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„Bild“ und die Ölheizung

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Von: Michael Kopatz

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Robert Habecks Pläne werden den Menschen viel Geld sparen, findet Michael Kopatz.
Robert Habecks Pläne werden den Menschen viel Geld sparen, findet Michael Kopatz. © IMAGO/Rene Traut

Die „Bild“-Zeitung und die FDP verunsichern Eigentümer und Eigentümerinnen von Immobilien. Doch die profitieren davon, dass es klare Regeln gibt.

Sanierungs-Zwang und neue Heizung. Das kostet Sie der neue Wohn-Hammer“, heißt es auf dem Titel der „Bild“. Ich frage mich, warum „Bild“ Lobbyarbeit für die Gasindustrie betreibt. Wer jetzt eine neue Öl- oder Gasheizung installiert, finanziert für die nächsten 20 Jahre Despoten, die uns nichts Gutes wünschen und ihr Volk unterdrücken. Warum verunsichern „Bild“ und FDP die Eigentümer von Immobilien? Beide erwecken den Eindruck, dass im nächsten Jahr alle fossilen Heizungen gewechselt werden müssen.

Doch die geplante Verordnung zielt darauf ab, dass Monteure ab dem Jahr 2024 nur noch besonders klimafreundliche Heizungen installieren. Das heißt, der Wandel kommt nicht plötzlich. Sehr alte Heizungen kündigen über häufiger werdende Reparaturen ihr schleichendes Ende an. Zugleich sind Wärmepumpen voll im Trend. Die Installation hat sich seit 2017 verdreifacht. In Kombination mit den Fördergeldern des Bundes machen sich die Menschen unabhängig von Russland.

Ich bin übrigens ein großer Freund von steigenden Standards. In meinem Konzept der „Ökoroutine“ sind diese zusammen mit Limits der Rote Faden für den Ansatz „Strukturen ändern Routinen“. Die zurückliegenden Fortschritte beim Klimaschutz gründen auf einer Politik der steigenden Standards, welche sich letztlich in Verordnungen niederschlagen. Häuser, Autos und Elektrogeräte wurden effizienter aufgrund von Regelwerken, nicht aus Altruismus.

Neben Standards benötigen wir Limits, also absolute Obergrenzen, etwa für den Luftverkehr oder den Bau von Straßen. Dieses Instrument wird bisher nur selten angewandt. Sie sind jedoch notwendig, Wachstumstendenzen zu begrenzen, die zerstörerisch wirken. Ganz einfach eigentlich.

Reine Förderanreize wirken zu langsam, manchmal gar nicht. Verordnungen, wie das geplante Gesetz zum klimafreundlichen Heizen, sind ein zentraler Innovationstreiber und geben die Richtung vor. Hinzu kommt klimafreundliche Technologie. Das ist die Verantwortung der Politik. Mal ganz ehrlich, ich bin froh, dass viele Schadstoffe in Lebensmitteln verboten sind und dass es in meiner Wohnstraße verboten ist, schneller als 30 km/h zu fahren. Der Wohn-Hammer ist ein Wendehammer. Er wird den Menschen viel Geld sparen und dafür sorgen, dass sie das gute Gefühl haben, mit ihrer neuen Heizung einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Michael Kopatz ist Dezernent für Klimastrukturwandel in Marburg

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