Berliner CDU fürchtet sich vor „Wahl-Klau“ durch SPD und Grüne
Am 12. Februar wird in Berlin die Wahl wiederholt. Bereits im Vorfeld fürchtet die CDU, übervorteilt zu werden – flankiert von Springers Bild und B.Z.
Berlin – Die Berliner Wahllokale sind noch nicht geöffnet, schon schießen wirre Spekulationen ins Kraut. Die CDU Berlin fürchtet, medial flankiert von B.Z. und Bild, nach der Wahl übervorteilt zu werden. Stefan Evers etwa, für die CDU im Abgeordnetenhaus, orakelt auf Twitter „Erst Wahl-Debakel, dann Wahl-Klau?“ und bezieht sich dabei auf einen Artikel der B.Z. – einer 100-prozentigen Tochter der Axel Springer SE.
„Bereitet Rot-Grün einen Wahl-Klau gegen die CDU vor?“, titelt das Blatt und leitet die Spekulationen mit dem Umfragevorsprung der CDU gegenüber SPD und Grüne ein. Aktuellen Umfragen zufolge (Politbarometer) käme die CDU bei der Berlin-Wahl auf 25 Prozent, die SPD läge mit vier Punkten (21 Prozent) dahinter, gefolgt von den Grünen mit 17 und der Linken mit 11 Prozent. Die B.Z. geht in ihrem Text noch von einem 6-Prozent-Vorsprung aus und leitet daraus einen Regierungsauftrag für die CDU ab. Den wollten SPD und Grüne „offenbar“ verhindern und bei einer „Niederlage“ mit der Linken ihr Bündnis fortsetzen.
Berlin-Wahl: Rot-rot-grün aktuell in den Umfragen vor Schwarz-gelb

Ziemlich sicher wollen sie das, und die derzeit regierende rot-rot-grüne Koalition hätte mit aktuell 49 Prozent auch die Möglichkeit dazu. Hingegen kämen CDU und FDP (6 Prozent) nur auf 31 Prozent – und lägen hinter der rot-grünen Wählergunst. In der Bild Deutschland (Print) wurde gar auf das Fragezeichen verzichtet: „Rot-Grün bereitet Wahl-Klau gegen CDU vor“, heißt es unter der Dachzeile: „Am Sonntag wählt die Hauptstadt“. In der Bild-Unterschrift zur grünen Spitzenkandidatin Bettina Jarasch steht, dass diese „offen über den Wahl-Klau“ spreche.
Jarasch hatte auf Anfrage von B.Z. (oder Bild) gesagt, dass es zahlreiche Beispiele gebe, „wo die Regierungsbildung über einen Zweitplatzierten stattfand“. Die B.Z. folgert in ihrem Online-Auftritt daraus fast analog zur Bild Deutschland (Print): „Im Klartext: Rot-Rot-Grün will der CDU den Sieg offenbar klauen! Entsprechend alarmiert ist die Union!“ Der Autor Carl-Victor Wachs ordnet sich auf Twitter der Bild zu.
Berlin-Wahl 2023: Auch eine zweitplatzierte Kandidatin kann Regierende Bürgermeisterin werden
Bild.de hat diese Zeile mittlerweile in die Überschrift „CDU vorne? So will Rot-Grün trotzdem weiterregieren“ geändert. Zu Beginn der Veröffentlichung war das jedoch noch anders, wie Screenshots bei Bildblog zeigen. Das Blog erinnert noch an ein anderes Detail, wie nämlich die Bild berichtete, als Olaf Scholz (SPD) 2021 in den Umfragen zur Bundestagswahl vorne lag. Da war Laschet noch am Abend der verloren gegangenen Wahl nicht abgeneigt, sich mithilfe von Grünen und FDP zum Kanzler wählen zu lassen.
„Fakt ist auch: Kein Gesetz verbietet es dem Zweitplatzierten, sollte es so kommen, eine Regierung anzuführen. 1980 gewann die Union gegen die SPD. Am Ende saß trotzdem Helmut Schmidt und nicht Helmut Kohl im Kanzleramt“, zitiert Bildblog das Springer-Blatt. Wer nach dem 12. Februar Berlin regieren wird, entscheiden am Sonntag die Wähler:innen. Und sollte dies eine rot-rot-grüne Koalition sein, ist dafür kein Diebstahl nötig. (ktho)