Steckt Kiew hinter Angriffen auf Belgorod? Beteiligte äußern sich vielsagend
Zwei Milizen bekennen sich zu den Angriffen auf die russische Region Belgorod. Ob sie in Kiews Auftrag gehandelt haben, ist weiter unklar.
Kiew - Zwei Tage nach dem Angriff auf die russische Region Belgorod positionierten sich die Männer auf einer grünen Wiese im Oblast Sumy. Einen „Erfolg“ nannte der russische Freiwilligenkorps die Eroberung mehrerer Dörfer in der russischen Grenzregion. Von ihrem Feldzug hätten sie ein russisches Militärfahrzeug mitgebracht. Denis Kapustin, der Anführer des „Russischen Freiwilligenkorps“, sagte am 24. Mai vor Journalisten: „Jede Überquerung der russischen Staatsgrenze und erfolgreiche Rückkehr kann man definitiv als Erfolg bezeichnen.“
Zu dem Angriff hatten sich zwei russische, gegen Präsident Wladimir Putin gerichtete Gruppen bekannt: die Miliz „Freiheit für Russland“ und das „Russische Freiwilligenkorps“. Von ukrainischer Seite war zu hören, dass die Kämpfer auf eigene Faust handelten. Beide Gruppen bestehen aus russischen Staatsbürgern, die in der Ukraine gegen ihr Mutterland kämpfen. Allerdings stehen sie, wie der US-amerikanische TV-Sender CNN berichtet, zumindest teilweise unter dem Kommando der ukrainischen Armee.

Russische Milizen attackieren Dörfer in der Region Belgorod: Steckt Kiew dahinter?
Die Entscheidungen auf russischem Staatsgebiet wären „unsere eigenen“ gewesen, sagte Kapustin dem Sender in einem Interview. Er räumte aber auch eine gewisse „Ermutigung und Hilfe und Unterstützung“ ein. Ähnlich äußerte sich auch der unter dem Spitznamen „Caesar“ firmierende Sprecher der Miliz „Freiheit für Russland“. Er bestätigte unter anderem die Nutzung gepanzerter Fahrzeuge aus US-amerikanischer Herstellung.
„Wir haben auch Humvees benutzt“, sagte er gegenüber CNN und ergänzte: „Wir haben sie in internationalen Geschäften, Kriegsgeschäften gekauft. Jeder, der etwas Geld hat, kann das tun.“ Eine bewusste Anspielung auf Wladimir Putin, der 2014 Russlands Angriffe auf die Krim mit den Worten leugnete, russische Uniformen seien frei in Läden erhältlich. „Wir haben uns natürlich mit dem ukrainischen Militär abgesprochen.“
Angriff auf Belgorod: Attacken gehen in der Nacht weiter
Und auch Michajlo Podoljak, Berater in Selenskyjs Präsidentenbüro, äußerte sich ähnlich. Auf Twitter folgte er zunächst der offiziellen ukrainischen Position, wonach russische Rebellen gegen ein russisches Regime aufbegehren. Er schrieb: „Die Ukraine betrachtet die Ereignisse in der russischen Region Belgorod mit Interesse und untersucht die Lage, aber sie hat nichts damit zu tun.“ Ironisch ergänzte auch er: „Wie Sie wissen, kann man Panzer in russischen Läden für Militärbedarf kaufen.“ Ein Dementi einer Zusammenarbeit klingt anders.
Das russische Verteidigungsministerium verkündete unterdessen, den Vorstoß erfolgreich in die Ukraine zurückgeschlagen zu haben. Die Angriffe auf Belgorod gingen jedoch auch in der Nacht weiter. Der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, teilte am Mittwoch mit, dass es eine „große Anzahl“ Drohnenangriffe gegeben habe, außerdem Schäden an einer Gasleitung.
Ob die Operation der russischen Milizen Teil der angekündigten ukrainischen Gegenoffensive sei, wurde „Caesar“ noch gefragt. Er lächelte in die Kamera und sagte: „Ein wenig schon, ja, das ist es.“ Und Kapustin kündigte an: „Die Operation ist noch nicht beendet.“ (fmü)