden. Einer davon soll nach Angaben des Magazins „Der Spiegel“ ein aktiver Unteroffizier der Bundeswehr sein. „Uns ist heute ein harter Schlag gegen die rechtsextremistische und rechtsterroristische Szene gelungen“, stellte Faeser fest.

Bundesweite Razzia gegen Nazi-Netzwerke „können ein erster Schritt sein“

„Diese Razzien können ein erster Schritt sein, aufzuholen, was seit Jahren verschlafen wurde“, urteilte der Geschäftsführer der Amadeu-Antonio-Stiftung, Timo Reinfrank. „Diese jungen Männer, die sich in einem führerlosen Widerstand wähnen, wollen einen ,Rassenkrieg‘ um jeden Preis und sind bereit, dafür zu töten“, erläuterte er.

Die Neonazis strebten den Zusammenbruch der demokratischen Grundordnung an. Sie seien „getrieben von einem eliminatorischen Rassismus und Antisemitismus“, so Reinfrank.

Die Linken-Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende Martina Renner nannte das Vorgehen der Polizei „einen empfindlichen Schlag gegen schon lang bekannte gewalttätige Strukturen und ein wichtiges Signal an die rechte Szene“. Renner führte weiter aus: „Entscheidend ist, dass die Verfahren jetzt stringent weitergeführt werden, um die bestehenden Strukturen auch langfristig zu zerschlagen.“

Im thüringischen Eisenach wurden drei mutmaßliche Mitglieder von „Knockout 51“ festgenommen, darunter dessen mutmaßlicher Gründer Leon R.. Ein viertes mutmaßliches Mitglied dieser rechtsextremistischen kriminellen Vereinigung, Bastian A., wurde im hessischen Rotenburg an der Fulda festgenommen.

Bundesweite Razzia gegen Nazi-Netzwerke: 61 Objekte in elf Bundesländern durchsucht

„Bei dieser Gruppierung handelt es sich um eine rechtsextremistische Kampfsportgruppe, die unter dem Deckmantel des gemeinsamen körperlichen Trainings junge, nationalistisch gesinnte Männer anlockt, diese bewusst mit rechtsextremem Gedankengut indoktriniert und für Straßenkämpfe ausbildet“, formulierte der Generalbundesanwalt.

Seit mindestens zwei Jahren sei die Vereinigung „auf die Begehung von erheblichen Straftaten ausgerichtet“, insbesondere auf Angriffe gegen Linke und gegen „sonstige Personen, die nach der rechtsextrem und rassistisch geprägten Weltsicht der Gruppierung bekämpft werden dürfen“. In Eisenach habe „Knockout 51“ versucht, einen sogenannten „Nazi-Kiez“ zu schaffen und sich dort „als bestimmende Ordnungsmacht zu etablieren“.

Bei der Razzia in insgesamt elf Bundesländern wurden insgesamt 61 Objekte durchsucht. Sie richtete sich zudem gegen mutmaßliche Mitglieder der „Atomwaffen Division Deutschland“ (AWDD) und des „Sonderkommando 1418“. Beide Gruppierungen werden von der Bundesanwaltschaft als terroristische Vereinigungen eingestuft.

Die AWDD ist der deutsche Ableger einer US-amerikanischen Organisation. Ihr Ziel sei ein „Rassenkrieg“, aus dem die „weiße Bevölkerung“ siegreich hervorgehen solle, erklärte die Ermittlungsbehörde in Karlsruhe.

Sie wolle „Anschläge und Morde“ begehen, um die demokratische Grundordnung zu beseitigen. Die gleichen Ziele verfolge das „Sonderkommando 1418“, das als Chatgruppe agiere. Dort habe es dafür geworben, terroristische Anschläge zu begehen.

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