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Tausende demonstrieren trotz Verbot in Berlin: Fast 600 Festnahmen, ein Mann stirbt

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Von: Marvin Ziegele

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Die Polizei steht auf einer Demo gegen die Corona-Maßnahmen in Berlin - die trotz Demonstrationsverbot stattfindet.
Die Polizei steht auf einer Demo gegen die Corona-Maßnahmen in Berlin - die trotz Demonstrationsverbot stattfindet. © Fabian Sommer/dpa

Die Polizei in Berlin hat mehrere „Querdenken“-Demonstrationen verboten. Hunderte Menschen versammeln sich stattdessen im Westen der Stadt.

Update vom Montag, 02.08.2021, 7.15 Uhr: Bei den „Querdenken“-Demonstrationen in Berlin ist am Sonntag (01.08.2021) ein Mann kollabiert und anschließend in einem Krankenhaus gestorben. Ein Sprecher der Polizei bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am frühen Montagmorgen, der 49-Jährige sei Teilnehmer der Proteste gegen die geltenden Corona-Maßnahmen gewesen.

Der Mann habe im Zuge einer polizeilichen Identitätsfeststellung bei der Demonstration am Sonntagnachmittag über ein Kribbeln in Arm und Brust geklagt. Durch polizeiliche Einsatzkräfte seien sofort Ersthilfe-Maßnahmen getroffen worden, bis sich ein alarmierter Rettungswagen unmittelbar der Versorgung angenommen habe. Der Mann sei wenig später in einem Krankenhaus gestorben. Der vorschriftsgemäßen Praxis folgend sei daraufhin ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet worden.

Trotz des Verbots mehrerer Demonstrationen auch aus der „Querdenker“-Szene waren in Berlin Tausende Menschen auf die Straße gegangen. Dabei kam es am Sonntag mehrfach zu Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und der Polizei. Wie Polizeisprecher Thilo Cablitz der rbb-„Abendschau“ sagte, habe es fast 600 Festnahmen gegeben. Es seien um die 5000 Teilnehmer gewesen. Sie hätten stadtweit immer wieder versucht, sich zusammenzufinden.

Trotz Demo-Verbot: Rund 500 Festnahmen bei „Querdenken“-Protesten in Berlin

+++ 19.20 Uhr: In Berlin sind Tausende Menschen auf die Straße gegangen, obwohl mehrere Demonstrationen – auch aus der „Querdenker“-Szene – vorab verboten wurden. Zwischenzeitlich kam es mehrfach zu Auseinandersetzungen, an der Siegessäule fuhren zwischenzeitlich Wasserwerfer auf. Wie die Polizei mitteilt, wurden rund 500 Menschen festgenommen oder vorübergehend festgesetzt, um Personalien aufzunehmen.

Nach Angaben der Polizei gab es immer wieder versuche, Absperrungen zu durchbrechen. Mehr als 2200 Polizist:innen waren im Einsatz, die Polizei setzte nach Angaben bei Twitter auch Reizstoff und Schlagstöcke ein. Bei dem Einsatz seien auch Polizist:innen verletzt worden.

Die Menschen protestierten in verschiedenen Gruppen und forderten etwa „Schluss mit der Corona-Diktatur“ und hielten Transparente wie „Kein Test: keine Pandemie“ hoch. Auch Sprechchöre wie „Friede, Freiheit, Demokratie“ oder „Wir sind das Volk“ waren zu hören.

„Querdenker“-Demo in Berlin: Wasserwerfer fahren auf

Update vom Sonntag, 01.08.2021, 15.20 Uhr: Wie der RBB unter Berufung auf die Berliner Polizei berichtet, beteiligen sich „mehrere Tausend“ Menschen an der nicht genehmigten Demonstration in Berlin. Wasserwerfer der Polizei fuhren auf, es habe außerdem bereits erste Festnahmen gegeben.

Erstmeldung vom Sonntag, 01.08.2021, 13.45 Uhr: Berlin – In Berlin-Charlottenburg sind am Sonntag (01.08.2021) mehrere hundert Menschen zu einer nicht genehmigten Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen aufgebrochen. Dabei kam es zu Gewalttätigkeiten, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet. Die Demonstrierenden hätten ursprünglich zu Fuß oder im Reisebus an einem angemeldeten Autokorso teilnehmen wollen, teilte die Berliner Polizei auf Twitter mit. Für die Teilnahme sei allerdings ein Auto Voraussetzung.

Die Betreffenden hätten sich nun in der Reichsstraße zu einer verbotenen Ersatzversammlung gesammelt. Eine große Gruppe, die vom Olympischen Platz Richtung Messedamm gelaufen sei, sei von den Einsatzkräften gestoppt worden und bewege sich nun zurück Richtung Heerstraße, hieß es weiter. Die Demonstrierenden skandieren Slogans wie „Frieden, Freiheit, keine Diktatur“, berichtet das Nachrichtenportal rbb24. Dort heißt es weiter, dass die Stimmung vor Ort von Reporter:innen als aggressiv beschrieben wird.

Berlin: Einsatzkräfte von Demonstranten attackiert

In der Länderallee in Berlin seien Einsatzkräfte bedrängt und attackiert worden. Demonstrierende hätten versucht, die Polizeikette zu durchbrechen und Beamte herauszuziehen. „Es kommt zum Einsatz von Reizstoff, Schlagstock und körperlicher Gewalt“, teilte die Polizei mit. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hatte zuvor mehrere geplante Demonstrationen aus dem Kreis der „Querdenken“-Bewegung verboten.

Demonstranten, u.a. mit einem Schild „Freiheit keine Zwangsimpfung für Kinder“ nehmen an einer unangemeldeten Demo gegen die Corona-Maßnahmen in Berlin teil.
Demonstranten, u.a. mit einem Schild „Freiheit keine Zwangsimpfung für Kinder“ nehmen an einer unangemeldeten Demo gegen die Corona-Maßnahmen in Berlin teil. © Fabian Sommer/dpa

Das Gericht erklärte am Samstag (31.07.2021), die Beschwerden gegen entsprechende Beschlüsse des Verwaltungsgerichts Berlin seien zurückgewiesen worden. Die Auffassung der Antragsteller, dass Demonstrieren ohne Mund-Nase-Schutz und Mindestabstand von der Versammlungsfreiheit gedeckt sei, teilte das Gericht nicht.

Corona-Demos in Berlin: Bis zu 2250 Einsatzkräfte bei Demonstrationen

Die Polizei hatte angekündigt, dass sie in Berlin mit bis zu 2250 Kräften im Einsatz sein werde. Am Sonntag (01.08.2021) twitterte sie, die Teilnahme an einer verbotenen Versammlung sei eine Ordnungswidrigkeit, die mit bis zu 1000 Euro Bußgeld bestraft werden könne. Es würden Platzverweise erteilt und Anzeigen gefertigt. (marv/AFP/dpa)

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) will die seit diesem Sonntag (01.08.2021) geltende Corona-Testpflicht für Reiserückkehrer mit engmaschigen Kontrollen durchsetzen.

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