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Sunak gegen Ritterschlag für Johnsons Vater: „Mein Vater kriegt nur eine Karte“

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Von: Andreas Apetz

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Ex-Premierminister Boris Johnson (l.) und sein Vater Stanley.
Ex-Premierminister Boris Johnson (l.) und sein Vater Stanley. (Archivfoto) © Andrew Parsons/Imago Images

Boris Johnson möchte seinen Vater zum Ritter schlagen lassen. Die Proteste gegen das Vorhaben werden lauter und der Druck für Premierminister Sunak steigt.

London – Auch ohne den Titel des Premierministers schafft es Boris Johnson, über seine Amtszeit hinaus die Aufmerksamkeit Großbritanniens auf sich zu ziehen. Im Moment teilt sich Johnson allerdings das Rampenlicht – und zwar mit seinem Vater. Dieser wurde nach Johnsons Amtsabtritt von seinem eigenen Sohn für den Ritterschlag vorgeschlagen.

Für dieses Vorhaben erntete Johnson bereits mächtig Kritik. Durch seinen Vorschlag steht der Ex-Premierminister abermals unter Verdacht der Vetternwirtschaft. Neben einer Petition gegen das Unterfangen hat sich nun auch der amtierende Regierungschef, Rishi Sunak, dazu geäußert. Sunak könnte den Ritterschlag für Johnsons Vater verhindern.

Ehrung von Familienmitgliedern kommt für Sunak nicht infrage

Das Aufstellen der sogenannten Liste der „Resignation Honours“ ist das letzte Recht eines jeden Premierministers in Großbritannien vor dem Verlassen seines Amtes. Auf dieser Grundlage können noch einmal um Ehrungen für bestimmte Personen gebeten werden. Neben etlichen Namen steht auch „Stanley Johnson“ – Boris Johnsons Vater – auf der Liste.

Dieser Vorschlag setzt Regierungschef Sunak unter Druck. Als amtierender Premierminister kann er ein Veto gegen die Ehrung einlegen – ein Recht, von dem in der Praxis bisher noch nicht Gebrauch gemacht wurde. Doch den Einsatz dieses Rechts fordern nun große Teile der britischen Bevölkerung. In einer Petition stimmten fast 250.000 Personen mit ihrer Unterschrift dafür ab, Sunak müsse Johnsons väterlichen Ritterschlag verhindern.

Auf seiner Reise nach Paris am Freitag (10. März) wurde Sunak gefragt, was er von der Ehrung von Familienmitgliedern halte. „Für mich ist es ein großer Erfolg, wenn ich daran denke, meinem Vater am Vatertag eine Karte zu schenken, und das ist wahrscheinlich meine Grenze“, zitiert das britische Nachrichtenmagazin The Independent den Premierminister. Auf Nachfrage bestätigte Sunak, dass für ihn die Ehrung eigener Familienmitglieder nicht infrage käme: „Wie ich schon sagte, wenn ich eine Karte schreibe, dann reicht mir das. Ich liebe meinen Vater, so wie ich es tue.“

Forderung nach Veto-Recht: Verhindert Sunak Johnsons Ehrungen?

Nicht nur aus der Bevölkerung stößt Johnsons „Resignation Honours“ auf Gegenwind. Neben Sunak missbilligten weitere Politikerinnen und Politiker die royale Würdigung von Stanley Johnson. Robert Jenrick, Staatsminister für Immigration in Großbritannien, bezeichnete die Ehrung bei BBC als unklug. Auf die Frage, ob er dagegen sei, dass der ehemalige Premierminister seinen eigenen Vater für den Ritterschlag vorschlägt, antwortete Jenrick: „Ist es für einen Premierminister klug, ein Mitglied seiner eigenen Familie für eine Ehrung vorzuschlagen? Nein, absolut nicht.“

David Davis, ehemaliger Brexit-Minister, sagte The Independent Anfang der Woche, der Ritterschlag sei ein „lächerlicher“ und „ätzender“ Schritt, während der Vorsitzende der Labour Party, Sir Keir Starmer, ihn als „absolut empörend“ verurteilte. Zugleich forderte Wendy Chamberlain, Chefeinpeitscherin (Chief Whip) der Liberal Democrats, Premierminister Sunak dazu auf, das Veto gegen Johnsons Ehrenliste einzulegen. Die sei nötig, wenn Ehrungen auch in Zukunft auch „nur einen Funken Glaubwürdigkeit haben sollen“.

Die Downing Street hatte zuvor angedeutet, dass Sunak keine Pläne habe, das Ehrensystem zu ändern, und erklärte gegenüber Reportern: „Es gibt seit langem bestehende Regeln, die den Ehrungsprozess schützen.“ Ob Sunak sich dem öffentlichen Druck beugt und tatsächlich das Veto-Recht zum Einsatz kommt, wird sich zeigen. Wie The Times berichtet, musste Johnson seine Liste bereits einmal kürzen, da sie „erheblich länger“ war, als die seiner Vorgängerinnen und Vorgänger.

Johnsons Vetternwirtschaft: Ex-Premierminister will sich nicht äußern

Auch aus der eignen Familie gibt es für Johnson wenig Rückhalt. Die Schwester des ehemaligen Premierministers, Rachel Johnson, räumte ein: „Ich erwarte nicht, dass es einen nationalen Freudentaumel geben wird, wenn mein Vater zum Sir Stanley ernannt wird“. Die Ehrung habe ihr Vater trotzdem verdient, da er „viel mehr für die Tory-Partei und die Umwelt getan“ habe als einige andere Adelstitelträger.

Es ist nicht das erste Mal, dass Boris Johnson ein Familienmitglied adeln lassen möchte. Bereits seinem Bruder Jo Johnson verlieh er den Adelstitel als Baron Johnson of Marylebone auf Lebenszeit. Die Vorwürfe der Vetternwirtschaft sind für den Ex-Premierminister also keine Neuheit. Geäußert hat sich Johnson dazu bislang noch nicht. Hinsichtlich seiner Nominierungsliste verkündete Johnsons Pressesprecher, man wolle sich nicht zu den Ehrungen äußern. (aa/dpa)

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