Während Alice Weidel so ziemlich alle Steuern abschaffen wollte und unverständlicherweise davon verschont blieb, zu ihren Nazifreunden befragt zu werden, möchten die Freidemokraten – Wolfgang Kubicki im ZDF und Christian Lindner in der ARD – den Soli abschaffen und damit die Gutverdienenden entlasten. Janine Wissler erklärte verständlich, warum die Vermögenssteuer notwendig sei, und CSU-Generalsekretär Markus Blume, der sich im ZDF ansonsten betont sachlich gab, begann seinen Auftritt mit einem Angriff auf Weidel.
Die Positionen der Parteien ließ das ZDF zwischendurch vom Marcel Fratzscher kommentieren, dem Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Weidel allerdings reagierte darauf mit solch unsinnigen Behauptungen wie der, dass in Deutschland die höchsten Spritpreise zu bezahlen seien. Und dass wir in den vergangenen 20 Jahren einen „Braindrain“ erlebt hätten, gehört gleichfalls ins Reich der Fabel.
Dass sich Moderator Matthias Fornoff am Ende für die „intensive Diskussion“ bedankte, muss man wohl unter dem Rubrum „Eigenwerbung“ verbuchen.
Im blutrot ausgeleuchteten Saal des ARD-„Vierkampfs“ ging es lebendiger zu, auch weil Moderator Nitsch seine Gäste immer wieder unterbrach. Beim Thema Rente stiegt das Erregungslevel leicht, weil hier die Unterschiede deutlich hervortraten. So will die Linke (wie übrigens auch die AfD), dass alle in die Rentenkasse einzahlen, während FDP-Chef Lindner mit Anleihen am Kapitalmarkt arbeiten will. Dessen Schwankungen kamen dabei nicht zur Sprache, und CSU-Mann Alexander Dobrindt durfte noch einmal behaupten, dass die von seiner Partei verlangte (und von der CDU abgelehnte) Mütterrente durch Wachstum finanziert werde. Das könnte man auch einen ungedeckten Scheck nennen...
Interessant vielleicht für viele die Information von Wissler, dass die Wohnungsbau-Gesellschaft Vonovia zuletzt eine Milliarde Dividende an ihre Aktionäre ausgeschüttet habe. Deshalb, so die Linke komme auch eine Enteignung infrage, aber nur wenn ein Wohnungsbau-Unternehmen mehr als 3000 Wohnungen besitze. Keine Scheu vor Klarheit hatte die Linken-Chefin auch beim Thema Nato. Sie sei für eine Auflösung und die Schaffung eines kollektiven Sicherheits-Bündnisses. Da erinnerte sich Dobrindt an seine Rolle als Wadenbeißer und fragte Wissler, ob sie denn schon mit SPD-Chefin Saskia Esken geredet habe...
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Die Redezeit war in der ARD ungleich verteilt, vor allem, weil die beiden Herren langatmige Ausführungen bevorzugten. Im ZDF hatte Janine Wissler noch den Kollegen Kubicki stoppen können, indem sie ihn anfuhr, er solle „aufhören, dauernd dazwischen zu blubbern.“ (Daland Segler)
„Schlagabtausch“, ZDF, Montag, 19.15 Uhr; „Vierkampf“, ARD, Montag, 20.15 Uhr.