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Für Erdbeben-Opfer: 5,7 Milliarden Euro auf Spenden-Gala werfen Fragen auf

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Von: Erkan Pehlivan

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5,7 Milliarden Euro wurden bei der türkischen TV-Spendengala „Türkiye Tek Yürek“ gesammelt. Die Spendengeber indes werfen viele Fragen auf. 

Ankara – Bei der Mega-Spendengala „Türkiye Tek Yürek“ (übersetzt: Türkei ist ein Herz) für die Erdbebenopfer wurden über 115,146 Milliarden TL (5,7 Milliarden Euro) eingesammelt. Die Gala wurde in der Türkei, Aserbaidschan und der türkisch kontrollierten Seite von Zypern von 213 TV-Kanälen und 562 Radio-Stationen live übertragen. Nun werfen die Spendengeber Fragen auch, denn neben Privatpersonen haben auch staatliche Institutionen gespendet.

Erdbebenkatastrophe in der Türkei - Antakya
Bagger arbeiten an der Stelle von Gebäuden, die während des Erdbebens eingestürzt sind. © Bernat Armangue/dpa

Die größte Spende kam von der türkischen Zentralbank mit 30 Milliarden TL (ca. 1,5 Milliarden Euro). Die Opposition fürchtet dahinter ein verstecktes Spiel. „Wenn dieses Geld in den Haushalt fließt, würden die nötigen Ausgaben aus dem Staatshaushalt getätigt und durch den Rechnungshof kontrolliert werden. Das Geld wird aus dem Haushalt genommen und vom Rechnungshof versteckt“, sagte der Abgeordnete Faik Öztirak (CHP) in einer Pressekonferenz.

Große Gala für Erdbeben-Opfer in der Türkei: Spenden von staatlichen Unternehmen

46 Milliarden TL (ca. 2,3 Mrd. Euro) versprachen bei der Veranstaltung Banken und Unternehmen, die zum Teil im Besitz des Staates sind, an die Erdbebenopfer zu spenden. Dazu gehört auch die Fluglinie Turkish Airlines. Zu den Spendengebern zählen auch die Telekommunikationsunternehmen Türkcell und Türk Telekom, die unter Kritik stehen. Die Unternehmen hatte nach dem Erdbeben es nur schwerlich geschafft, dass Telefon- und Imternetnetz wieder herzustellen.

Erdbeben in der Türkei: Regierungsnaher Unternehmer bekommt nach Spende staatliche Hilfen

Auch Bauunternehmer wie Mehmet Cengiz, Chef der Cengiz Holding, ließ sich in die Sendung schalten und spendete 3 Milliarden TL (ca. 150 Millionen Euro). Kurze Zeit später wurde dem Unternehmen für ein großes Projekt in Konya umfangreich Steuern und Sozialversicherungsabgaben erlassen und bekommt zusätzlich umfangreiche Subventionen. Der Konzern gehört zu der „Fünfer--Bande“ - ein von fünf Konzernen, die die meisten staatlichen Aufträge bekommen und von der Opposition für ihren engen Verbindungen zur Regierung und für Schmiergeldzahlungen kritisiert werden.

Erdbeben in der Türkei: Spenden gehen an Katastrophenschutzbehörde AFAD

Die Spendengelder sollen vor allem an die Katastrophenschutzbehörde AFAD und den türkischen Halbmond fließen. Doch die stehen vor allem in der Kritik, weil sie zu spät reagiert haben auch schlecht koordiniert seien. Viele Menschen seien dadurch gestorben, kritisiert die Opposition. Zudem wird AFAD für ihre Inkompetenz kritisiert. Mehrere Direktoren seien etwa Theologen, die für ihre Posten ungeeignet seien. Einer von ihnen ist der AFAD-Direktor für Naturkatastrophen und Ausnahmesituationen, Ismail Palakoglu. Dieser war zuvor bei der Religionsbehörde „Diyanet“ tätig. (Erkan Pehlivan)

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