Pistorius frustriert Nato: Leopard-Panzer hängen in der Wartungsschleife fest
In kurzer Zeit sollte die Bundeswehr der Nato-Eingreiftruppe VJTF 30 Panzer bereitstellen können. Das könnte für Pistorius aber schwierig werden.
Berlin – Sie gilt als Speerspitze der Nato: die Schnelle Eingreiftruppe VJTF (Very High Readiness Joint Task Force). Die Bundeswehr soll die Eliteeinheit mit Panzern versorgen. Doch die Bundeswehr kann ihre Zusagen an das Militärbündnis aktuell nicht erfüllen: Statt 30 sind wohl nur 17 Leopard-2-Panzer einsatzbereit. Das berichtet das Magazin „ZDF frontal“. Für den neuen Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) kommen diese Schwierigkeiten nun zur Unzeit. Probleme will er aber nicht sehen.
Leopard-2 gesucht: Pistorius kann Nato nicht genügend Panzer für Nato-Eingreiftruppe stellen
Das ZDF beruft sich in seinem Bericht auf eine Verfügbarkeitsprognose. Sie stammt aus dem Februar und gilt als Verschlusssache. „30 seiner 44 Leopard-2-Panzer muss das Panzerbataillon 393 jederzeit für den Ernstfall bereithalten - das ist der Nato zugesagt“, heißt es in dem Papier. Doch nur 17 stehen bereit – die Lücken beim Bataillon 393 sollen deshalb nun „unter der Hand“ geschlossen werden. Ein anderer Verband in Bayern soll die Panzer abgeben – behelfsmäßig. Als verlässliche Lösung gilt das laut Beobachtern aber nicht.

Grund für die Ausfälle sind der „Verschlusssache“ zufolge, dass sich die Wartung der Panzer in einem Herstellungswerk in Thüringen verzögert haben soll. Allein 19 der 30 Kampfpanzer sollen sich dort im Februar noch befunden haben. Die Bundeswehr ginge davon aus, dass die Fahrzeuge dort noch etwa ein halbes Jahr stehen müssen – was weit mehr sei als der vorgegebenen Richtzeit entspricht. Doch weder die Bundeswehr noch der Leopard-2-Hersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW) woltlen sich auf ZDF-Anfrage zur Einsatzbereitschaft der Modelle Leopard 2 A7V in der VJTF äußern.
Für Pistorius werden die Probleme aber ein wenig zu doll hochgekocht. „Es besteht kein Zweifel, dass der Einsatzauftrag erfüllt werden kann“, stellte er am Dienstag (7. März) klar und versicherte: „Wir haben keine Ausrüstungsmängel bei den Leoparden. Wir hatten einen Stau bei der Wartung und Instandsetzung.“ Doch dieser werde „jetzt aufgelöst“.
Pistorius in Litauen: Minister wehrt Wünsche nach Kampfbrigade ab – auch mit Blick auf Panzer-Probleme?
Für Pistorius sind das dennoch unangenehme Nachrichten. Am Dienstag (7. März) setzte der SPD-Politiker einen mehrtägigen Besuch in Litauen fort. Dort sind derzeit etwa 1450 Soldaten aus Deutschland stationiert. Auf dem Truppenübungsplatz Pabrade beobachtete er die Übung „Griffin Lightning“, bei der etwa 600 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr zusammen mit litauischen Soldatinnen und Soldaten die Verteidigung des osteuropäischen Landes gegen einen potenziellen Aggressor üben.
Bei seinem Besuch sicherte Pistorius Litauen die Unterstützung zu. Deutschland stehe „ohne Wenn und Aber“ zum militärischen Schutz der Nato-Partner im Baltikum, sagte der deutsche Verteidigungsminister und fügte hinzu: „Bis 1990 war die Bundesrepublik Deutschland die Ostflanke. Unsere Sicherheit wurde gewährleistet durch die Nato und ihre Verbündeten.“ Und heute seien „Polen, das Baltikum und andere Länder die Ostflanke“.
Probleme beim Leopard-2 überschatten Besuch von Pistorius in Litauen
Doch auch in diesem Zusammenhang muss die Bundeswehr offenbar seine Bündnispartner enttäuschen. Denn während Litauen wegen des Russland-Ukraine-Krieges auf eine dauerhafte Stationierung von einer Nato-Kampfbrigade drängt, musste sich Pistorius auch in diesem Punkt zurückhaltend äußern.
„Die Idee ist, dass einzelne Truppenteile, möglicherweise auch die gesamte Brigade, immer wieder nach Litauen verlegt werden, um hier zu üben. Das ist der Plan“, sagte Pistorius und wies damit das litauische Ansinnen indirekt zurück. Die Panzergrenadierbrigade 41 habe bewiesen, „dass sie das drauf hat, dass das funktioniert“. Er sagte, die Brigade habe 1200 Kilometer aus Deutschland „in Rekordzeit zurückgelegt“, mit nur einem Fahrzeugausfall. Pistorius: „Und da wurde mir gesagt, das Fahrzeug sei älter als der Kommandeur der Truppe. Das kann dann schon mal passieren.“ Es habe sich um ein Lastwagen gehandelt. (frs/jkf/dpa)