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„Putins Speichellecker“: Ex-Berater enthüllt derben Johnson-Ausraster gegenüber Macron

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Von: Robert Wagner

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Boris Johnson soll seinen französischen Amtskollegen schwer beleidigt haben. Er wolle ihm „per Faustschlag das Licht ausknipsen“, zitiert ihn ein ehemaliger Berater.

London – Kurz nach Ausbruch des Ukraine-Krieges lagen die Nerven beim damaligen britischen Premierminister Boris Johnson offenbar blank. Dessen ehemaliger Kommunikationsdirektor Guto Harri schildert in einem am Donnerstag (18. Mai) veröffentlichten Podcast einen Wutausbruch Johnsons gegen den französischen Präsidenten Emmanuel Macron, den er selbst miterlebt haben will. Johnson soll seinen Amtskollegen dabei derbe beleidigt haben.

Bei einem morgendlichen Treffen mit seinem Beraterstab Anfang März 2022 habe Johnson „einen heftigen Angriff auf Emmanuel Macron gestartet“, zitiert das Politmagazin Politico Harri. „Im Grunde sagte er: ‚Er ist ein Wort mit vier Buchstaben, das mit C beginnt, er ist ein Spinner, er ist Putins Speichellecker‘“, so Harri. Er spielt damit auf das Schimpfwort „cunt“ an, das das weibliche Geschlechtsorgan bezeichnet, aber auch als vulgäre Beleidigung verwendet wird.

In seiner heftigen Schimpftirade soll Johnson auch antifranzösische Gewaltfantasien geäußert haben. Es sei eine „Prügelorgie für die Frösche“ nötig, sagte er laut Harri. „Frösche“ ist ein in Großbritannien übliches Schimpfwort für Franzosen. Auch Macron persönlich bedachte Johnson mit einer Attacke verbaler Gewalt. „Ich werde ihm per Faustschlag das Licht ausknipsen müssen“, soll er gesagt haben.

Ex-Berater sieht Johnsons Tirade als „Bewältigungsmechanismus“

Johnsons Ex-Berater erklärt sich diese verbale Eskalation als „Bewältigungsmechanismus“ für die enormen Spannungen dieser Zeit, wie die Nachrichtenagentur AFP aus dem Podcast zitiert. Er spricht von „wirklich dunklem Galgenhumor“. Ein Sprecher Johnsons lehnte eine Stellungnahme zu den Schilderungen von Harri ab und betonte, dass der ehemalige Premier nicht an dem Podcast beteiligt gewesen sei.

Anlass für diesen Wutausbruch soll ein Zeitungsinterview gewesen sein, in dem Macron den Briten vorwarf, zu wenige Flüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen. Darüber hinaus nahm Boris Johnson an den Vermittlungsversuchen Macrons Anstoß, mit denen dieser den russischen Präsidenten Wladimir Putin in den Wochen vor Beginn der russischen Invasion von einer militärischen Aggression abhalten wollte. Johnson soll diese diplomatischen Initiativen „ekelhaft“ gefunden haben, sagt Harri.

Tatsächlich gab es noch Wochen nach Ausbruch des Ukraine-Krieges viele Versuche Macrons, Putin mit Mitteln der Diplomatie zu einem Einlenken zu bewegen.

G20-Gipfel in Italien 2021. Boris Johnson und Emmanuel Macron sitzen am Trevi-Brunnen.
Emmanuel Macron (l.) und Boris Johnson am Rande des G20-Gipfels 2021 in Rom. © Oliver Weiken/dpa

„Die Wahrheit ist, dass Macron Boris Johnson überhaupt nicht mag“

Johnson hatte während seiner Amtszeit eine schwierige Beziehung zu Macron, wie Politico berichtet. Paris und London waren nach dem Brexit oft uneins in Handelsfragen. Die beiden Regierungschefs hatten sich zerstritten, nachdem Macron öffentlich den britischen Corona-Impfstoff von AstraZeneca kritisiert hatte.

„Die Wahrheit ist, dass Macron Boris Johnson überhaupt nicht mag“, sagte Charles Grant, Direktor der Denkfabrik Centre for European Reform, bereits im April 2022 Politico. „Es geht nicht nur um Wahlkampfpolitik - er hat wirklich die Nase voll von Johnson.“

Trotz dieser Differenzen sollen sich der Ex-Premier und Macron später wieder versöhnt haben, so Harri. Auf dem G7-Gipfel auf Schloss Elmau sollen sie zusammen einen Whiskey getrunken und einander „Mon ami“ und „enchanté Emmanuel“ gesagt haben. Johnson habe Macron nach London eingeladen, um „der Welt zu zeigen, dass unsere Männerfreundschaft lebt“.

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