Ex-KGB-Agent ist sich sicher: Putin „blufft“ im Ukraine-Krieg

Der Einsatz von Atomwaffen im Ukraine-Krieg wäre das schlimmste Szenario. Der Kreml droht immer wieder damit. Ein ehemals russischer Spion gibt Entwarnung.
Moskau – Der Kreml droht immer wieder mit dem Einsatz von Atomwaffen. Von Wladimir Putins Verbündeten hatte vor allem Ex-Präsident Dimitri Medwedew Warnungen gen Westen ausgesprochen.
Medwedew hatte der Ukraine jüngst mit Vergeltungsschlägen gedroht und dass die russische Führung bereit für den Einsatz von atomaren Waffen wäre. Auch die russische Propaganda rief mehrfach zum Einsatz von Nuklearwaffen auf. Ein früherer Geheimdienst-Insider stellt nun infrage, ob es überhaupt so weit kommen kann.
Ukraine-Krieg: Ex KGB-Agent sicher, dass Kreml-Chef Putin keine Atombomben hat
Womöglich habe Putin keine Atombomben mehr, so der frühere KGB-Spion Juri Schwez. Dieser hat sich laut Angaben der Bild skeptisch gegenüber den Atomdrohungen geäußert. „Was die Eskalation betrifft, denke ich, dass dies größtenteils ein Bluff ist“, erklärte Schwez im Interview mit einem ukrainischen Fernsehsender. „Ich vermute stark und unter Bezugnahme auf die Meinung von Fachleuten, dass die Russische Föderation möglicherweise keine Atomwaffen mehr hat.“
Schwez zufolge müssten Atomsprengköpfe regelmäßig gewartet werden. Das Plutonium müsse alle zehn Jahre gewechselt werden, damit die Waffen brauchbar seien, so Schwez. Der Ex-KGB-Agent vermutet, dass die Russische Föderation kein Plutonium besitzt, weil das Element zuletzt in der Sowjetunion produziert wurde.
Atomwaffen im Ukraine-Krieg? Einige Experten geben Entwarnung
Experten stimmen Schwez Einschätzung zum Teil zu. „Das russische Atomwaffen-Arsenal könnte durch die falsche Wartung von Atomsprengköpfen und Trägerraketen unbrauchbar geworden sein“, schätzte der ukrainische Militärexperte Oleh Schdanow ein auf seinem YouTube-Kanal. Allerdings sei nicht möglich, zu beurteilen, wie einsatzfähig die Waffen seien und ob sie nicht für Russland selbst eine Gefahr darstellen würden.
Auch „inwiefern Russland die Lagerung und Wartung dieser Waffensysteme gewährleistet“, sei unklar. Der Militär-Fachmann begründete seine Zweifel mit der Korruption im russischen Staatsapparat sowie der Armee. Hingegen hatte Ex-Oligarch Michael Chodorwski klare Entwarnung gegeben, dass Putin zu einem atomaren Angriff ausholen könnte –allerdings aus einem anderen Grund, als dem des Ressourcenmangels. Putin sei nicht suizidal und würde deshalb keine Atomwaffen einsetzen, sagte Chodorwski in einem Interview mit Merkur.de von IPPEN.MEDIA
Ukraine-Krieg: Sorge vor Ausweitung des Konflikts wächst
Einige Fachleute widersprechen auch Schwez Ansicht, wie zum Beispiel die Berliner Denkfabrik „Stiftung Wissenschaft und Politik“. Sie schreibt über das russische Atomarsenal: „Heute verfügt Russland über ein aktives Nuklear-Arsenal von etwa 4500 Atomsprengköpfen. Etwa 1600 dieser Sprengköpfe werden auf landgestützten Interkontinentalraketen, U-Boot-gestützten ballistischen Raketen und auf Stützpunkten für schwere Bomber eingesetzt.“ In den vergangenen Jahren habe Russland seine nuklearen Kapazitäten modernisiert und ausgeweitet, heißt es in einer Analyse.
Unabhängig vom Einsatz der Atomwaffen sind sich viele Fachpersonen einig, dass sich der Ukraine-Krieg ausweiten könnte. In seinem Magazin Geopolitical Futures äußerte der renommierten amerikanischen Geostrategen George Friedman sich zur aktuellen Lage in der Ukraine, die „immer gefährlicher“ werde. „Bis vor relativ kurzer Zeit wurden russische Angriffe auf die Ukraine in der Regel von ukrainischen Streitkräften eingedämmt“, schrieb er in seiner jüngsten Analyse in der Zeitschrift. Allerdings habe Russland begonnen, standzuhalten, so Friedmann. Jüngst hat Putin laut CNN ein Treffen mit Belarus Präsident Alexander Lukaschenko zur Besprechung militärischer Pläne angekündigt und Sorge um eine Ausweitung des Krieges nährt. (bohy)