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Pandemie
Boris Palmer fordert Kursänderung im Corona-Lockdown: „Es reicht jetzt, wir müssen leben“
- vonMoritz Serifschließen
Boris Palmer widersrpricht der Corona-Strategie der Bundesregierung und sorgt sich vor allem um den Einzelhandel in der Innenstadt.
- Bislang hat sich der Lockdown nicht wirklich gegen Corona ausgewirkt.
- Grünen-Politiker Boris Palmer meldet sich zu Wort.
- Der Innenstadthandel sei bereits „auf der Intensivstation“.
Tübingen - Boris Palmer (Grüne) ist ein Mann der klaren Worte und bekannt dafür, auch mal mit seinen Forderungen und Meinungen anzuecken. Bereits im Dezember sorgte Tübingens Oberbürgermeister mit seinem Konzept, Risikogruppen zu schützen, für Diskussionen und Furore. So führte der Politiker spezielle Einkaufszeiten ein. Außerdem gab es Taxifahrten und kostenlose Masken für vulnerable Menschen.
Das Konzept sollte Erfolg bringen. Während in anderen Städten und Bundesländern Senior:innen in Pflegeheimen vom Corona-Virus dahingerafft wurden und verstarben, verblieb die Inzidenz in dem baden-württembergischen Städtchen auf einem sehr niedrigen Niveau. Jetzt, knapp einen Monat später, hat sich Boris Palmer erneut zur Pandemie geäußert und eine Kursänderung gefordert.
Das Robert Koch-Institut (RKI) gibt die Zahlen der Corona-Neuinfektionen und Todesfälle bekannt. Noch immer beruhigt sich die Lage nicht nachhaltig.https://t.co/bH42qmqbeR
— FrankfurterRundschau (@fr) January 11, 2021
Boris Palmer fordert neue Corona-Strategie
In der „Bild“-Sendung „Die richtigen Fragen“ sagte Boris Palmer: „Es reicht jetzt, wir müssen leben“. Damit sprach sich der Grünen-Politiker über ein Ende der strengen Maßnahmen gegen Corona aus. Auch der „RND“ hatte darüber berichtet. „Der Innenstadthandel ist schon auf der Intensivstation, der fällt bald ins Koma. Die Insolvenzen werden anrollen. Ich meine, wir halten das nicht durch“, so der Grünen-Politiker.
Seiner Ansicht nach sei es nicht richtig, die Zahl der Neuinfektionen auf unter 50 Pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen zu drücken. Der Lockdown werde bei einer solchen Strategie noch mehrere Monate dauern. Palmers Forderungen widersprechen der Corona-Strategie der Bundesregierung und der Länder deutlich. Oberstes Ziel ist es nämlich, dass die 7-Tages-Inzidenzen bundesweit unter 50 liegen. Erst dann könnten die Gesundheitsämter wieder Kontakte nachverfolgen.
Bundesregierung und Karl Lauterbach fahren andere Corona-Strategie als Boris Palmer
Vor allem Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach ist ein bekennender Verfechter dieser Strategie. Der SPD-Mann würde den Lockdown am liebsten so lange wirken lassen, bis die Inzidenzen unter 25 liegen. Erst dann sollen Lockerungen in Deutschland möglich sein.
Kurzfristiger Rückgang Inzidenz lässt sich leider wahrscheinlich vollständig über gesunkene Test- und Meldequote erklären. Eine Verlängerung des Lockdowns ist unvermeidbar. Ziel sollte ein Inzidenzwert von 25 sein. Sonst wäre man binnen weniger Wochen wieder im Lockdown zurück https://t.co/n8Ns2UjsYC
— Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) December 28, 2020
Einen weiteren Punkt macht Boris Palmer: Die Novemberhilfen für wegen der Pandemie geschlossene Betrieben sind noch nicht geflossen. Darüber hatte unter anderem das „Handelsblatt“ berichtet. Gerade deshalb drohen viele Unternehmen in die Insolvenz zu rutschen und pleite zu gehen.
Psychische Folgen des Lockdowns sind bislang kein Thema
Auch die psychischen Folgen des Lockdowns dürften in nächster Zeit zu spüren sein. So rechnen drei Viertel der Psychiater:innen und Psychotherapeut:inen damit, dass psychische Erkrankungen wegen Corona in den kommenden zwölf Monaten deutlich zunehmen werden. Auch Depressionen sollen deutlich zunehmen, wie das Ergebnis einer Studie zeigt und worüber in der Politik aktuell nicht diskutiert wird. (Moritz Serif)
Rubriklistenbild: © Tom Weller/dpa