Booster-Kampagnen verlängern laut WHO die Corona-Pandemie

Die Weltgesundheitsorganisation kritisiert zum wiederholten Mal die ungerechte Verteilung von Corona-Impfstoffen. Über die Hälfte der Länder verpasste das Impfziel.
Genf – Können neue Virusvarianten und Infektions-Wellen durch eine gerechte Verteilung von Corona-Impfstoffen verhindert werden, wenn reiche Länder weniger boostern? Die Weltgesundheitsorganisation jedenfalls geht von diesem Szenario aus, wie WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch (22.12.2021) mitteilte.
„Flächendeckende Auffrischungsprogramme werden die Pandemie wahrscheinlich verlängern, anstatt sie zu beenden“, sagte Tedros. Das liege daran, dass Impfdosen in Länder geliefert würden, die bereits eine hohe Durchimpfungsrate haben. Wären die dafür verwendeten Impfdosen an Gesundheitspersonal und gefährdete Menschen in ärmeren Ländern gegangen, hätten schon im September 40 Prozent der Menschen in allen Ländern geimpft werden können.
Corona-Impfung: WHO und Sage fordern gerechte Verteilung von Impfstoffen
Da die Booster-Dosen der Corona-Impfstoffe jedoch in ärmeren Ländern fehlten, habe das Coronavirus nach wie vor die Gelegenheit, sich in unterversorgten Gegenden auszubreiten und dort neue Varianten zu bilden, klagte der WHO-Chef und erhielt dazu auch die Unterstützung des unabhängigen Impfrats Sage.
Dieser veröffentlichte am Mittwoch neue Empfehlungen und sprach sich dabei klar gegen großflächige Booster-Programme reicher Länder aus: „In Anbetracht der anhaltenden Unsicherheit über eine globale Impfstoffversorgung und Chancengleichheit müssen die Entscheidungen einzelner Länder über Auffrischungsprogramme den Nutzen für die öffentliche Gesundheit der eigenen Bevölkerung mit der Unterstützung einer weltweiten Chancengleichheit beim Impfstoffzugang abwägen“, heißt es darin.
Booster-Impfung gegen Corona: Auch die USA und Großbritannien setzen auf dritte Dosis
Neben Deutschland haben etwa auch die USA und Großbritannien, wo die Omikron-Variante das Pandemiegeschehen bereits weitaus stärker beeinflusst, großflächige Booster-Programme aufgelegt.
Die WHO geht davon aus, dass bei einer globalen Impfrate von 40 Prozent in jedem Land die akute Phase der Pandemie beendet wäre. Stattdessen verpassten mehr als die Hälfte der WHO-Mitglieder das 40-Prozent-Ziel auch bis Ende des Jahres, so Tedros. (ska/dpa)